Berlin/Mannheim

GNTM: Die Show muss weitergehen

Die Show muss weitergehen Foto: dpa

„Topmodel“-Finale geplatzt, eine ganze Arena geräumt – doch Heidi Klum strahlt. Professionell wie immer lächelt das Model am Freitag in die Kameras. Am Tag nach dem Desaster steht für die 41-Jährige wieder Business as usual auf dem Programm. In einem Luxuskaufhaus in Berlin präsentiert sie einem exklusiven Kundinnenkreis ihre Dessouslinie. Von Sicherheitspersonal abgeschirmt, gibt Klum rund zwei Stunden lang Autogramme. Sie lächelt – gekleidet in Jeans und schwarz-goldenem Mantel – auch für Selfies mit den Fans ausgiebig in die gezückten Handys.

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Von Jenny Tobien und Christof Bock

Vergessen scheint das Chaos in der Mannheimer SAP-Arena keine 24 Stunden zuvor: Dort wird das Finale der ProSieben-Castingshow „Germany's next Topmodel“ jäh abgebrochen. Gegen 21.35 Uhr fordert ein Moderator die fast 10 000 Zuschauer in der Halle auf, sie „geordnet zu verlassen“. Wegen eines „technischen Problems“ könne die Show nicht fortgesetzt werden, heißt es zunächst. Später redet der Sender dann Tacheles: Es gab eine Bombendrohung.

Draußen vor der Halle frieren viele Mädchen in dünnen Kleidern. Diesmal ist das keine Challenge, bei der sich Nachwuchsmodels bewähren müssen, wie das so häufig bei GNTM zu sehen ist. Es sind schlichtweg Zuschauerinnen aus der Halle, die bei dem übereilten Aufbruch ihre Mäntel zurücklassen mussten.

Schon gut 20 Minuten vor der Räumung hat Klum überraschend knapp eine Werbepause angekündigt. Direkt danach verlassen die 41-Jährige und ihre Co-Juroren Thomas Hayo und der Designer Wolfgang Joop die Bühne. Fernsehzuschauer bekommen einen Spielfilm zu sehen.

In der Nacht twittert Klum, dass der Abend „leider nicht so zu Ende gegangen“ sei, wie sie es sich gewünscht habe. „Sicherheit geht vor!“ Auf Facebook gibt es derweil teils hämische Kommentare zu dem jähen Ende des Finales. „War bestimmt ne Kalorienbombe“, schreiben Nutzer mit Blick auf die andauernden Vorwürfe gegen das Format, es könne bei Mädchen und jungen Frauen Essstörungen wie Bulimie und Anorexie fördern.

Es hat eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet die Sendung „Germany's next Topmodel“ auf solche Weise durcheinandergewirbelt wird. Wohl kaum ein anderes Format im deutschen Fernsehen ist derart durchgetaktet und exakt geplant wie Klums Laufstegspektakel. GNTM dürfte die einzige große Liveshow im deutschen Fernsehen sein, bei der die Zuschauer nicht den geringsten Einfluss auf die Auswahl des Casting-Gewinners haben.

Viele Zuschauer äußern in der Nacht Unmut darüber, dass die Prominenten angeblich viel früher aus dem Gebäude geführt worden seien – Augenzeugen berichten von rund 20 Minuten Differenz. „Das kommt mir vor wie die Titanic. Erst die Menschen erster Klasse, dann die Menschen zweiter Klasse“, sagt ein junger Mann auf dem Parkplatz nach Verlassen des Gebäudes. Der Sender weist die Vorwürfe zurück: Es sei „kein VIP-Bereich zuerst evakuiert worden“, erklärt ein Sprecher. „Die Verantwortlichen von ProSieben haben als Letzte die Halle verlassen.“

Bleibt zu hoffen, dass jetzt nicht die Stunde der Nachahmer schlägt. ProSieben-Konkurrent RTL hat in den nächsten Tagen gleich zwei Liveveranstaltungen vor der Brust: Am Samstag läuft das Finale der Musikshow „Deutschland sucht den Superstar“ aus der Bremer ÖVB-Arena und am Montagabend „Herbstblond – Gottschalks große Geburtstagsparty“ aus dem Berliner Admiralspalast.

Der Kölner Privatsender rüstet sich offensichtlich gegen mögliche Trittbrettfahrer des Mannheimer Fiaskos. „Wir verstärken die Sicherheitsmaßnahmen und sind dazu aktuell mit dem eigenen Sicherheitsdienst, dem Hallenbetreiber und der Polizei im engen Austausch“, sagt eine Sprecherin des Senders. Ermittler sind auch in Mannheim jetzt schwer aktiv. Die Anruferin, die mit der Bombe gedroht hatte, ist aber am Freitagnachmittag noch unbekannt. Klum will ihr diesjähriges Topmodel in einem neuen Anlauf in einer Sendung am 28. Mai küren. Zum Abbruch kann es dann kaum kommen. Die Show wird vorher aufgezeichnet.