Ego-Shooter: „Ballerspiele“ nach Amoklauf unter Verdacht

Ego-Shooter wie hier das Spiel "Call of Duty: Modern Warfare 2" sind aufgrund ihrer Gewaltinhalte umstritten.
Ego-Shooter wie hier das Spiel "Call of Duty: Modern Warfare 2" sind aufgrund ihrer Gewaltinhalte umstritten. Foto: Activision Media/dpa

„Es ist nicht zu bezweifeln, dass das unerträgliche Ausmaß von gewaltverherrlichenden Spielen im Internet auch eine schädliche Wirkung auf die Entwicklung gerade junger Menschen hat“, sagte Innenminister Thomas de Maizière kurz nach dem Amoklauf eines Jugendlichen im Juli in München. Dieser soll exzessiv den Ego-Shooter „Counter-Strike“ gespielt haben.

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Unter einem Ego-Shooter versteht man ein Spielgenre, bei dem ein Spieler aus der Ich-Perspektive in einer Spielwelt agiert und dabei mit Waffen seine Gegenspieler bekämpft. Es brach erneut die Frage nach einem Zusammenhang zwischen dem Computerspiel und Amokläufen auf.

Bei einem Blick auf die aktuelle Forschung sind die Antworten nicht ganz einfach. Es gibt zwar Studien, die besagen, dass Gewalt und Computerspiele zusammenhängen. Allerdings sagen sie eher etwas über die sogenannte Korrelation aus, also über die Häufung von Gewalt und Computerspielen bei den Betroffenen, aber nur sehr eingeschränkt etwas über deren Kausalität. Die Studien stellen also nicht fest, dass es ein Ursache-Wirkungs-Verhältnis zwischen Gewalt und Computerspielen gibt. So äußerte sich der Duisburger Computerspiele-Forscher Prof. Maic Masuch zur Debatte in der „Süddeutschen Zeitung“: „Kein vernünftiger Wissenschaftler kann das mit einer solchen Sicherheit behaupten.“ Es sei nicht nachweisbar, ob Gewalt in Computerspielen Aggressionen auslöst oder eine Lebenssituation dazu führt, dass mehr derartige Spiele gespielt werden.

Soziales Umfeld und die psychische Situation sind entscheidend

Viel entscheidender dafür, ob die Aggressionen eines Menschen bei Spielen gesteigert werden, seien dessen soziales Umfeld und die psychische Situation. Jörg Fegert, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Ulm, betonte in der „taz“, dass „die spezifische Persönlichkeitsentwicklung“ grundlegend für einen Amokläufer ist. Und auch Kriminologieprofessorin Britta Dannenberg stellte fest: „Spiele sind nicht ursächlich für Gewalt. In manchen Fällen versuchen Tatgeneigte eher, sich in ihre Fantasie hineinzuversetzen.“

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