Sonntag: Wilde Tiere und wilde Kerle

Ein komplett verregneter Sonntag – was gibt es da Schöneres, als sich für einen Nachmittag in den Rock-Zirkus zu begeben. Das dachten sich auch die Fans am Ring und pilgerten – bestens eingepackt in Mülltüten und Plastiksäcke – in Scharen zur ersten größeren Show des Nachmittags.

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Ein komplett verregneter Sonntag – was gibt es da Schöneres, als sich für einen Nachmittag in den Rock-Zirkus zu begeben. Das dachten sich auch die Fans am Ring und pilgerten – bestens eingepackt in Mülltüten und Plastiksäcke – in Scharen zur ersten größeren Show des Nachmittags.

Zu sehen gab es auf dem Zirkusvorplatz Cro, einen dressierten Pandabären, der sogar rappen kann. Mit Sicherheit auch einer der Exoten in der Manege, aber dank der Unterstützung von Gitarre, Schlagzeug und harten Beats mutierte er regelrecht zum Rock-Bären. Das gefiel dem Publikum, das für den wohl unterhaltsamsten Panda der Welt fleißig die Arme schwenkte.

Zur Spezies der Exoten gehörte auch Elliot John Gleave, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Example. Der 30-Jährige hatte mit seinem bislang letzten Album die Spitze der britischen Charts erobert. Sein Auftritt am Ring war aber dennoch ein Spiel mit dem Feuer: Mit hauptsächlich elektronischer Musik kann man sich bei dem vornehmlich gitarrenorientierten Publikum auch böse verbrennen. Doch seine Jonglage mit Feuer und Keyboardbreitseiten gelang trotz des einsetzenden Regens. Jedenfalls erhielt er vor der recht gut gefüllten Alternastage artig Applaus.

In der großen Manege ließen die Westernreiter von Dick Brave & The Backbeats derweil ordentlich die Gäule durchgehen. Geboten wurde ein Parforceritt durch die größten Hits der Musikgeschichte, galoppiert wurde im Rockabillystil. Eigentlich eine gelungene Mischung, und doch ließ sich das Publikum nicht mitnehmen auf diese Reise, was vor allem am Dauerregen gelegen haben dürfte, der so gar nicht zur Prärie passte. Auch ein Soloausritt des Gitarristen in die Menge verbesserte die Stimmung nicht sonderlich.

Das Publikum in der Manege noch einmal richtig wachzurütteln, dieses Ziel hatte sich die folgende Tanzgruppe Dropkick Murphys gesetzt. Eigentlich bieten die Amerikaner in Verbindung mit ihrem Publikum dank ihres energiegeladenen, irisch angehauchten Folk-Punks eine alternative Lord-of-the-Dance-Show, aber auch ihnen machte das miserable Ring-Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung. Der Sound war von Sturmböen verweht, die Begeisterung ertrank oft im nächsten Schauer. Und so verbreitete sich im Rock-Zirkus nach und nach eher eine Atmosphäre wie im Pub, was bei der britisch inspirierten Musik der Gruppe nun auch nicht gänzlich unpassend war: Mit einem Bier in der Hand wurde schwungvoll mitgeschunkelt und mitgesungen.

Auf dem Zirkusvorplatz brachten Caligola am Abend dann noch ihre Zuckerwatte an den Mann. Allerdings wurde diese in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gereicht, denn das Projekt mit Björn Dixgård und Gustaf Norén von Mando Diao kennzeichnet vor allem, dass es sich nicht auf einen Stil festlegen lässt. Dem vom Regen inzwischen arg gebeutelten Publikum gefiel der massenkompatible Mix aus Hip-Hop und tanzbaren Rock-Klängen. Frisch gestärkt von dieser Vorstellung, machten sich die meisten anschließend auf den Weg, um auch den letzten Bands des Festivals einen warmen Empfang im Rock-Zirkus zu bereiten.