Vallendar

Tages Thema: Schönstätter aus aller Welt feiern ihren Glauben

Feier und Festakt, Party und Pilgern: Vier Tage lang feierte die katholische Schönstatt-Bewegung ihr 100-jähriges Bestehen – bei schönstem Herbstwetter. Dies trieb vor allen Dingen den Organisatoren ein „Gott sei Dank“ auf die Lippen – eine Open-Air-Großveranstaltung im strömenden Regen wäre zumindest eine Herausforderung für sie geworden.

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Diese Leserfotos aus Schönstatt wurden uns per Facebook zur Verfügung gestellt.

NanetteRüdiger Bornemann

NanetteRüdiger Bornemann

Carmen Bahlmann

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Dagmar Wehmeier

Von unserem Redakteur Michael Defrancesco

Doch so herrschte Sonnenschein am Himmel – und in den Herzen der Pilger sowieso. Viele von ihnen waren zum ersten Mal in ihrem Leben in Europa, wie Catalina. „Es ist wie ein Nachhausekommen“, strahlte die 25-jährige Studentin aus Argentinien. Der Grund: Die Schönstatt-Heiligtümer sehen überall auf der Welt gleich aus – und so kann sich der Schönstätter sofort heimisch fühlen, egal, ob in Sydney, Kapstadt oder Milwaukee. Dennoch: Der Ursprungsort hat eine besondere Anziehungskraft. „Ich will gar nicht mehr hier weg“, seufzte Hemma (21) aus Tirol.

Gesandter aus Rom

Auch die Ehrengäste spürten ganz offensichtlich die Energie, die im Schönstatt-Tal herrschte. „Ihre Bewegung leistet einen wichtigen Dienst der Evangelisierung“, sagte Kardinal Giovanni Lajolo, der Sondergesandte des Papstes. Zuletzt war er in Deutschland gewesen, um sich des Limburger Bischofs anzunehmen – jetzt schien er einen sichtlich angenehmeren Termin zu haben. „Ich werde Papst Franziskus berichten, welche Glaubenskraft ich hier erlebt habe“, sagte Lajolo vor den 10.000 Schönstättern in der Pilgerarena – und fügte in den aufbrandenden Applaus hinzu: „Und auch Papst Benedikt XVI. werde ich von Ihrem Fest erzählen.“

Rund 10 000 Schönstätter aus 60 Nationen kamen am Wochenende nach Vallendar (Kreis Mayen-Koblenz), um am Gründungsort der Schönstatt-Bewegung das 100-jährige Bestehen zu feiern. Schönstätter aus Neuseeland waren angereist, aus Afrika, Asien, Süd- und Nordamerika und aus fast ganz Europa.

Michael Defrancesco

Michael Defrancesco

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Schönstätter aus Burundi oder dem Kongo kamen in prächtiger Tracht. Mitglieder der Schönstattfamilie von Mexiko boten einen Tanz und sorgten für kulturelle Vielfalt in der Pilgerarena Schönstatt

Michael Defrancesco

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Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe feierten die Festmesse in der Pilgerarena mit, die auch live weltweit übertragen wurde.

Michael Defrancesco

Kardinal Giovanni Lajolo kam als direkter Gesandter von Papst Franziskus, er brachte einen persönlichen Gruß des Papstes an die Schönstätter mit und war Hauptzelebrant des Festgottesdienstes

Michael Defrancesco

Das Gnadenbild der Gottesmutter von Schönstatt wurde in einer feierlichen Prozession zum Gottesdienst gebracht.

Michael Defrancesco

Am Vorabend zum Jubiläumstag beging die Jugend von Schönstatt eine Vigil – die Nachtanbetung.

Michael Defrancesco

In der Nacht vor dem Jubiläumstag feierten die Jugendlichen: Sie entzündeten ein Feuer und verbrannten darin Zettel, auf die sie geschrieben hatten, wie sie in Zukunft das Feuer des Glaubens in die Gesellschaft weitertragen wollen.

Michael Defrancesco

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Im Geiste waren die höchsten Autoritäten der katholischen Kirche also präsent. Lajolo verlas ein Grußwort von Papst Franziskus: „Alle, die das Liebesbündnis mit Maria eingehen, erklären sich bereit, sich mit ganzer Kraft für die Sache Gottes einzusetzen und im Licht des Glaubens gemeinsam die Zukunft zu gestalten“, so der Papst. „Sie tun dies in der Gewissheit, dass Maria helfen wird, damit christliches Leben im Alltag gelingt.“

Missionsauftrag

Lajolo fügte persönlich in seiner Festpredigt hinzu: „Sie sind geprägt von der Realität der modernen Zeit.“ Damit spielte er auf das Wort des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich an, den Finger stets am Pulsschlag der Zeit zu haben. „Pater Kentenich sah Leben und Welt, Alltag, Gegenwart und Geschichte im Licht der Führung Gottes und im Plan seiner Weisheit und Güte“, sagte Lajolo. Im Bund mit der Gottesmutter Maria den Alltag christlich zu gestalten, sei eine wichtige Aufgabe, die Schönstatt in die Kirche und Gesellschaft hineintragen könne. „Die aktuellen Krisen der Völkergemeinschaft verlangen nach einer solchen Bündniskultur für die Gestaltung einer besseren Zukunft“, sagte Lajolo. „Die Kirche rechnet immer mehr mit christlichen Familien, die Ehe und Familie als Berufung verstehen.“ Pater Heinrich Walter, Vorsitzender des Generalpräsidiums der Schönstatt-Bewegung, griff dies auf und fügte hinzu: „Wir sind mit diesem Jubiläum nicht am Ziel angekommen, sondern wir treffen eine missionarische Entscheidung. Wir machen uns den Traum des Heiligen Vaters zu eigen: ,Ich träume von einer missionarischen Option, die fähig ist, alles zu verwandeln.'“ Dies wolle man als Missionsauftrag verstehen, um im Dialog mit den Mitmenschen und im Bündnis mit Gott und Maria tätig zu werden.

Vor 100 Jahren begann alles im Kleinen: ein paar Studenten, die gemeinsam mit ihrem Spiritual Pater Josef Kentenich eine Weihe an die Gottesmutter Maria machten. Jungen, die an sich arbeiten wollten. Auch zum Jubiläum spielte die Jugend daher eine große Rolle. Beispielsweise organisierten Jungen aus ganz Europa einen Fackellauf von Valle di Pompeji nach Schönstatt. Valle di Pompeji hat für die Bewegung eine große Bedeutung: Dort wurde aus einem kleinen privaten Marienkapellchen ein blühender Wallfahrtsort. Als Pater Josef Kentenich einen Zeitungsartikel darüber las, ließ er sich inspirieren: Ob die Gottesmutter Maria auch von Schönstatt aus wirken würde? Die innere Verbindung der beiden Wallfahrtsorte kam sinnbildlich im Fackellauf zum Ausdruck – auch der Freiburger Weihbischof Michael Gerber (selbst Schönstätter) beteiligte sich aktiv und rannte eine Etappe.

Den Schlussspurt gab es in der Nachtanbetung vor dem Jubiläumstag in Schönstatt: Die Jugendlichen entzündeten mit der Fackel ein Feuer und verbrannten darin Briefe, in denen sie schrieben, wie sie das Feuer des Glaubens weitertragen wollen.