Rheinland-Pfalz

Seit 25 Jahren ein Wechselbad der Gefühle

Strahlenschützer und stellvertretender Kraftwerksleiter Kurt Sesterhenn kann sich noch gut an den denkwürdigen 1. März 1986 erinnern, als wir ihm die Zeitung von damals zeigen.

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Rheinland-Pfalz. Strahlenschützer und stellvertretender Kraftwerksleiter Kurt Sesterhenn kann sich noch gut an den denkwürdigen 1. März 1986 erinnern, als wir ihm die Zeitung von damals zeigen.

Der heute 56-Jährige war damals für Brandschutz zuständig und erwartete, wie alle in dem Werk, den Aufbruch ins Atomzeitalter. Der Zeitplan war damals klar: Mitte März wird der erste Strom produziert. Im Juni wird die Anlage bis zur Endleistung hochgefahren, bevor sie noch einmal komplett abgeschaltet und untersucht wird. Am 1. September sollte sie in Dauerbetrieb gehen.

Doch das Wechselbad zwischen Hoffen und Bangen um die Jobs begann für Sesterhenn und seine Kollegen schon im Herbst 1986, als das Werk nach einer Gerichtsentscheidung bis 1987 abgeschaltet werden musste. Das war für die Belegschaft nur der Anfang zwischen Abschalten, Konservieren, Anfahren und wieder Abschalten.

Wie belastend ist dies über Jahre für einen Beschäftigten? „Wichtig war für uns, die Belegschaft: Die Schläge kamen von außen. Wir hatten keinen Fehler gemacht. Das war für uns schon wichtig. Es ging um formale Dinge.“ Und die haben bis zuletzt nicht alle verstanden, weil der Hauptfehler in der ersten Teilgenehmigung „doch der zusätzlichen Erdbebensicherheit diente“, wie es intern stets heißt.

Sesterhenn sagt auch rückblickend, dass er sich immer „sicher in der Anlage gefühlt hat“. Private Anfeindungen habe er wegen seines Jobs im Atomkraftwerk auch nie erlebt. Und wie fühlt er sich jetzt – beim Abriss? „Wir haben unsere Aufgabe zu erfüllen. Und das ist auch eine Herausgabe“, meint er pflichtbewusst. „Wenn du tun musst, was du nicht verhindern kannst, tue es mit Freuden“, meint Werksleiter Walter Hackel nur, mit dem schmunzelnden Hinweis, dass den Urheber dieser Weisheit nicht genau kennt. us