Freitag: Seiltänzer und Schwertschlucker

Wenn die kleine Manege des Rock-Zirkus' schon am frühen Nachmittag gut gefüllt ist, dann gibt es meist Spektakuläres zu sehen. So auch am Freitag: Mit der Präzision eines Messerwerfers ging die Metalband Trivium zu Werke und hatte das Publikum gleich auf ihrer Seite. Sänger Matthew Heafy zeigte sich besonders zielsicher und traf jeden Ton – egal, ob in melodischen oder brachialen Passagen. Diverse ins Publikum geschleuderten Gitarrenbreitseiten und druckvolles Doublebassspiel sorgten dafür, dass sich das Publikum vor Begeisterung seiner Kleider entledigte. Jedenfalls sah man immer wieder Jacken und T-Shirts durch die Luft fliegen.

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Wenn die kleine Manege des Rock-Zirkus' schon am frühen Nachmittag gut gefüllt ist, dann gibt es meist Spektakuläres zu sehen. So auch am Freitag:

Mit der Präzision eines Messerwerfers ging die Metalband Trivium zu Werke und hatte das Publikum gleich auf ihrer Seite. Sänger Matthew Heafy zeigte sich besonders zielsicher und traf jeden Ton – egal, ob in melodischen oder brachialen Passagen. Diverse ins Publikum geschleuderten Gitarrenbreitseiten und druckvolles Doublebassspiel sorgten dafür, dass sich das Publikum vor Begeisterung seiner Kleider entledigte. Jedenfalls sah man immer wieder Jacken und T-Shirts durch die Luft fliegen.

Es folgte ein Klassiker jeder Zirkusshow – der Tanz auf dem Drahtseil. Für den durften Gossip auf die große Bühne. Sängerin Beth Ditto hatte die Aufgabe, die Balance zu halten während einer Show, die zwischen Faszination und Fremdschämen schwankte. Barfuß überkletterte die pfundige Künstlerin alle Absperrungen und wanderte lässig durch die Zuschauerreihen – wann hat es so etwas im Ring-Zirkus schon mal gegeben? Ebenso ungewöhnlich war später dann das hautenge Outfit, das am Ende extrem tiefe Einblicke freigab. Beth Ditto arbeitet ohne Netz und doppelten Boden, das ist mutig. Schade nur, dass die musikalische Untermalung nur halb so spannend war wie die Show.

Auf der Alternastage eroberten währenddessen dressierte Äffchen die Manege. Diesen Vergleich haben sich die Guano Apes selbst eingebrockt, schließlich tragen sie ihn plakativ im Namen. Der Auftritt der Göttinger war allerdings wohltuend unaffig, obwohl Sängerin Sandra Nasic wie wild über die Bühne hüpfte. Das Publikum machte es ihr nicht nur beim abschließenden „Lords of the boards“ nach. Nach ihrem eher poppigen Comebackalbum zeigten die Guano Apes, begünstigt durch ihren druckvollen Sound, dass sie live keineswegs schlechter geworden sind als zu den Zeiten ihres größten Erfolgs Ende der 90er-Jahre. Jedenfalls war die Affenschau beim diesjährigen Zirkus am Ring wieder mächtig angesagt.

Im Anschluss eroberte der Metal die Manege. Wer so viel davon in der Kehle hat wie Rob Flynn, Sänger der Band Machine Head, kann nur ein Schwertschlucker sein. Messerscharfe Riffs und stahlharte Schlagzeugsalven sind die Markenzeichen seiner Gruppe. Der gesamte Auftritt glich einem Ritt auf der Rasierklinge. Dem Publikum gefiel es extrem gut, es zuckte ekstatisch im Takt der Trommeln und reckte zum Dank die Fäuste.

Dem brachialen Gesang Flynns setzte Stimmakrobatin Amy Lee von Evanesence ihre ganz eigene Art entgegen. Diese fiel aber meist so raumgreifend aus, dass für die begleitende Musik nicht mehr viel Platz blieb. Dabei zeigte die Band ebenfalls eine technisch einwandfreie Ausführung ihrer Übungen. Das honorierten auch die fachkundigen Zirkusgänger und sangen nicht nur beim abschließenden „Bring me to life“ lauthals mit. Damit reihten sich Evanesence eindeutig in die lange Reihe der Gewinner des Freitags auf der Alternastage ein.