Studie: Die alten Rollenmuster leben fröhlich weiter

Deutschland diskutiert: über das Elterngeld und den Ausbau von Krippenplätzen, über Frauen in DAX-Vorständen und Männer in Elternzeit. Frauen sollen bitteschön das gleiche Recht auf Karriere haben wie Männer. Und Familie und Beruf vereinbaren, das wollen wir doch alle – oder vielleicht doch nicht?

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Von Angela Kauer

Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Allensbach hat sich die Einstellung der Deutschen zu Beruf und Familie in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. „Insgesamt halten sowohl Männer als auch Frauen noch verbreitet an tendenziell traditionellen Vorstellungen einer partnerschaftlichen Rollenverteilung fest“, ist in der „Vorwerk Familienstudie 2013“ zu lesen.

Heißt: Im Zweifel bleibt sie zu Hause und hütet Haus und Kind, während er Karriere macht – und beide finden das gut so. Das Ergebnis hat die Forscher nicht einmal überrascht. „Es bestätigt, was wir aus anderen Studien wissen“, sagt Steffen de Sombre, der die Untersuchung geleitet hat. „Wenn es um das Rollenverständnis geht, widersprechen die Einstellungen oft dem, was wir intuitiv vermuten und was vielleicht auch als gesellschaftlicher Konsens gilt.“

Tja, könnte man jetzt einwenden, die Studie hat ja auch ein Staubsaugerhersteller in Auftrag gegeben. Doch bei mehr als 1500 Befragten sind die Ergebnisse durchaus repräsentativ. Und sie sprechen eine deutliche Sprache: Obwohl der Anteil der berufstätigen Frauen in den vergangenen zwei Jahrzehnten von 55 Prozent auf zuletzt 68 Prozent stieg, käme es für weniger als die Hälfte der Deutschen (44 Prozent) aktuell infrage, dass der Mann bei seiner Karriere zurücksteckt, damit auch seine Frau arbeiten kann.

Das sehen übrigens sogar die Frauen so: Nur 48 Prozent der weiblichen Befragten finden es demnach gut, wenn ihr Partner für sie beruflich Abstriche machen würde. Besonders erstaunlich ist, dass die Zustimmung unter den Frauen für diese Forderung in den vergangenen 20 Jahren sogar nachgelassen hat. Im Jahr 1993 befürworteten noch 53 Prozent der Frauen, dass ihr Mann für sie in der Firma kürzer tritt. Wie wenig der oft zitierte gesellschaftliche Wandel tatsächlich eingesetzt hat, zeigen auch andere Ergebnisse der Umfrage.

Nur für jeden Dritten (36 Prozent) wäre es denkbar, dass der Mann halbtags arbeitet und sich um die Kinder kümmert, damit auch seine Frau arbeiten kann. Dass der Mann gleich ganz zu Hause bleibt und seine Partnerin das Geld verdient, kann sich nicht mal jede vierte Frau (23 Prozent) und nicht mal jeder fünfte Mann (17 Prozent) vorstellen. Die Einstellung Jüngerer unterscheidet sich dabei kaum von der Älterer: „Junge Männer finden es grundsätzlich okay, wenn ihre Partnerin Vollzeit berufstätig ist – solange die eigene Berufstätigkeit nicht leidet“, sagt de Sombre.

Dazu passt es dann auch, dass das Bild des Mannes als Ernährer offenbar nicht obsolet geworden ist. Nur eine Minderheit der Männer (37 Prozent) und Frauen (43 Prozent) könnte sich in einer Partnerschaft gut vorstellen, dass sie mehr Geld verdient als er. Ob sich diese Einstellungen irgendwann einmal ändern? Meinungsforscher de Sombre zögert. „Ohne das explizit abgefragt zu haben, lässt sich darüber nur spekulieren“, sagt er. Aus anderen Studien aber wisse man, dass institutionelle Veränderungen häufig auch Einstellungsänderungen nach sich ziehen.

„Wenn wir zum Beispiel von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf reden, muss eine Generation erst einmal die Erfahrung machen, dass das möglich ist – für Männer und Frauen“, sagt de Sombre. Der Wandel fängt also in den Institutionen an – den Kitas, den Schulen, den Unternehmen, den Parlamenten. Bis er in den Köpfen ankommt, kann es dauern – 30, 40 Jahre, eine ganze Generation eben. Leichte Anzeichen zeigen sich aber schon. Denn auch das sagt die „Familienstudie“: Männer bringen sich heute in der Erziehung mehr ein als früher. Und drei von vier Vätern sind sogar bereit, „mal abends die Betreuung der Kinder zu übernehmen, damit die Frau ausgehen kann“. Immerhin.