RZ-Test: Wie gut ist Essen aus der Box wirklich?

Wer keine Zeit oder keine Lust hat, regelmäßig im Supermarkt einkaufen zu gehen, der kann ein Freund sogenannter Foodboxen werden: So nennt man Päckchen, die nach Hause geliefert werden und die exakt die Zutaten beinhalten, die man für ein leckeres Abendessen braucht.
Wer keine Zeit oder keine Lust hat, regelmäßig im Supermarkt einkaufen zu gehen, der kann ein Freund sogenannter Foodboxen werden: So nennt man Päckchen, die nach Hause geliefert werden und die exakt die Zutaten beinhalten, die man für ein leckeres Abendessen braucht. Foto: Mirjam Moll

Kochboxen sind schwer im Kommen: Lieferdienste schicken den Kunden frische Zutaten samt Rezeptideen in die heimische Küche. Alles scheint einfach und unkompliziert. Aber wie alltagstauglich sind die Kochboxen wirklich? Wir haben es getestet.

Lesezeit: 6 Minuten
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Von Mirjam Moll

Nach einem anstrengenden Arbeitstag noch einkaufen? Und was soll ich überhaupt kochen? Mehrmals wöchentlich schlage ich mich mit dieser Frage herum. An Kochbüchern mangelt es nicht in unserer Küche, und ich koche auch sehr gern. Aber oft fehlt mir dann doch die Lust, abends in den Büchern zu schmökern und nach einer Idee zu suchen. Also warum nicht mal ein paar dieser Essensboxen ausprobieren, die in der richtigen Menge und mit Rezept direkt nach Hause geliefert werden? Ich habe den Test gemacht und drei verschiedene Lieferdienste ausprobiert.

Hello Fresh

Der wohl bekannteste Lieferdienst in Deutschland stand als Erstes mit einem Paket vor unserer Haustür. Für 54,99 Euro erhält man eine Box für fünf Gerichte und jeweils zwei Personen, 39,95 Euro kostet die Box mit drei Mahlzeiten. Der Bioanteil variiert je nach Zutatenliste. Alles ist noch schön kalt, Schafswolle isoliert die Kühlwaren perfekt, die zusätzlich mit ein paar Coolpacks umhüllt sind. Was mich auf den ersten Blick stört: Miniportionen Joghurt sind jeweils einzeln in riesige Plastiksäcke verpackt. Hello Fresh wirbt damit, dass das Verpackungsmaterial zurückgesendet werden kann – das bezieht sich aber nur auf die Kühlelemente und die Schafswolle. Das ganze Plastik landet im Müll.

Die erste Herausforderung besteht darin, das Material für fünf Mahlzeiten im Kühlschrank unterzubringen. Auch einige der gelieferten Gemüse sollen dort hinein. Eine mitgelieferte Übersichtskarte gibt Tipps zur Lagerung. Was mir nicht ganz klar ist: Gibt es eine bestimmte Reihenfolge der Gerichte, oder ist es egal, wann man was kocht? Ich gehe davon aus, dass es nichts ausmacht, wann man was kocht. Das wird sich später noch rächen.

Der Speiseplan liest sich schon mal gut: Rindersteaks mit Champignons-Thymian-Soße, Putenschnitzel mit Gemüseecken, marokkanische Karottensuppe, französische Gemüsetarte mit Feta und getrockneten Tomaten, Käse-Tortellini mit Zucchini-Speck-Soße. Die Rezeptkarten sind auf den ersten Blick nett gestaltet, auf der Vorderseite sind alle Zutaten mit Minifotos abgebildet. Doch es gibt einen Schönheitsfehler. Ein Beispiel: Ich habe sowohl ganzen französischen Miniknoblauch in der Kochbox als auch herkömmliche Knoblauchzehen. Auf dem Foto aber ist immer nur der französische Knofi abgebildet. Also nehme ich den. Auch das wird sich als Fehler herausstellen.

