Pressefoto des Jahres: Von Taliban verstümmelte Afghanin

Das Bild hat Menschen in aller Welt geschockt: Eine junge Frau, deren Nase offenbar mit brutaler Gewalt abgeschnitten wurde. Taliban-Krieger und ihr Ehemann waren die Täter. Das Porträt der verstümmelten Afghanin wurde nun Pressefoto des Jahres 2010.

Lesezeit: 4 Minuten
Anzeige

Amsterdam – Das Bild hat Menschen in aller Welt geschockt: Eine junge Frau, deren Nase offenbar mit brutaler Gewalt abgeschnitten wurde. Taliban-Krieger und ihr Ehemann waren die Täter. Das Porträt der verstümmelten Afghanin wurde nun Pressefoto des Jahres 2010.

Und der Gewinner ist: Bei der Verleihung der 54. World Press Photo Awards in den Niederlanden belegte Jodi Bieber mit ihrem Bild eines verstümmelten afghanischen Mädchens den ersten Platz. Ausgezeichnet warden die eingereichten Bilder von Fotografen und Presseagenturen.

dpa

Mit einer Steinschleuder gegen die Regierung: Aufstände in Bangkok, Thailand. Mit diesem Foto kam Corentin Fohlen auf den zweiten Platz in der Kategorie „Nachrichten“.

dpa

Segelfische unter Wasser. Mit diesem Foto gewann der Deutsche Reinhard Dirscherl den zweiten Platz in der Kategorie „Naturbilder“.

dpa

Den zweiten Rang in der Kategorie “Naturgeschichten” sicherte sich Stefano Unterthiner mit seinem malerischen Bild von einer Gruppe Singschwänen.

dpa

Autsch! Der holländische Demy de Zeeuw wird von Martin Ceceres aus Uruguay bei der WM in Südafrika im Gesicht getroffen. Er gewann damit den ersten Preis in der Kategorie „Sport“.

dpa

Der deutsche Fotograf Wolfram Hahn inszenierte ein Selbstportrait für soziale Netzwerke und gewann damit den zweiten Platz in der Kategorie „Porträt“

dpa

WikiLeaks-Gründer Julian Assange im Ziel der Fahnder. Er wird hier von Seamus Murphy aus Irland in Szene gesetzt, der dafür den zweiten Preis in der Kategorie „Personen in den Nachrichten“ gewann.

dpa

Ein Mann trägt einen Hai durch die Straßen von Mogadishu, Somalia. Mit diesem Bild gewann Fotograf Omar Feisal den ersten Preis in der Kategorie “Tägliches Leben”.

dpa

Der Ungar Peter Lakatos hielt den Selbstmord eines Mannes fest, der sich vor seinem Sprung selbst anzündete. Damit belegt er den ersten Platz in der Kategorie „Nachrichten“

dpa

Als wäre es etwas Alltägliches fährt die Gruppe Radler an einer Kamelkarawane vorbei. Fotograf Chris Keulen schaffte es mit diesem Bild immerhin aufs Treppchen. Er sicherte sich den dritten Rang in der Kategorie „Sportgeschichten“.

dpa

Was für ein Kick! In voller Montur kämpfen Carmen Rosa and Yulia la Pacena in Bolivien gegeneinander. Fotograf Daniele Tamagni gewann damit den ersten Platz in der Kategorie “ „Entertainment“.

dpa

Die 9-jährige Nguyen Thi Ly leidet an den Folgen des Entlaubungsmittels Agent Orange. Das Bild wurde vom US-amerikaner Ed Kashi geschossen, der den zweiten Platz in der Kategorie „Schicksale“ belegt.

dpa

Adam Pretty aus Australien fotografierte den Briten Thomas Daley bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur 2010 und gewann damit den ersten Preis in der Kategorie „Sportgeschichten“.

dpa

Der Old-Iron-Market in Port-au-Prince brennt. Ausgezeichnet wurde der Italiener Riccardo Venturi dafür mit dem ersten Preis in der Kategorie „Allgemeine Nachrichten“

dpa

Nur weg von hier. Daniel Berehulak aus Australien fotografierte die Flut-Opfer in Pakistan und belegt damit den zweiten Rang in der Kategorie „Menschen in den Nachrichten“.

