Köln

Gamescom: Wo Videospiele zum Leitmedium werden

Besuchermagnet Gamescom: Das Ausprobieren gehört zur Spielemesse dazu - und das Geschäft mit den Vorbestellungen.  Foto: dpa
Besuchermagnet Gamescom: Das Ausprobieren gehört zur Spielemesse dazu - und das Geschäft mit den Vorbestellungen. Foto: dpa

Die diesjährige Spielemesse Gamescom fällt in eine spannende Zeit des Wandels. Das Geschäft der Anbieter klassischer Konsolenspiele bekommt zunehmend den Druck günstiger Spiele für Smartphones zu spüren.

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Von Renate Grimming

Zugleich hoffen sie auf einen Schub durch neue Spieletitel, die die technischen Möglichkeiten der neuen Konsolengeneration voll ausnutzen. Bei der Gamescom in Köln stehen unter dem diesjährigen Motto „Spielend neue Welten entdecken“ vom 13. bis zum 17. August vor allem die neuen Spiele im Mittelpunkt. Mehr denn je wollen die Veranstalter ein breit gefächertes Publikum ansprechen. Rund 650 Aussteller erwartet die Koelnmesse in diesem Jahr. Neben den 140 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche will die Messe auch in der Kölner Innenstadt Zeichen setzen und etwa große Kreuzungen zum „Spielplatz“ umfunktionieren.

Zu Weihnachten waren Sonys Playstation 4 und Microsofts Xbox One in den Handel gekommen, bereits zur E 3, der Fachmesse in Los Angeles im Juni, hatten die großen Spieleverlage und Konsolenhersteller ein Feuerwerk neuer Titel gezeigt. „Viele dieser fantastischen Spielwelten werden die Möglichkeiten der neuen Konsolengeneration erstmals richtig nutzen“, sagt Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Branchenverbands BIU.

Anders als auf der reinen Fachmesse E 3 werden sie in Köln öffentlich spielbar sein. Das mache die Messe sowohl für das Fachpublikum als auch für Privatbesucher interessant, sagt Schenk.

Mit dem offenen Konzept will sich die Messe weiter zum internationalen Kristallisationspunkt der Spieleindustrie entwickeln. Erst kürzlich hatten sich der BIU als Veranstalter und die Koelnmesse als Ausrichterin für eine Fortführung der Schau am Standort Köln entschieden. Schenk wertet das als klares Bekenntnis einer internationalen Industrie zum Standort Deutschland.

Lange Zeit hatte es die Branche in Deutschland schwer. Sie stand im Ruf, von gewaltverherrlichenden Ballerspielen für eine kleine Gemeinde von „Hardcore Gamern“ zu profitieren. Das hat sich längst geändert, doch Ansätze, das wirtschaftliche Wachstum der Branche etwa auf Messen abzubilden, schlugen fehl. Nach halbherzigen Versuchen wie der Cebit Home vor vielen Jahren gelang es erst der Gamesconvention in Leipzig, der Branche ein erfolgreiches Konzept und eine attraktive Messe-Plattform zu bieten. Seit 2009 findet die Gamescom als Nachfolgerin in Köln statt.

Als Partner haben die Veranstalter für dieses Jahr eine ganze Region geworben. Als „Nordic Region“ werden Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe vertreten sein. Sie gelten als Vorbilder einer starken Branche in Europa.

Die geballte Innovationskraft aus den Entwicklungsstudios dieser Länder sei für die europäische Spieleindustrie von großer Bedeutung, hob Schenk kürzlich hervor. Das Nordic Game Institute (NGI) unterstützt mit seinem Netzwerk aktuell 700 Firmen aus der nordischen Region, die zusammen einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaften. Auch einige international bekannte Namen wie Rovio („Angry Birds“) und Feo Media („Quizduell“) gehören zu diesem Netzwerk.

Die „Nordic Region“ sei ein sehr schönes Beispiel dafür, wie eine kleine Region sich international behaupten kann, sagt Thorsten Unger, einer der Geschäftsführer des Bundesverbands Game. Das wäre auch hierzulande wünschenswert. Deutschland gehöre zwar zu den absatzstärksten Märkten, neue Spiele würden hier aber nur wenige entwickelt. „Wir könnten viel mehr bewegen“, sagte Unger.

Die Gamescom wird in diesem Jahr von einem umfangreichen Rahmenprogramm flankiert. Der parallel zur Messe stattfindende Kongress am 14. August will ein Forum zum unmittelbaren Austausch zwischen gesellschaftlichen Interessengruppen bieten und die Diskussion anregen. Es sollen nicht nur Spieler zu Wort kommen, sondern auch Politiker, Rechtsexperten, Jugendschützer, Professoren, Investoren oder Gründer.

Als Themenschwerpunkte wurden der Jugendmedienschutz, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, Innovationen bei Computerspielen sowie rechtliche Fragen gesetzt. Eine Podiumsdiskussion über die Computer- und Videospielebranche als Technologietreiber soll den Aufschlag machen. „Digitale Spiele sind das Leitmedium des 21. Jahrhunderts“, postuliert Schenk. Spannend für Spieler dürften in Köln neben den zahlreichen neuen Spielen auch die Datenbrillen für das Rundum-3-D-Feeling werden. Sony stellte bereits auf der E 3 sein „Project Morpheus“ vor. Die Datenbrille ermöglicht es, komplett in eine dreidimensionale Spielewelt einzutauchen und sich darin körperlich realistisch zu bewegen.

Auch das Start-up Oculus dürfte mit seiner 3-D-Brille „Oculus Rift“ in Köln zu sehen sein. Das Unternehmen hat bereits eine beispielhafte Erfolgsgeschichte hingelegt. Inzwischen hat sich Facebook die kleine Firma einverleibt. Mit seinen jüngsten Übernahmen – etwa des Xbox-Designteams Carbon Design oder des akNet, ein Anbieter von Werkzeugen und Plattformen für Spieleentwickler – zeigt das Unternehmen, dass es eine relevante Rolle in der Zukunft der Computerspiele einnehmen will.