Rom

Bischofssynode in Rom: Ehe und Sex sind heikle Fragen für Franziskus

Drei Wochen lang werden etwa 300 Bischöfe aus aller Welt bei der Familiensynode im Vatikan über heikle Themen rund um die Vorstellungen der Kirche zu Ehe und Sexualität diskutieren. Es wird um Homosexuelle und wiederverheiratete Geschiedene gehen, um Abtreibung und Verhütung. Die Synode, die am Sonntag beginnt, gilt als wegweisend, doch in Rom werden verschiedene Ansichten aufeinanderprallen. Die einen hoffen auf eine Öffnung der Kirche, die anderen wünschen sich eine klare Absage an Reformideen.

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Die drei Wochen gelten auch für den Papst als entscheidend. Was wird sich ändern mit ihm? Diese Frage treibt Katholiken und Nicht-Katholiken, Gläubige wie auch Ungläubige um, seit der Argentinier Jorge Mario Bergoglio im März 2013 zum Oberhaupt der römischen Kirche gewählt wurde. Seit seinem Amtsantritt hat Franziskus in der Tat schon vieles anders gemacht und frischen Wind in die Kirche gebracht. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die ihm vorwerfen, vieles anzusprechen, aber kaum Konkretes umzusetzen.

Doch Papst Franziskus hat immerhin erreicht, dass heiße Eisen wie Ehe, Familie und Sexualität überhaupt in der Kirche diskutiert werden. Die bisher geltenden katholischen Dogmen scheinen vielen Gläubigen nicht mehr zeitgemäß. Franziskus hat die brennenden Fragen besonders auf diesem Gebiet zum Gegenstand der Synode gemacht.

Schon 2014 gab es keinen Konsens

Der Papst, so offen er sich auch nach außen zuweilen gibt, mag aber an der Unauflöslichkeit der Ehe genauso wenig rütteln wie am Nein zur Ehe von Homosexuellen. Immerhin hat er zuletzt Zeichen gesetzt: Er vereinfachte den Prozess der katholischen Ehe-Nichtigkeitserklärung und erlaubte Priestern, im Heiligen Jahr auch Abtreibung zu vergeben.

Schon im vergangenen Jahr hatten bei einer außerordentlichen Synode in Rom 200 Teilnehmer aus aller Welt über Fragen von Sexualität und Ehe diskutiert. Das galt als Vorbereitung für das nun stattfindende Treffen, das nach dem Willen des Papstes auch konkrete Lösungen liefern soll. Im vergangenen Jahr konnten sich die Teilnehmer auf keinen Konsens bei umstrittenen Fragen einigen.

Das konservative Lager beharrt auf seinen Positionen, doch auch die Zahl der Befürworter einer Öffnung nimmt zu. Unter den deutschen Bischöfen wächst zumindest der Anteil derer, die wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion unter bestimmten Bedingungen zulassen wollen. Lehre und Überzeugung der Kirche könnten zwar nicht grundlegend verändert werden, meinen sie. „Wohl aber muss ein Weg gefunden werden, wie Gläubige, die nach einer zivilen Scheidung zivil abermals geheiratet haben, in der Kirche leben und mitwirken können“, forderten sie bei der Herbstvollversammlung in Fulda.

Konservativer Gegenwind

Umfragen haben ergeben, dass sich vor allem in westlichen Ländern viele Gläubige in den starren Moralvorgaben der katholischen Kirche nicht mehr wiederfinden. Sie wünschen sich eine Öffnung – während in Weltgegenden wie Afrika ganz andere Probleme auf der Agenda stehen. Aus dem Süden weht eher konservativer Gegenwind Richtung Rom. Afrikas Bischöfe wollen in ihrer Mehrzahl am katholischen Ehe- und Familienverständnis nicht rütteln – und sich nicht von ihren Kollegen aus dem Norden bevormunden lassen.

Die Erwartungen an die Synode sind hoch. „Ich hoffe sehr, dass es über die Themen hinaus, die unmittelbarer Gegenstand der Synode sind, eine Entwicklung gibt zu mehr pastoralen Freiräumen“, sagt der scheidende Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Auch die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ fordert in einem offenen Brief an die deutschen Teilnehmer konkrete Reformen. Es gehe es um die Frage, ob die katholische Kirche grundsätzlich erneuerungsbereit und erneuerungsfähig sei.

Doch Beobachter warnen vor zu großen Hoffnungen auf konkrete Beschlüsse. „Eine Neuerfindung des Katholizismus wird es sicher nicht geben. Die Synode ist nicht dazu da, Beschlüsse zu fassen, sie ist ein reines Beratungsgremium“, sagt Bernd Hagenkord, Leiter der deutschen Redaktion von Radio Vatikan. „Sie wird dem Papst Vorschläge machen, und dann wird man sehen.“

Der deutsche Vatikan-Experte Ulrich Ruh erwartet, dass eine konservative „Sperrminorität“ bei der Synode Änderungen am Status quo verhindern wird. „Sie werden aber gleichzeitig als die vorgeführt, die keine stichhaltigen Argumente haben“, glaubt Ruh. Am Ende werde der Papst gestärkt hervorgehen.

In jedem Fall wird die Synode für die katholische Kirche, aber auch für Franziskus selbst ein entscheidender Gradmesser sein. Bleiben die Ergebnisse genauso unkonkret wie bei der außerordentlichen Synode 2014, könnte die Kritik am Pontifex lauter werden. Das Treffen werde zeigen, inwiefern die Lehre der Kirche in Stein gemeißelt sei oder weiterentwickelt werden könne, sagt Glück: „Diese Wochen sind vielleicht schicksalhaft für das Pontifikat von Papst Franziskus.“

Miriam Schmidt und Klaus Blume