dpa

Das Bild von Martin Roemers belegte den ersten Rang in der Kategorie „Geschichten des täglichen Lebens“. Es bildet den hektischen Alltag in einer Metropole ab.

dpa

Schick Schick. Der Italiener Davide Monteleone fing diesen Schnappschuss auf der Fashion Week in Mailand ein. Damit gewann er den zweiten Platz in der Kategorie „Entertainment“.

dpa

Stillgestanden: Joost van den Broek fotografierte einen russischen Schiffs-Kadetten und belegte damit den zweiten Platz in der Kategorie „Einzel-Porträt“.

dpa

Das zutiefst bewegende Porträt einer von den Taliban verstümmelten jungen Afghanin ist zum Pressefoto des Jahres 2010 gekürt worden. Das gab die internationale Jury des 54. World Press Photo Contest am Freitag in Amsterdam bekannt. Das längst weltberühmte Bild der südafrikanischen Fotografin Jodi Bieber für das US-Magazin „Time“ zeigt das entstellte Gesicht der 18-jährigen Bibi Aisha, der islamistische Rebellen und ihr eigener Ehemann die Nase abgeschnitten haben.

Dieses Foto gehöre zu jenen, an die Menschen in aller Welt sich stets erinnern und die sofort verstanden werden, sagte der Jury-Vorsitzende David Burnett aus den USA. „Es könnte so ein Bild werden, wo jemand sagt “Weißt du das Bild von diesem Mädchen...„ und jeder weiß sofort, wovon die Rede ist.“ Das Foto sei „unglaublich stark“ und sende eine Botschaft aus über die vielen Frauen auf der Welt, die „immer noch unter furchtbaren Bedingungen leben und unter Gewalt leiden“, fügte Jury-Mitglied Ruth Eichhorn hinzu.

Das schockierende Foto war das Titelbild der „Time“-Ausgabe vom 1. August 2010. Die 18-jährige Bibi Aisha war in der südafghanischen Provinz Urusgan vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen und zu ihrer Familie zurückgekehrt. „Eines Nachts kamen die Taliban“, heißt es in der Begleitinformation zu dem Siegerfoto. „Ein Taliban-Kommandeur gab das Urteil bekannt, Bibis Schwager hielt sie fest, und dann schnitt ihr Ehemann ihr die Ohren und die Nase ab.“ Die junge Frau wurde von zivilen Helfern und US-Soldaten gerettet. Sie lebt heute in den USA, wo sie mehrfach operiert wurde.

Insgesamt zeichnete die Jury des seit Jahren renommiertesten Wettbewerbes für Pressefotografie in neun Kategorien 56 Bildautoren aus 23 Ländern aus. Das Pressefoto des Jahres ist mit 10 000 Euro dotiert. Jodi Bieber siegte mit dem Foto auch in der Kategorie Porträt. Insgesamt wurde sie bereits acht Mal beim World Press Photo Contest ausgezeichnet.

Das Spektrum der gewürdigten Fotos ist stets sehr breit, wobei diesmal erneut sehr häufig bedrückende Bilder menschlichen Leids ausgewählt wurden: Vom Erdbeben in Haiti bis zu den Kriegen in Somalia und anderen Ländern. Mit einer Anerkennung durch die Jury wurde auch auch eine Serie verschiedener Fotografen mit Bildern der wochenlangen Aktion zur Rettung der chilenischen Bergleute in San José bedacht.

Unter den Gewinnern sind auch deutsche Fotografen. So erhielt Uwe Weber von der Zeitung „Bild“ mit dem Foto einer Menschenmenge im Chaos der Love Parade in Duisburg den 3. Preis in der Kategorie Spot News. Thomas P. Peschak und Reinhard Dirscherl gewannen den 1. und 2. Preis in der Kategorie Naturfotos. Wolfram Hahn erhielt den 2. Preis bei den Porträts für das Bilde einer jungen Frau, die sich mit ihrem Handy für ein soziales Netzwerk fotografiert. Alle Siegerfotos werden vom 22. April bis 7. Mai in der Oude Kerk im Zentrum von Amsterdam ausgestellt und sind danach in einer Wanderausstellung in vielen Ländern zu sehen.