Kiel/Hamburg

Greenpeace warnt vor Gefahr in Nordsee: Unglück auch hier möglich

Wie sicher sind die Öl- und Gasplattformen in der Nordsee? Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace könnte sich eine Ölkatastrophe wie im Golf von Mexiko auch jederzeit in der Nordsee ereignen.

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Von unserem Mitarbeiter Daniel Weber

„Regelmäßig kommt es zu Unfällen auf Ölplattformen“, sagt Christian Bussau, Meeresbiologe und Ölexperte bei Greenpeace. „Schlimmer als die Unfälle sind jedoch die chronischen Ölverschmutzungen. Schon im Normalbetrieb wird rund um die Uhr Öl in die Nordsee eingeleitet.“

BP „risikofreudig“?

Bussau hatte vor Kurzem bei Flügen über die Nordsee 75 der rund 400 Förderanlagen entlang der britischen, dänischen und norwegischen Küste kontrolliert. An fünf Plattformen dokumentierte er schwimmende Ölteppiche.

Nach Angaben von Greenpeace arbeitet vor allem der BP-Konzern „risikofreudig – auch in der Nordsee“: Weil die Öl- und Gasreserven in der relativ flachen Nordsee nahezu erschöpft sind, drängen die Energiekonzerne in immer größere Tiefen vor. BP hole westlich der Shetland-Inseln Öl mit Förderschiffen aus mehr als 400 Metern Wassertiefe. „Falls es hier zu einem Unfall kommt, kann kein Mensch das Bohrloch erreichen“, sagt Bussau, „Taucher können nur bis rund 200 Meter Tiefe arbeiten. Hier müsste, wie bisher erfolglos im Golf von Mexiko, mit unbemannten Unterwasserrobotern operiert werden.“

Bohrloch in Betonwanne

Die Gefahr eines ähnlichen Unglücks im deutschen Wattenmeer schätzen Experten dagegen als gering ein. Das einzige Bohrloch auf der Mittelplate, Deutschlands größtem Ölfeld in der Nordsee, ist mit einer Betonwanne gesichert, erklärt Geologieprofessor Lorenz Schwark von der Universität Kiel.

Auch Ozeanologe Martin Visbeck vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften hält das Risiko der Ölförderung – zumindest in den flachen Gebieten der Nordsee – für gering: „Am Golf von Mexiko wurden erhebliche Fehler gemacht, die Anlagen in der Nordsee werden viel stärker überprüft.“ Das Arbeiten in der Tiefsee ist laut Visbeck ungleich problematischer und aufwendiger. „Wäre eine solche Bohrinsel-Explosion in der flachen Nordsee passiert, hätte man sie viel schneller in den Griff bekommen.“