Berlin

Wie gefährdet sind ICEs in Deutschland? Sorge nach erneutem Vorfall in Thalys-Zug

ICE
Ein ICE der Deutschen Bahn. Foto: Arne Dedert/Archiv/dpa

Ein erneuter Terroralarm in einem international verkehrenden Thalys-Zug lässt auch in Deutschland die Sorge vor Bahnanschlägen wachsen. Die Innenpolitiker der Regierungsfraktionen forderten, die polizeiliche Präsenz auch innerhalb der Intercity- und Eurocity-Züge zu verstärken.

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

Von unserem Berliner Korrespondenten Gregor Mayntz

Knapp vier Wochen nach dem verhinderten Terroranschlag auf den Thalys von Brüssel nach Paris löste die Polizei am Freitag im Rotterdamer Hauptbahnhof Großalarm aus. Ein junger Mann in schwarzer Bekleidung war kurz vor der Abfahrt des Thalys um 6.58 Uhr nach Paris mit einem Rucksack in den Zug gesprungen und hatte sich in einer Toilette eingeschlossen – so hatte es am 22. August im Zug nach Paris auch begonnen. Als der Verdächtige auf Kontaktversuche nicht reagierte, ließ die Polizei den Zug mit rund 300 Passagieren evakuieren, sperrte Teile des Bahnhofes ab, stürmte den Zug und überwältigte den Mann.

Anders als vor vier Wochen war der Festgenommene laut Polizei nicht bewaffnet und leistete keinen Widerstand. Es gab keine Verletzten. Augenzeugen hatten zunächst gesagt, dass er bewaffnet sei. „Es kann auch um einen geistig verwirrten Mann gehen oder einen Schwarzfahrer“, sagte eine Polizeisprecherin. „Doch wir konnten kein Risiko eingehen.“

Ende August hatten sich die europäischen Innen- und Verkehrsminister darauf verständigt, auf größeren Bahnhöfen mehr Kontrollen vorzunehmen und künftig bei internationalen Zugverbindungen namentlich gebundene Tickets auszugeben. Parallel sollte das Speichern von Fluggastdaten beschleunigt werden. Der Angreifer aus dem Thalys war zuvor in Flugzeugen unterwegs gewesen.

SPD-Innenexperte Burkhard Lischka untermauerte nach dem neuerlichen Thalys-Vorfall die Forderung nach mehr Beamten für die Bundespolizei. „Wir brauchen eine höhere polizeiliche Präsenz auch innerhalb von Zügen auf internationalen Routen“, sagte er unserer Zeitung. Auch für den CDU/CSU-Innenexperten Stephan Mayer müssen nun „die Sicherheitsvorkehrungen an den Bahnhöfen und in den Zügen verstärkt werden“. Dabei gehe es sowohl um technische Maßnahmen wie Videoüberwachung als auch um die Polizeipräsenz. Beide Innenpolitiker machten aber deutlich, dass es eine hundertprozentige Sicherheit im Bahnverkehr nicht geben könne. Bereits nach dem ersten Zwischenfall hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) darauf hingewiesen, dass es allein in Deutschland fast 6000 Bahnhöfe gebe. Gepäck und Personen sollten nur bei entsprechendem Verdacht kontrolliert werden.