Die Mengenangaben sind auf der Rückseite winzig klein angegeben. Erst am letzten Kochtag entdecke ich, dass ein seltsames grünes Kreuzchen symbolisch dafür steht, dass manche Zutaten noch für andere Rezepte gebraucht werden. Zu spät. Zusätzlich verwirrt mich, dass sowohl für zwei als auch für vier Personen die Zutatenmengen auf der Karte stehen – in der anschließenden Zubereitungsbeschreibung fragt man sich dann, ob die zwei Esslöffel Öl zum Anbraten nun für zwei oder vier Personen gedacht sind. Teilweise finde ich auch die Art der Mengenangaben seltsam. Ein Esslöffel Butter? Ich benutze normalerweise ein Messer, um ein Stück Butter abzuschneiden. Grammangaben hätte ich besser gefunden.

Ungeachtet dieser Startschwierigkeiten mache ich mich ans Kochen. Schnell stelle ich fest, dass die Zeitangaben bei den meisten Rezepten viel zu knapp bemessen sind. Und das liegt nun wirklich nicht daran, dass ich eine langsame Köchin wäre. Pro Rezept muss ich zwischen 10 und 15 Minuten draufschlagen. Trotzdem ist teilweise das Gemüse noch nicht richtig gar. Lediglich das Pasta-Gericht machte eine Ausnahme. Das ging sogar schneller als erwartet.

Die Fleischqualität hat mich positiv überrascht, auch mengenmäßig gut bemessen. Dennoch muss man sagen: Die Beilagen sind fast immer zu üppig bemessen, wir haben oft mindestens eine, eher zwei Portionen übrig. Die Tortellini sind so mächtig, dass locker vier Personen davon satt geworden wären. Und auch die Gemüsetarte, die optisch viel hermacht, aber leider auf Grundlage eines Fertigblätterteigs belegt wird, hätte als Abendessen für zwei viel zu schwer im Magen gelegen – stattdessen diente sie als Partyknüller. Dafür war sie perfekt. Allerdings: Der Rucola für obendrauf war trotz Lagerung im Kühlschrank teilweise schon schlecht geworden – schade. Auch die Champignons haben die lange Wartezeit teilweise mit Schimmelansatz überbrückt.

Fazit: Interessante, abwechslungsreiche Rezepte, die gut zuzubereiten sind. Qualität der Waren gut, aber Angaben, welche Rezepte möglichst zuerst zubereitet werden sollten, wären hilfreich. Insgesamt: empfehlenswert.

Heute gibt es Rotbarsch auf Rote-Bete-Risotto.
Heute gibt es Rotbarsch auf Rote-Bete-Risotto.
Foto: Mirjam Moll

Marley Spoon

Die Box fällt deutlich kleiner aus, denn sie beinhaltet nur drei Mahlzeiten. Kostenpunkt: 48 Euro, bei vier Gerichten für zwei Personen bezahlt man 55,20 Euro. Aber sämtliches Obst und Gemüse wird in Bioqualität geliefert. Auch hier klappt das Lieferprinzip mit Schafswolle zur Isolierung und zusätzlichen Kühlelementen reibungslos. Toll finde ich, dass die Zutaten pro Gericht jeweils gemeinsam in einer Papiertüte liegen – so spare ich mir nachher das Zusammensuchen und damit Zeit. Lediglich Fleisch, Fisch und Milchprodukte sind noch einmal getrennt eingepackt, damit sie besser gekühlt werden können. Nachteil: Die drei Tüten passen gerade so in unseren Kühlschrank. Den Speiseplan finde ich auch diesmal sehr ansprechend – gut, ich durfte mir die drei Gerichte aus sieben Rezepten selbst auswählen. Als Bestandskunde kann ich sogar Lebensmittel angeben, die ich nicht mag (Schweinefleisch zum Beispiel). Darauf wird dann bei der Vorauswahl schon Rücksicht genommen. Ich entscheide mich für: Rotbarsch mit Rote-Bete-Risotto, Rumpsteak mit Kartoffelstampf und Steckrüben sowie einer fruchtigen Pasta mit Hühnchen und Walnüssen.

Die Rezeptkarten sind groß und übersichtlich. Die Zubereitungszeit haut hin, nur einmal brauche ich zehn Minuten länger. Doch teilweise ist das Gemüse noch zu fest. Und auch bei Marley Spoon gilt: Es ist meistens viel zu viel. Das Risotto mit roter Bete ist ein echter Hingucker, aber davon kann man zu zweit noch zweimal essen. Gleiches gilt für das Pasta-Gericht, und auch beim dritten Essen bleibt viel übrig. Das Fleisch hat eine tolle Qualität – nur leider ist nicht angegeben, wie lange es ruhen soll. Bis ich alles andere fertig habe, ist es kalt. Und das, obwohl ich schneller war als im Rezept kalkuliert. Auch der Fisch ist schön zart, allerdings geschmacklich nicht besonders aufregend. Klasse finde ich, dass bei dieser Box auch mal andere Gemüsesorten auf den Tisch kommen.

