Die 13 wichtigsten Fragen zu Bitcoins

Eine neue Währung macht seit einigen Wochen von sich reden. Bitcoins haben bei manchen Beteiligten einen Hype ausgelöst. Dahinter steckt womöglich mehr als anfangs vermutet. Die 13 wichtigsten Fragen rund um die Bitcoins – und ihre Antworten.

Lesezeit: 9 Minuten
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Von unserem Digitalchef Marcus Schwarze
1. Was sind Bitcoins?
Bei Bitcoins handelt es sich um eine virtuelle Währung, die im Wesentlichen übers Internet genutzt wird. Ein Bitcoin ist dabei streng genommen der Ausschnitt einer großen, verschlüsselten Datenbank. Diese Datenbank wird inzwischen weltweit immer wieder um neue Abschnitte erweitert. Einen Bitcoin selbst kann man sich als mehrstellige Kombination aus Ziffern und Buchstaben vorstellen – „echt“ ist der Bitcoin durch seine Hinterlegung in der weltweit verbreiteten Bitcoin-Datei und seiner Verschränkung mit einer anonymen Nutzer-ID.
Bitcoins können beliebig zwischen den Teilnehmern des Netzwerkes hin- und her überwiesen werden. Jede Transaktion wird dauerhaft im weltweiten Netz gespeichert. Dazu benötigt man lediglich ein Programm, das wie eine Brieftasche am Bildschirm funktioniert. Diese Software lädt sich zunächst die große Datenbank aller Bitcoin-Transaktionen herunter und startet anschließend mit 0 Bitcoins.
Der Kurs der Bitcoin-Währung hat sich innerhalb eines Jahres vervielfacht.Zusätzlich wird in der Datenbank eine eigene einzelne anonyme Adresse hinterlegt. Möchte nun jemand anders virtuelles Geld überweisen, trägt er lediglich in seinem Programm diese Adresse des gewünschten Empfängers ein und den Betrag, der überwiesen werden soll. Einige Minuten später taucht diese Transaktion im weltweiten Datenstrom auf und erreicht am Ende auch den Empfänger. Alle Transaktionen gehen verschlüsselt vonstatten und werden in einem komplizierten technischen Verfahren von anderen Netzwerkteilnehmern nach und nach bestätigt. Diverse Tauschbörsen im Netz bilden mittlerweile den Übergang zum realen Geld. Dort tauscht man echte Euro in die virtuelle Währung – und zurück.
2. Wer steckt hinter den Bitcoins?
Das technische Konzept der Bitcoins wurde 2008 von einem Entwickler oder einer Entwicklergruppe namens Satoshi Nakamoto in einer Diskussion über die Verschlüsselung sensibler Inhalte vorgeschlagen. Wer genau das ist, ist bis heute unbekannt. Jedoch ist über die Jahre trotz aller unklaren Anfänge ein gewisses Vertrauen unter Kryptographen und Geldexperten in die Währung aufgekommen – wie lange es anhält, weiß niemand. Ziel war, ein Geld zu erfinden, das unabhängig von Staaten und Banken funktioniert.
„Satoshi Nakamoto“ soll das technische Konzept der Bitcoins geschrieben haben. Wer dahinter steckt, ist unbekannt. Möglicherweise war es auch eine Gruppe. Verschwörungstheorien sprechen gar von einer wirtschaftlich sehr starken Gruppe aus Samsung, Toshiba, Nakamichi und Motorola. Doch das ist wahrscheinlich ein Witz.
Foto: CCTV
3. Wo kommt das Geld her?
In dem technischen Konzept hinter den Bitcoins ist hinterlegt, dass eine maximale Geldmenge von 21 Millionen Bitcoins von Computern in aller Welt hergestellt werden kann. Und tatsächlich kann sich heute jedermann mit gewissem Sachverstand eine Software auf seinen Computer laden, die Bitcoins-Dateien generiert. Das ist allerdings höchst aufwendig. Es gilt, ein Verschlüsselungsproblem durch pure Rechenkraft zu lösen. Ein normaler Computer benötigt dafür viel Zeit und vor allem Strom.
Auf dem Markt sind mittlerweile USB-Sticks und spezielle Recheneinheiten, mit denen man selbst Bitcoins „minen“ kann (englisch für „schürfen“). In der Praxis lohnen sich diese Geräte allerdings nur bei stark gestiegenem Tauschkurs, und hinzu kommt ein Stromverbrauch, der der Ertrag wiederum leicht auffrisst.
