Wehr

Wie ein Dorf um seine Grundschule kämpft

Kurze Beine – kurze Wege. Bildungspolitisch ist die Grundschule vor der Haustür wünschenswert. Die finanzielle Not mit diesem Anspruch haben die Kommunen. Zum Beispiel im Brohltal. Ein exemplarischer Fall fürs ganze Land.

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„Der Grundschulstandort Wehr bleibt (vorerst) erhalten.“ Dieser Eintrag vom 18. März auf der Homepage der Brohltalgemeinde im Kreis Ahrweiler verkündet nicht nur den aktuellen Beschluss des Verbandsgemeinderates, sondern auch den Etappensieg einer unerwartet energischen Bürgerbewegung im Kampf um ein Herzstück kommunaler Infrastruktur. Die Kampagne, die von der Basis kam, führte staunenden Ratsmitgliedern vor Augen, wie groß im ländlichen Raum die Angst vor dem Verlust von Strukturen ist, die Lebensqualität ausmachen. Ein Lehrstück auch für andere Gebietskörperschaften, denen Ähnliches bevorsteht. Mit 66 Kindern ist die Grundschule in Wehr noch nicht einmal die kleinste im Kreis Ahrweiler.

Große Beteiligung bei der Demonstration für den Erhalt der Grundschule in Wehr.

Vollrath-Pressebild

Wie das Dorf Wehr um seine kleine Grundschule kämpft…

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Der Protest einer Dorfgemeinschaft, die vom Enkel bis zum Großvater alle elektrisiert hat, brachte am vergangenen Donnerstag eine vom Verbandsgemeinderat bereits getroffene Entscheidung ins Wanken, die ebenfalls die Zukunft der nächsten Generation betrifft und symptomatisch ist für die finanzielle Not der Kommunen. Der Wille, sich nicht auf Kosten der Kinder zu verschulden, hatte bei den Haushaltsberatungen im Dezember 2009 zu dem Beschluss geführt, die im Etat eingestellten 46 300 Euro für die Sanierung der Schule mit einem Sperrvermerk zu versehen. Die Bürger aus Wehr horchten sofort auf, sahen da-rin für die Schule ein Todesurteil durch die Hintertür und organisierten mit unglaublicher Tatkraft den

Widerstand. 260 Teilnehmer empfing Ortsbürgermeister Berthold Doll am 6. Januar, um den immensen Informationsbedarf zu stillen. Drei Wochen später nahm Verbandsbürgermeister Johannes Bell 1006 Unterschriften entgegen. Auch virtuell sind die Bürger präsent, bieten mit einer neuen Website eine Plattform für Aufklärung, Austausch und Solidaritätsbekundungen.

Hautnah erlebten die Wehrer Grundschüler, wie spannend Demokratie ist. „Alle Parolen für die Demonstration haben sich die Kinder selbst ausgedacht“, berichtet die Rektorin Frauke Kopp. Die Kinder verwandelten weiße Bettlaken in Transparente, bastelten Spruchschilder, lernten einen eigenen Protest-Song auswendig und hatten es zum ersten Mal in ihrem Leben mit einem Gemeinderat zu tun. Deren Mitglieder blickten gerührt.

In den friedlichen Umzug vor der Ratssitzung am Donnerstag reihten sich auch viele Teilnehmer im Großelternalter ein, für die das Tragen von Kundgebungs-Utensilien etwas ungewohnt war. „Es geht nicht nur um die Enkelkinder. Es geht um Wehr“, meinte der 68-jährige Reinhold Durben und befürchtet, dass mit dem Kinderlachen auf dem Pausenhof auch das Dorf irgendwann verschwindet. „Wir brauchen Schüler auf dem Land, sonst fahr“n die Dörfer an die Wand„, heißt es auf einer der Standarten. Sie tragen alle die Farbe Orange - Ausdruck einer neu gefühlten Solidarität, die auch Frauen wie Heike Remakulus und Birgit Heuft aus dem Schulelternbeirat auf die Straße bringt. “Wir haben jetzt Erfahrung gesammelt, wissen, wie Kommunalpolitiker ticken und miteinander umgehen. Es war eine interessante Zeit„, sagen die Mütter.

Sie haben mitgeholfen, die Grundschule Wehr zu retten, die eigentlich wegen eines Sanierungsstaus in das Blickfeld der Ratsmitglieder geriet. Ob sie es nachhaltig verhindern konnten, daran zweifeln sie ein bisschen. Für Ralf Henk, Verbandsgemeinderatsmitglied aus Wehr, steht jedoch fest: “Wehr geht gestärkt aus diesem Protest heraus. Der Zusammenhalt in der Gemeinde wurde neu geboren." Beate Au