Samstag: Veitstänze und Vagabunden

Wahrscheinlich war es wohl einfach noch zu früh, als der Nachwuchs von Monoshoque am Samstag auszog, die Menschen auf den Zirkusplatz zu locken. Die Jungs aus Trier und der Eifel gaben zwar mit druckvollem, deutschsprachigem Rock alles, um das Publikum wachzurütteln. Doch entspricht 15 Uhr am Ring eben eher 7 Uhr in der realen Welt.

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Wahrscheinlich war es wohl einfach noch zu früh, als der Nachwuchs von Monoshoque am Samstag auszog, die Menschen auf den Zirkusplatz zu locken. Die Jungs aus Trier und der Eifel gaben zwar mit druckvollem, deutschsprachigem Rock alles, um das Publikum wachzurütteln. Doch entspricht 15 Uhr am Ring eben eher 7 Uhr in der realen Welt.

Mehr Beachtung fanden da schon die Vagabunden der Stranglers, die bereits seit 1977 mit dem Rock-Zirkus unterwegs sind. Vor allem älteres Publikum war zu der Nachmittagsvorstellung der Punk- und New-Wave-Veteranen auf der Alternastage gekommen, wo die Stranglers Süßes (wie ihren Hit „Golden brown“) und Herzhafteres (etwa ihre Interpretation des Kinks-Songs „All day and all of the night“) reichten.

Vorbei mit der Ruhe war es, als die tanzenden Derwische von Enter Shikari die Manege betraten. Beim Dance-Metalcore der Briten kreiselten die Ring-Rocker und wirbelten die Arme. Besonderes Kennzeichen der Gruppe: eine Bühnenallergie. Anders ist es kaum zu erklären, dass permanent Bandmitglieder den Fans quasi auf den Kopf sprangen, am Bühnenrand hochkletterten oder mit dem Kamerawagen durchs Publikum rasten. Nur gut, dass die Zelte des Ring-Zirkus' ebenso massiv waren wie das Gebrüll des Sängers Roughton Reynolds – sie hielten, obwohl sich die Derwische alle Mühe gaben, sie abzureißen.

Mit nicht weniger Kraft und Krach erinnerten Refused anschließend an eine große Zirkus-Tradition – die menschliche Kanonenkugel. Sänger Dennis Lyxzén schoss quer über die Bühne, flog permanent von Podesten. Allerdings merkte man der Gruppe an, dass sie aus einer Zeit kommt, als die Manegen noch kleiner waren – mit dem riesigen Rock-am-Ring-Zelt tat sie sich schwer. Und so schonten sich Teile des Publikums lieber in der Sonne für die kommenden Attraktionen.

Dazu gehörte jedoch offenbar nicht der Flohzirkus von Pete Doherty, der auffallend wenig Publikum anzog. Vielleicht auch deshalb, weil Doherty in der Vergangenheit zu oft große Auftritte versprochen hatte, von denen dann doch nichts zu sehen war. So zeigte der offensichtlich angeschickerte, blasse Mann mit speckigem Hut die kleinen Kunststückchen vor kaum Publikum.

Unter diesem Problem litt auch der schwedische Gastzirkus namens The Hives ein wenig, der zum Abschluss auf dem Zirkusvorplatz gastierte. Denn die Massen wollten lieber die zeitgleich in der großen Manege laufende Raubtiernummer von Metallica sehen. So verpassten sie leider, wie der schwedische Zirkusdirektor Per Almqvist stilecht mit Frack und Zylinder durch die traditionellen Nummern seines Punkrock-Zirkus' führte – kunstvoll unterstützt von seiner Kapelle. Die anwesenden Zuschauer dankten es mit Freudentänzen zu später Stunde und verziehen auch den großen Moderationsfauxpas, als Almqvist sich und das Publikum offenbar bei Rock im Park in Nürnberg wähnte.