„Titan“: Robert Harris in Bestform

Politik-Thriller um „Titan“ Cicero spielt wieder im alten Rom In „Imperium“ hatte Robert Harris den Aufstieg des Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) vom Anwalt mit rhetorischer Begabung an die Spitze der politischen Macht in der römischen Republik nachgezeichnet. In seinem neuen Band „Titan“ schreibt Harris Ciceros Geschichte fort – und dies wieder einmal hochspannend.

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Politik-Thriller um „Titan“ Cicero spielt wieder im alten Rom

In „Imperium“ hatte Robert Harris den Aufstieg des Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) vom Anwalt mit rhetorischer Begabung an die Spitze der politischen Macht in der römischen Republik nachgezeichnet. In seinem neuen Band „Titan“ schreibt Harris Ciceros Geschichte fort – und dies wieder einmal hochspannend.

Der Roman beginnt am Vorabend seiner Einführung als römischer Konsul und umfasst die fünf Jahre 63 bis 58 v. Chr., in denen die Republik Roms unaufhaltsam ihrem Untergang zustrebt.

Wieder erzählt Ciceros Sekretär Tiro von den Ereignissen im Leben seines Herrn. Im Wahlkampf hat er sich geschickt gegen den korrupten Catilina durchgesetzt, doch seine Feinde haben längst nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Die Intrigenschar wächst. Catilina hat eine Horde enttäuschter Aristokraten und Kriminelle um sich geschart, um eine Verschwörung anzuzetteln, bei der Cicero ermordet werden soll. Auch der undurchschaubare Julius Caesar spielt eine Rolle. Der Putsch missglückt, die Probleme aber bleiben. Und Cicero sieht sich schließlich in seiner Tugendhaftigkeit auf die Probe gestellt. Er muss sich fragen, ob zur Rettung der Republik auch illegale Methoden legitim sein können.

Atemlos verfolgt der Leser, wie der neue Konsul allein mit der Kraft des Wortes Menschen für sich gewinnt und festgefügten Widerstand zum Bröckeln bringt. Wie immer brillant recherchiert, füllt der „Pompeji“-Autor die für moderne Augen schwarz-weiße Welt der Antike mit bunter Farbenpracht und schafft authentische Szenen, in die man unmittelbar eintauchen möchte. Zugleich wirkt das Psychogramm Ciceros und seiner Widersacher beängstigend aktuell, zumal hier die allzeit gültigen Mechanismen der Macht exemplarisch freigelegt werden.

Elisabeth Werthern


Robert Harris: Titan. Heyne, 544 Seiten, 21,95 Euro