Koblenz/Berlin

Bezahldienst für journalistische Texte: Blendle startet Verkauf von Einzelartikeln

Mit einem rauschenden Fest in Berlin ist an diesem Montag der neue Dienst Blendle in Deutschland gestartet. Der neuartige Internet-Kiosk vereinigt Hunderte deutschsprachige Zeitungen und Magazine in seinem Online-Auftritt.

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Von unserem Digitalchef Marcus Schwarze

Leser können dort erstmals übergreifend über die deutsche Medienlandschaft Einzelartikel aus einzelnen Publikationen kaufen. Jeder Artikel ist kostenpflichtig. Auch die Rhein-Zeitung, Pionier beim E-Paper ebenso wie bei Bezahldiensten im Internet, ist dabei.

Kulturwandel für immer mehr Verlage und Leser

Für die Leser der Rhein-Zeitung ist es nichts Besonderes, für viele andere Medien in Deutschland aber gab es das bisher nicht: dass man Artikel aus der Zeitung einzeln im Internet kaufen kann. Immer mehr Verlage und Leser erleben daher jetzt einen Kulturwandel. Ob „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurt Allgemeine“, zahlreiche Regionalzeitungen, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ oder „Handelsblatt“: So gut wie alle namhaften deutschen Zeitungen und Zeitschriften machen bei dem jetzt neu gestarteten Dienst Blendle mit. Jeder Verlag bestimmt seine Verkaufspreise selbst, in der Regel staffeln sie die Preise nach Länge des Artikels. Für die Rhein-Zeitung ist Blendle ein zweiter Kiosk im Internet: Künftig gibt es unsere Einzelartikel nicht mehr nur im eigenen Angebot unter Rhein-Zeitung.de, sondern auch auf blendle.de.

Blendle (ausgesprochen mit „el“ am Ende) stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Dort haben die beiden Gründer Marten Blankestijn und Alexander Klöpping innerhalb kurzer Zeit mehr als 400.000 Nutzer für den Dienst gewonnen. Zwei Drittel der zahlenden Leser sind jünger als 35. Die leichte Bedienbarkeit dieses E-Paper-ähnlichen Angebots wird offenbar von einer besonders jungen Zielgruppe geschätzt. Auch auf dem Handy machen die dargestellten Zeitungen eine gute Figur.

Darüber verkaufen sich künftig auch besonders lange deutsche Texte. Das Dossier der „Zeit” beispielsweise kostet hier 89 Cent, eine „Seite 3” der „Süddeutschen” 79 Cent, ein Text der Rhein-Zeitung 49 Cent. Bei Nichtgefallen kann man Artikel zurückbuchen. Bezahlt wird dabei nach einmaliger Anmeldung bei Blendle, ohne dass man sich bei allen einzelnen Zeitungen und Zeitschriften registrieren muss.

Einige Social-Media-Funktionen helfen, sich in der riesigen Informationswelt zurechtzufinden. So empfiehlt eine eigene Blendle-Redaktion ausgesuchte Artikel. Außerdem kann man wie bei Twitter Freunden und Prominenten folgen und nachvollziehen, welche Artikel gelesen oder empfohlen wurden. Dabei werden die Beiträge in einer Optik dargestellt, die das Schriftbild der jeweiligen Zeitung kopiert. Investoren hinter Blendle sind die „New York Times” und Axel Springer. Die Verlage haben sich im vergangenen Jahr mit drei Millionen Euro an dem niederländischen Startup beteiligt.

Vorerst nur der Lokalteil Koblenz bei Blendle

Künftig will Blendle in einem weiteren Land starten. Welches das ist, wurde noch nicht bekannt. Bis dahin sind ohnehin noch einige Dinge zu tun. So ist von der Rhein-Zeitung zu Beginn nur die Koblenzer Lokalausgabe sichtbar. Unsere elf weiteren Lokalausgaben im nördlichen Rheinland-Pfalz werden folgen.

Die kulturelle Entwicklung durchs Entbündeln der Zeitungen und Zeitschriften in eine endlose Zahl von Einzelartikeln erinnert an die Musikindustrie vor Jahren: Die Plattenbranche mochte lange Zeit Titel von Alben nicht einzeln anbieten. Erst Apple gelang es, durch den extrem vereinfachten Verkauf von Einzelmusiktiteln auf iPod und später iPhone, Musik legal und bezahlt zu verbreiten. Blendle sieht sich denn auch als das „iTunes für Journalismus“.

  • Wer sich bei Blendle registriert, erhält ein Startguthaben von 2,50 Euro.