Wie beim Goldrausch vor anderthalb Jahrhunderten verdienen zurzeit viele Teilnehmer daran, die Instrumente zum Schürfen zu verkaufen. Damals waren es Schaufeln und Hacken, heute sind es Recheneinheiten mit Preisen bis zu 5000 Euro. Ihre Strom- und Investitionskosten bekommen nur die wenigsten wieder heraus. Mit steigender „Difficulty“ (Schwierigkeit) der jeweils gestellten Aufgabe schwindet zudem die Wahrscheinlichkeit, einen schnellen Mining-Erfolg einzufahren. So lebt das System von der Hoffnung immer weiter nachfolgender Interessierter.
4. Wie seriös ist die Währung?
Die Währung hat an den Handelsplätzen im Netz in den vergangenen Tagen und Wochen immense Kurssprünge verzeichnet. War ein Bitcoin vor einem Jahr noch weniger als 1 Euro und vor Kurzem noch 100 Euro „wert“, so waren es Ende vergangener Woche 500 Euro. Befeuert oder entwertet werden diese Werte immer wieder durch öffentliche Äußerungen von Marktteilnehmern. Mal äußert sich die Europäische Zentralbank besorgt über das virtuelle Geld und bezeichnet es als Schneeballsystem, schon sinkt der Kurs; dann wieder äußert sich ausgerechnet die deutsche Bundesregierung und erkennt Bitcoins als „Rechnungseinheit“ und „privates Geld“ an – mit weltweiten Folgen für den Kurs. Zuletzt machte eine spektakuläre Transaktion die Runde, in der mehr als hunderttausend Dollar auf einen Schlag transferiert wurden. Auf der anderen Seite äußerte sich die Commerzbank, die Währung habe keine Chance.
In der Mechanik der Bitcoins ist hinterlegt, dass solche Transfers nachgesehen werden können. Wer allerdings dahinter steckt und wofür das Geld war ist unklar. Der Weg des Geldes wird andererseits so stets öffentlich nachvollziehbar sein. Und wenn man einmal das Konto eines Handelspartners entanonymisiert hat, wird künftig immer wieder ein Block auf sein Konto möglich.
5. Muss ich Spekulationsgewinne aus dem Handel mit der Währung versteuern?
Laut einer Mitteilung des deutschen Finanzministeriums sind Kursgewinne aus Bitcoins nach einem Jahr steuerfrei. „Das Finanzministerium erklärte dazu, dass die Veräußerung von Bitcoins nach einem Jahr ein privates Veräußerungsgeschäft im Sinne des Einkommenssteuergesetz sei“, schrieb etwa die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.Für gewerblichen Handel mit der Währung fällt dem Bericht zufolge Umsatzsteuer an.
6. Wie kann ich Bitcoins kaufen?
Am einfachsten geht das durch Anmelden bei einer Handelsplattform im Internet, etwa www.bitcoin.de. Anschließend kann man reales Geld gegen kleine Bitcoin-Mengen tauschen – und die Handelsplattform kassiert stets 1 Prozent des Transfervolumens mit. Die Handelsplattform zieht dann das Geld vom realen Bankkonto ein und schreibt den Gegenwert in Bitcoin im persönlichen Konto gut. Das Geld lagert hier dann allerdings nur so sicher, wie diese Handelsplattform von ihren Administratoren programmiert wurde – und die Zahl der Angriffe auf diese Anbieter steigt.
Der zweite Weg ist die Speicherung auf dem eigenen Rechner mit Hilfe einer Wallet-Datei. Dazu benötigt man eine Bitcoin-Software, die es beispielsweise unter www.bitcoin.org/de/download gibt. Nach der Installation lädt sich das Programm zunächst die komplette „Blockkette“, ein Protokoll aller jemals in Bitcoins vorgenommenen Transaktionen, aus dem Internet. Das kann je nach Internetanschluss Stunden bis Tage dauern. Mit Hilfe dieses Programms kann man künftig Bitcoins empfangen oder senden. Wie viel und an wen, kann man frei entscheiden, man startet bei 0 BTC.
