Deutsches Wissen wird Allseits geschätzt

Foto: Svenja Wolf (Grafik)

Vor wenigen Tagen ging die Internationale Weltraumwoche zu Ende. Zentrales Thema war der 50. Jahrestag der bemannten Raumfahrt und der Beginn des Weltraumzeitalters. Die Woche, eingeführt durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 1999, würdigt den Beitrag der Weltraumforschung zur Verbesserung der Situation der Menschheit. Grund genug einmal nachzuschauen, was die Deutschen im All so machen.

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Vor wenigen Tagen ging die Internationale Weltraumwoche zu Ende. Zentrales Thema war der 50. Jahrestag der bemannten Raumfahrt und der Beginn des Weltraumzeitalters. Die Woche, eingeführt durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 1999, würdigt den Beitrag der Weltraumforschung zur Verbesserung der Situation der Menschheit. Grund genug einmal nachzuschauen, was die Deutschen im All so machen.

Wer an Raumfahrt denkt, denkt zunächst an die USA und Russland. Doch die einst gar nicht so traute Zweisamkeit der beiden Weltmächte im All ist passé. Längst spielen auch die Deutschen eine gewichtige Rolle, wenn es um die Erforschung unseres Sonnensystems und des gesamten Universums geht. Hochtechnologie made in Germany ist gefragt und bei zahlreichen Raumfahrtmissionen im Einsatz.

So beispielsweise im europäischen Weltraumteleskop „Herschel“: Mit dem größten Instrument dieser Art, das jemals gebaut wurde, gehen die Forscher auf die Suche nach den ersten Sternen und Galaxien des Universums. Das fliegende Observatorium blickt dabei im Licht der kosmischen Infrarotstrahlung auch durch Staub- und Gaswolken. Doch „Herschel“ kann noch mehr. So viel mehr, dass ihm der Spitzenplatz unter den Weltraumspähern gebührt. Der altersschwache amerikanische Konkurrent „Hubble“ wurde damit von den Europäern aus dem Rennen geschlagen.

Ein weiteres Beispiel für die Qualität der europäischen und speziell der deutschen Raumfahrt ist „CryoSat“, ein hochentwickelter Satellit, der die Eismassen der Erde vermessen soll. Durch seine Daten hoffen Wissenschaftler, genauere Erkenntnisse über das Abschmelzen der Polkappen zu gewinnen. Und vielleicht kann diese drohende globale Katastrophe dadurch sogar verhindert werden.

Doch nicht nur auf den blauen Heimatplaneten richten die Forscher ihre Blicke, auch der rote Nachbar im Sonnensystem weckt seit jeher Begehrlichkeiten. Die ersten Daten des europäischen „Mars Express“ beflügelten die Fantasie der Astronomen. Zu Beginn der etliche Hundertmillionen Euro teuren Mission mussten die Europäer aber Lehrgeld bezahlen: Das Landegerät stürzte beim Anflug auf den Roten Planeten offenbar ab und ist für die Wissenschaft bis heute verloren.

Die Geschichte der Raumfahrt war und ist immer schon mit Jubel oder Trauer gleichermaßen verbunden. Einem Triumph wie der Mondlandung stehen später die Abstürze der US-Raumfähren „Challenger“ und „Columbus“ gegenüber. Sündhaft teure Hightechsatelliten konnten ihre Fähigkeiten nie unter Beweis stellen, weil fehlerhafte Trägerraketen schon unmittelbar nach dem Start außer Kontrolle gerieten und abstürzten. Die anfängliche Pannenserie bei der europäischen „Ariane“-Rakete ist noch immer im Gedächtnis. Spitzentechnologie für Hunderte Millionen Euro versank vor dem guayanischen Weltraumbahnhof Kourou im Meer.

Doch lieber ein Anfang mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. So lernte man aus den Fehlern und führte das europäische Raumfahrtprogramm auf die Erfolgsspur. Ja, bald genossen die Trägerraketen made in Europe einen glänzenden Ruf. Die Metamorphose vom raumfahrttechnischen Rohrkrepierer zum zuverlässigen, schwer tragenden Lastesel ins All war gelungen. Damit rückte das vereinte Europa auf Platz drei der Raumfahrtnationen und wurde alsbald zum respektierten Partner für Kooperationen bei der Erforschung des Universums. So vertraute die Nasa den Europäern wertvolle Satelliten an, um sie mit der jetzt tadellos funktionierenden „Ariane“ ins All zu befördern, während umgekehrt deutsche Astronauten mit US-Raumfähren an ihren Arbeitsplatz im Orbit gelangten.

Mit der politischen Öffnung des Ostens öffneten die Russen auch die Tore zu ihren Raumfahrtzentren und zum Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Heute transportieren russische Proton-Raketen ESA-Satelliten und ISS-Crewmitglieder in die Umlaufbahn. Die mit Abstand längsten Einsätze für die ESA in der internationalen Raumstation verbrachte der Deutsche Thomas Reiter. Er war insgesamt fast ein Jahr im All.

Der nächste Raumflug mit deutscher Beteiligung ist für 2014 geplant. Dann wird der deutsche Nachwuchsastronaut Alexander Gerst einen sechsmonatigen Langzeitaufenthalt an Bord der ISS antreten. Der Geophysiker, geboren 1976 in Künzelsau (Baden-Württemberg), hatte sich beim Auswahlverfahren der ESA gegen 8413 andere Bewerber durchgesetzt und war als einziger Deutscher unter sechs neuen Astronauten der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Gerst wäre damit nach Thomas Reiter und Hans Schlegel der dritte deutsche Astronaut auf der ISS. Der 35-Jährige wird von Russland aus ins All starten und als Bordingenieur der ISS-Missionen 40 und 41 arbeiten.

Von unserem Redakteur Axel Müller