Berlin

Wer zahlt fürs Flugverbot? Airlines fordern Hilfe vom Staat

Erst hat die Wirtschaftskrise die Luftfahrtbranche gebeutelt, dann haben die Flugverbote wegen der Vulkanasche ihr einen weiteren Schlag versetzt. Jetzt fordert sie finanzielle Hilfe vom Staat. Kommt am Ende der Steuerzahler für die aus Island importierte Krise auf?

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Berlin – Erst hat die Wirtschaftskrise die Luftfahrtbranche gebeutelt, dann haben die Flugverbote wegen der Vulkanasche ihr einen weiteren Schlag versetzt. Jetzt fordert sie finanzielle Hilfe vom Staat. Kommt am Ende der Steuerzahler für die aus Island importierte Krise auf?

Das beispiellose Flugverbot in Europa hat die Wirtschaft Milliarden gekostet. Allein die Fluggesellschaften schätzen den Umsatzausfall auf 1,3 Milliarden Euro. Der Präsident des Weltluftfahrtverbands IATA, Giovanni Bisignani, forderte die europäischen Regierungen daher auf, die Möglichkeiten eines Ausgleichs der Umsatzverluste zu prüfen. Eine Rettungsaktion hält er zwar nicht für nötig. Vor allem kleine und mittlere Gesellschaften leiden jedoch unter Liquiditätsproblemen, die sie nicht selbst verursacht haben, so Bisignani. „Die Regierungen sollten den Fluggesellschaften deshalb helfen.“ Auch die Flughafen Zürich AG verlangt wegen der Ausfälle nach dem Vulkanausbruch in Island staatliche Hilfe.

Subventionen überdenken

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sprach sich entschieden gegen solche Hilfen aus. „So bitter das für die Fluggesellschaften sein mag: Flugverbote gehören zum allgemeinen Geschäftsrisiko“, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. „Fünf Tage Flugverbot sollten wohl kaum ausreichen, um Airlines in eine existenzgefährdende Lage zu bringen.“ Die seien nun erst einmal selbst gefordert, der Staat könne nicht alle Risiken abdecken. Die aktuelle Ausnahmesituation bietet nach Ansicht Zimmermanns vielmehr Anlass, die Subventionierung des Flugverkehrs auf den Prüfstand zu stellen.

Der europäische Verband der Flughäfen ACI Europe und der Verband der Fluggesellschaften AEA hatten bereits in einer Erklärung eine „angemessene Antwort auf europäischer Ebene“ gefordert und Finanzspritzen etwa für Notfallleistungen wie Verpflegung und Übernachtungen verlangt. Nach Angaben der EU-Kommission hat bislang aber noch keines der 27 EU-Mitgliedsländer seine Fluggesellschaften mit Staatsgeld unterstützt. Staatliche Beihilfen können von nationalen Regierungen gezahlt werden, die EU-Wettbewerbshüter müssen die Summen jedoch genehmigen.

Rückstau löst sich langsam

An den Flughäfen entspannt sich derweil die Lage. Die bislang einmalige Sperrung des europäischen Luftraums ist am Mittwoch aufgehoben worden. Damit löst sich eine der größten und teuersten Verkehrsbehinderungen der Geschichte nach gut sechs Tagen allmählich auf. Es dauert allerdings noch Tage, bis die Flugpläne wieder eingehalten werden können.

Die Deutsche Flugsicherung erlaubte flächendeckend Luftverkehr nach Instrumentenflugregeln (IFR) – zuvor war das Fliegen nur mit Sondergenehmigungen oder im Sichtflug erlaubt gewesen. Bis Mittwochabend rechnete die Flugsicherung wieder mit rund 5000 Passagier- und Frachtmaschinen auf IFR-Flügen. Normalerweise gibt es im Schnitt täglich 8500.

Nun gilt es, eine Menge abzuarbeiten: Knapp drei Millionen Passagiere wurden seit Donnerstag wegen der Luftraumsperrungen nicht abgefertigt, schätzt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen. Den Rückstau bei der Luftfracht bezifferte sie mit 50 000 Tonnen.

Rochus Görgen