Mehr Ärzte – Und doch droht Ärztemangel

Auch in Krankenhäusern ist der Ärztemangel schon spürbar: Immer mehr Mediziner kommen hier aus dem Ausland.  Foto: dpa
Auch in Krankenhäusern ist der Ärztemangel schon spürbar: Immer mehr Mediziner kommen hier aus dem Ausland. Foto: dpa

Berlin/Rheinland-Pfalz – Die Zahl der Ärzte ist im vergangenen Jahr sowohl in Rheinland-Pfalz als auch bundesweit erneut gestiegen. Doch die Ärzte werden immer älter, arbeiten immer häufiger Teilzeit und kommen zunehmend aus dem Ausland.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Von unserem Redakteur Christian Kunst

Laut Statistik der Bundesärztekammer gab es im vergangenen Jahr 357.200 berufstätige Ärzte, 2,5 Prozent mehr als 2012. In Rheinland-Pfalz stieg die Zahl um 1,9 Prozent auf 16 800 Mediziner, darunter 6760 im ambulanten Bereich und 7968 in Kliniken. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 arbeiteten im Land nur 13.444 Ärzte – das war rund ein Viertel weniger als 2013.

Allerdings sind die heutigen Ärzte immer älter. Bundesweit stieg das Durchschnittsalter innerhalb eines Jahres von 52,8 auf 53,1 Jahre. Auch in Rheinland-Pfalz sind mehr als die Hälfte der Ärzte älter als 50 Jahre alt – im Schnitt 54,9 Jahre. Das Problem: Ein Großteil dieser Mediziner geht bis zum Ende des Jahrzehnts in den Ruhestand. Doch der Nachwuchs fehlt: Nur etwas mehr als jeder vierte Mediziner in Praxen und Krankenhäusern ist jünger als 40 Jahre. Noch drastischer sieht es aus, wenn man nur die niedergelassenen Ärzte betrachtet: 2013 gab es hier noch 326 Mediziner im Alter von 35 bis 39 – im Jahr 2000 waren es noch 811.

„Mehr Ärzte und zugleich Ärztemangel schließen sich nicht aus. Es ist vielmehr eine natürliche Folge gesellschaftlicher Veränderungen“, sagt Prof Dr. Frieder Hessenauer, Chef der Landesärztekammer in Rheinland-Pfalz. Und Bundesärztekammerchef Frank Ulrich Montgomery sagt: „Der Ärztemangel und der Mangel an Arztstunden sind keine Prognose mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität.“

Dazu gehört auch, dass immer mehr Ärzte Teilzeit arbeiten – ein Trend, der sich durch die künftige Medizinergeneration mit 70 Prozent Frauenanteil deutlich verschärfen wird. Während 2001 noch 31 000 Ärzte in Teilzeit arbeiteten, hat sich ihre Zahl laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2011 auf 54 000 erhöht. „Junge Menschen mit einer hoch qualifizierten Ausbildung sind zu Recht nicht mehr bereit, ihren Lebensstil, ihre Lebensqualität und ihre Arbeitnehmerrechte an den Pforten der Krankenhäuser und Arztpraxen abzugeben“, meint Montgomery.

Außerdem diagnostizieren die Ärzteverbände, dass unter den Medizinern immer mehr ausländische Kollegen sind. Bundesweit ist ihre Zahl innerhalb eines Jahres um 10 Prozent auf 36 000 angestiegen. In Rheinland-Pfalz arbeiteten 2013 insgesamt 1550 Mediziner aus dem Ausland – das sind nahezu doppelt so viele wie im Jahr 2000. Der größte Teil kommt aus der EU (750), 131 allein aus Rumänien, gefolgt von Asien (341) und dem übrigen Europa (279), vor allem Osteuropa. Schwerpunktländer sind Russland (110), die Ukraine (50) und Serbien (26). Bei der Landesärztekammer hat man festgestellt, dass Rheinland-Pfalz offenbar besonders bei Ärzten aus „Krisenregionen“ wie Syrien (77), dem Iran (72) oder aus Afrika (109) beliebt ist.