Fazit: Ausgefallene Rezepte, tolle Qualität der Waren, die aber auch ihren Preis haben, einfache Zubereitung. Durchaus empfehlenswert.

Kochzauber

Die Box kommt im angekündigten Zeitraum und in optisch schon von außen nett gestalteter Box. Der Preis liegt für drei Gerichte für zwei Personen bei 39 Euro. Die Internetseite trägt ein Biosiegel. Aber: Dieser Lieferdienst verzichtet auf die effiziente Schafswolle-Isolierung. Die zu kühlenden Zutaten sind in einer einfachen Papiertüte mit dünner Aluschicht an der Innenseite, ein paar Kühlelemente sollen alles auf niedriger Temperatur halten. Ich bin erst abends wieder zu Hause, meine Nachbarn haben die Box für mich angenommen. Als ich die Sachen auspacke, sind die Kühlelemente schon völlig flüssig, das Fleisch nicht mehr ganz so kalt. Was mich ärgert: Während Kochzauber davon ausgeht, dass ich Rotwein selbst im Haus habe, wird Senf in Aufreißtütchen wie von der Imbissbude mitgeliefert. Mal wieder unnötiger Abfall.

Es gibt: Ravioli mit Zucchini, Rucola und roten Zwiebeln, Kasslersteaks mit Speckknöpfle, Sauerkraut und Senfsoße sowie Rumpsteak mit Karotten und Kartoffelbrei. Ganz ehrlich: Abgesehen von der interessant klingenden Soße bei den Ravioli ist das keine besonders aufregende Zusammenstellung. Die Rezepte gibt es im Postkartenformat dazu – da muss man beim Kochen schon genau draufschauen. Zudem stehen gelieferte und selbst beizutragende Zutaten durcheinander, was zusätzliche Zeit beim Zusammensuchen kostet.

Die Ravioli schmecken klasse. Bei den übrigen Rezepten komme ich irgendwie nicht so in Kochlaune. Tüte auf, warm machen, fertig – dieses Gefühl bekomme ich zumindest bei dem Kasslerbraten, bei dem ich eigentlich nur die Soße selbst zusammenrühre. Alles andere ist praktisch schon fertig und wird nur angebraten oder aufgewärmt. Zum Schweinefleisch gibt es auch noch Speck in den Knöpfle – das ist mir ein bisschen arg viel Schwein auf dem Teller. Die Fleischmenge bei den Rumpsteaks ist zudem sehr schmal bemessen. Pro Person gibt es gerade mal 120 Gramm Fleisch. Dafür gibt es Unmengen Kartoffelbrei dazu – und einfaches Möhrengemüse. Dafür hätte ich nun wirklich kein Rezept gebraucht …

Fazit: Diese Box hat am wenigsten überzeugt. Die Rezepte sind eher simpel gestrickt und zu bodenständig. Eher weniger empfehlenswert.

In den zwei Wochen Testkochen haben mir die Foodboxen tatsächlich den Gang zum Supermarkt gespart. Ein Problem aber bleibt: Bestellen ist nur im Abo möglich. Dieses lässt sich zwar beliebig unterbrechen, aber Einzelbestellungen sind im Grunde nicht vorgesehen. Außerdem ist keiner der drei Lieferdienste auf Lebensmittelunverträglichkeiten eingestellt. Für Menschen mit Laktoseintoleranz wie mich bedeutete das, die Milchprodukte jeweils zusätzlich einzukaufen. Hello Fresh lässt wissen, dass man an einer Lösung arbeite. Andere weisen darauf hin, dass die Rezeptinfo schon vorab per E-Mail kommt, also Zeit zum Einkaufen der alternativen Zutaten bleibt. Aber warum soll ich dann eine Kochbox bestellen? Vorerst werde ich somit wohl also wieder selbst bestimmen, was in meinen Töpfen landet. Und wieder in meine Kochbücher schauen.