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Drei Fragen an Reimund Möcklinghoff, Referent für Marktfragen bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

. Reimund Möcklinghoff, Referent für Marktfragen bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Der Experte erklärt, warum die Krise einige Gebiete im Land besonders schlimm treffen könnte.

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Sind die Bauern auch selbst schuld am schlechten Preis, weil sie zu viel produziert haben?

In den Jahren 2014 und 2015 sah es auf dem weltweiten Markt so aus, dass auch in Zukunft sehr viel exportiert werden konnte, und die Preise waren gut. Innerhalb der EU setzten vor allem die Niederlande und Irland voll auf eine weitere Steigerung des Exportes und produzierten deutlich mehr Milch als zuvor. Dann kam das Russland-Embargo, und es stellte sich heraus, dass die Chinesen deutlich weniger Milchprodukte kauften – auch weil sie zuvor sehr große Lagerbestände aufgebaut hatten. Gleichzeitig wurde weltweit sehr viel mehr Milch produziert. Das alles hat den Preis massiv unter Druck gesetzt.

Inwieweit sind die rheinland-pfälzischen Milchbauern von der aktuellen Krise betroffen?

Genauso wie die übrigen in Deutschland. Allerdings könnte es einige Gebiete, wo die Anzahl der Milchviehbetriebe ohnehin schon stark ausgedünnt ist, besonders hart treffen. Dort werden die Kosten der Versorgung und Infrastruktur – etwa für den Bezug von Fertigfutter, für Getreide, aber auch die Kosten für tierärztliche Behandlungen – eher teurer: Je mehr Betriebe ein Lieferant oder Tierarzt ansteuert, desto günstigere Konditionen kann er anbieten. Das betrifft im Prinzip alle Regionen in Rheinland-Pfalz, mit Ausnahme des Kreises Bitburg-Prüm, der Region Daun und von Teilen des Westerwaldes, denn dort befinden sich die Schwerpunkte der Milchviehhaltung im Land.

Bedeutet die derzeitige Marktsituation, dass etliche Betriebe zugrunde gehen?

Ja. So schlimm es ist, der Markt wird sich bereinigen. Einige Betriebe werden aus der Produktion von Milch aussteigen müssen, sie werden sich Alternativen suchen müssen, entweder im außerlandwirtschaftlichen Bereich oder in der Besetzung von Marktnischen, zum Beispiel im Biosegment oder in der Direktvermarkung.

Das Gespräch führte Stefan Hantzschmann