Käufer findet man nicht nur auf den Handelsplattformen, sondern auch in Internetforen oder bei Ebay. Wie vertrauenswürdig dort jemand ist, dem man dann Geld überweist oder per Paypal und anderen Bezahldiensten übergibt, ist zunächst einmal unklar. Auch einige Läden in Berlin, Pizzabringdienste und Organisationen akzeptieren Bitcoins – aus dem Interesse heraus, sich von den Banken unabhängig zu machen, aber auch aus Idealismus: Die Währung funktioniert dezentral und anonym, und das hilft Organisationen wie Wikileaks oder auch Dissidenten, an Geld zu gelangen oder ihr Geld anzulegen. Der eine oder andere möchte diese Währung denn auch durch eigene Teilnahme unterstützen, um Wikileaks und Co. zu helfen. Der größte Teil der Teilnehmer dürfte heute aber vor allem auf das schnelle Geld durch Spekulieren hoffen.
Mehr als 200 Millionen Dollar werden täglich per Bitcoin gehandelt – an manchen Tagen auch mehr als bei Paypal. Visa, MasterCard
Mehr als 200 Millionen Dollar werden täglich per Bitcoin gehandelt – an manchen Tagen auch mehr als bei Paypal. Visa, MasterCard und Co. sind zumindest in Sichtweite.
Foto: http://www.coinometrics.com/bitc
7. Wie sicher ist mein Geld als Bitcoin?
Bitcoins sind nichts für schwache Nerven. Schon einmal hat das digitale Geld massiv an Wert verloren. Neben dem Kursverlust droht beim Speichern auf dem eigenen Rechner auch der Verlust der Datei, in der das Geld lagert. Ganz unspektakulär speichern die gängigen Wallet-Programme die Bitcoins in einer Datei namens wallet.dat. Verliert man diese oder vergisst man das Passwort, mit dem diese Datei verschlüsselt wurde, ist das Geld weg. Der Autor dieses Textes hat mal 2009 zum Ausprobieren und aus beruflicher Neugier ein paar Bitcoins für einen Euro bezahlt. Bei späteren Rechnerwechseln ging diese wallet.dat verloren, die heute ein paar hundert Euro wert wäre.
8. Werden Bitcoins nicht nur für illegale Dinge genutzt?
Das virtuelle Geld entwickelt in der Tat einen gewissen Nutzen für Straftaten, denn es sind damit anonyme Zahlungen möglich. So ist beispielsweise kürzlich die US-Polizei von Unbekannten erpresst worden, ein „Lösegeld“ in Form von Bitcoins zu bezahlen. Die Täter hatten laut „Spiegel Online“ das System einer Polizeidienststelle gekapert und mit einem unlösbaren Passwortschutz versehen. Erst nach Zahlung von einer Summe in Bitcoins wurde das System wieder freigeschaltet. Auch Geldwäsche ist dank dieser Anonymität leichter möglich.
9. Warum sollte ich Bitcoins nicht kaufen?
Zum einen ist die Währung hoch spekulativ Kurssprünge in der Vergangenheit nach oben sind stets auch nach unten möglich. Zum andern zieht der gegenwärtig genannte Wert der Bitcoins Hacker an. Neben den Tauschbörsen ist auch jeder ans Internet angeschlossene Computer angreifbar.
Wenn man nicht genau weiß, was man tut, genügt schon ein falsch gesetztes Komma oder ein falscher Dezimalpunkt in einer Transaktion für einen herben Verlust. Oder man wird per Mail auf eine gefälschte Webseite geleitet, auf der ein traumhafter Kursgewinn möglich erscheint. Ein paar Klicks später hat man dann seine eigene virtuelle Geldbörse geöffnet und den Inhalt verloren.
Außerdem läuft man Gefahr, dass der bevorzugte Handelsplatz zur Geldwäsche genutzt und von den Behörden kurzerhand geschlossen wird – so geschehen vor einigen Monate bei der „Liberty Reserve“, einer US-amerikanischen Plattform.
10. Warum sollte ich Bitcoins kaufen?
Einige wenige reale Geschäfte nehmen Bitcoins als Zahlungsmittel entgegen. Dazu gehören Pizzabringdienste ebenso wie manche Organisationen wie der BUND. Die Verbreitung steigt. Umgangen werden dabei die gängigen Finanzinstitute und somit deren Gebühren. Im Bitcoin-Netzwerk selbst kostet die Bestätigung einer Transaktion 0,00005 Bitcoins (bei aktuellem Kurs etwa 25 Eurocent). Zudem steigt die Zahl der Stimmen, die virtuelle Währungen als „langfristig vielversprechend“ bezeichnen, da sie „ein schnelleres, sichereres und effizienteres Zahlungssystem fordern“, wie jüngst Ben Bernanke schrieb: Er ist Vorsitzender der amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Jede solcher Äußerungen, jeder Medienbericht treibt die Kurse.
