Hightech bewahrt vor Tod: So funktioniert der Tornado-Schleudersitz

Ein Schleudersitz, wie er in vielen Kampfflugzeugen der Bundeswehr zu finden ist. Foto: Martin-Baker
Ein Schleudersitz, wie er in vielen Kampfflugzeugen der Bundeswehr zu finden ist. Foto: Martin-Baker

Die Piloten hatten sich vor dem Absturz der Maschine mit dem Schleudersitz aus der Maschine katapultiert – doch wie geht das? Die Funktionsweise der Schleudersitze im Tornado.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Als Rettungssystem verfügt der Tornado über den Martin-Baker Mk. 10A-Schleudersitz. Er kann die Besatzung aus allen Fluglagen retten, einschließlich der sogenannten „Zero/Zero“-Kapazität („Null Höhe, Null Geschwindigkeit“), also der Rettung aus einem auf dem Boden befindlichen Flugzeug.

  • Nach Initiierung des Ausschusses durch Ziehen am Abzugsgriff startet eine vollautomatische Sequenz, die in Sekundenschnelle so abläuft:
  • Zunächst werden die Arme und Beine der Besatzungsmitglieder durch Gurte an die Sitze herangezogen, um Verletzungen durch den Winddruck bei hohen Fluggeschwindigkeiten zu verhindern.
  • Fast zeitgleich wird das Kabinendach abgesprengt, und die kompletten Schleudersitze werden aus dem Flugzeug katapultiert.
  • Der Sitz wird durch eine „Schleudersitzkanone“ (ein Teleskoprohr mit eingebauten pyrotechnischen Munitionselementen) aus dem Flugzeug hochgeschossen.
  • Nachdem die Schleudersitzkanone auf eine genau definierte Höhe ausgefahren ist, werden Raketensätze unter dem Sitz gezündet. Sie katapultieren die Besatzung weiter nach oben hinaus. Dabei erfolgt der Ausschuss bei mehrsitzigen Flugzeugen gestaffelt von hinten nach vorne. Um einen Zusammenstoß in der Luft zu vermeiden, wird ein Sitz bewusst nach links, der andere nach rechts katapultiert.
  • Der Martin-Baker Mk. 10A-Schleudersitz besitzt ein Stabilisierungssystem, das einen Ausstieg bei minimaler Höhe (wie beim jüngsten Fall in Büchel) oder ungünstiger Flugzeuglage ermöglicht. Dieses System bringt den Sitz mit Steuerdüsen in eine bessere Position. Auf diese Weise ist in jeder Situation ein sicheres „Aussteigen“ gewährleistet.
  • Mit einer kleinen Rakete (die Droguegun) wird der Hilfs- oder Steuerschirm he-rausgeschossen, der einen größeren Hilfsschirm oder (je nach Typ unterschiedlich) den Haupt-Rettungsschirm aus der Sitzpackung zieht. Dieser öffnet sich automatisch und synchron. Ein Beschleunigungsschalter verhindert das Öffnen des Fallschirms bei Geschwindigkeiten über 400 km/h, der das Zerreißen des Schirmes verhindern soll.
  • Gleichzeitig mit dem Auslösen des Schleudersitzes wird die Notsauerstoffversorgung am Sitz aktiviert und die Verbindungs- und Kommunikationsleitungen vom Flugzeug getrennt. Außerdem wird ein vollautomatischer Notfunksender auf 243 MHz aktiviert, um gezielte Rettungsaktionen auch dann zu ermöglichen, wenn der Pilot bewusstlos ist. Der Sender kann auch zum Wechselsprechen mit der Bergungsmannschaft benutzt werden.
  • Der Sitz trennt sich nach definierter Zeit oder unterhalb einer vordefinierten Höhe vom Piloten und fällt ungebremst auf die Erde. Die Überlebensausrüstung und ein Schlauchboot befinden sich in einem Notausstattungsbehälter; dieser ist über eine Packhüllenleine mit dem Besatzungsmitglied verbunden.
  • Landung des Piloten.