11. Bitcoins selbst herstellen? Wie skurril ist das denn?
In der komplizierten Mechanik der Bitcoins gibt es eine spezielle Software, die sich immer wieder ein paar Enthusiasten aufs Neue herunterladen, zusätzlich zu den Wallet-Programmen, mit denen man sein Geld lediglich verwaltet: Es sind Mining-Programme – „Schurf“-Anwendungen, mit denen der eigene Rechner Bitcoins herstellen kann.
Zu lösen sind dabei per Zufallsprinzip zusammengewürfelte komplexe Rechenaufgaben. Im verteilten Rechennetz lösen diese „Mining“-Programme auf den Computern der Anwender einen Teil der komplexen Rechenaufgabe – und bekommen am Ende bei Lösen der Aufgabe ihren Anteil an dem Ertrag zurück.
Inzwischen sind die Aufgaben allerdings so komplex, dass herkömmliche Hardware nicht mehr ausreicht. In der Computerzeitschrift „c't“ berichtete ein Anwender kürzlich, dass er seinen Keller mit entsprechenden, mehreren tausend Euro teueren Geräten bestückt hat und die dauerlaufenden Geräte durch ihre Hitzeentwicklung die Temperatur in dem Raum auf konstant 24 Grad gesteigert haben. Demnächst wollte er die massive Abwärme seiner Hochleistungsrechner fürs Heizen des Hauses nutzen.
Der eine oder andere Nutzer dürfte auf diesem Weg tatsächlich in der Vergangenheit zu einer guten Summe Gewinn gelangt sein – doch wie Angebote auf Ebay und Co. zeigen, werden viele USB-Sticks und minderwertige Hardware zum Berechnen von Bitcoins mittlerweile wieder verkauft. Denn die gestellten Aufgaben zum Lösen der nächsten Aufgabe werden immer komplexer.
12. Welcher reale Wert steckt hinter der Währung?
Anders als bei den Goldreserven eines Staates steckt hinter Bitcoins nur die zur Verfügung gestellte Rechenkraft für eine Art Spaßaufgabe. Daher würde auch keine Regierung eingreifen, falls der Wert der Bitcoins auf einen Schlag sinkt. Vereinzelt versuchen Finanzleute, auf Bitcoin basierende Vermögensverwaltungen aufzubauen, wie etwa die Facebook-Mitstreiter Cameron und Tyler Winklevoss. Interessenten müssen 25.000 Dollar als Mindesteinlage mitbringen – vermutlich eine der risikoreichsten Anlagen überhaupt.
13. Taugen Bitcoins als Weihnachtsgeschenk?
Es gibt vereinzelt Anbieter von Bitcoin-Münzen, etwa www.casascius.com. Dabei ist der Dateischlüssel, der den Bitcoin verkörpert, wie auf einem kleinen Zettel innerhalb der Münze aufgedruckt, von außen ist er nicht sichtbar. Durch Zerstören der Münze und Auslesen des Schlüssels könnte sich ein Besitzer den Wert am Computer zu eigen machen. Allerdings kostet bei diesem Anbieter eine 1-Bitcoin-Münze zurzeit 24,19 BTC beziehungsweise 12.000 Euro – ein Vielfaches des virtuellen Werts. Besser Finger weg!
Auch das Einrichten eines Bitcoin-Kontos für den Enkel ist höchst gefährlich. Im schlimmsten Fall droht der Totalverlust des eingesetzten echten Geldes. Andererseits kann schon die eine oder andere Äußerung eines Marktteilnehmers wie etwa von der chinesischen Zentralbank, die die Währung gerne zur Schwächung des US-Dollars befördern möchte, kurzfristige Kurssteigerungen verursachen. China hat in Sachen Bitcoin eine besonders große Bedeutung: In dem Land finden sich die meisten Bitcoin-Teilnehmer, vor den USA, Deutschland und Großbritannien.
Die Größe des Bitcoin-Netzwerkes nach Ländern.
Hintergrund dürfte in China die Hoffnung sein, am Staat vorbei Geld zu transferieren. „Bitcoins sind in China vor allem deshalb interessant, weil sie eine Alternative zu traditionellen Formen der Geldanlage bieten“, schrieb kürzlich die „Welt“. Der schwächelnde Goldpreis und die Schwierigkeit beim Kaum von Immobilien lassen demnach vielen Chinesen darauf hoffen, in Bitcoins eine lukrative Alternative für die Anlage ihres Ersparten zu finden.
Allein – da ist es wieder, das wichtigste Wort hinter den Bitcoins: Hoffnung.

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