Kommentar: Die Weichen sind gestellt

Die (Eisenbahn-)Welt rückt mit der feierlichen Eröffnung des Gotthard-Basistunnels näher zusammen. Als Peter Füglistaler, Direktor des schweizerischen Bundesamtes für Verkehr, vor knapp drei Jahren einer Gruppe Journalisten stolz die Baufortschritte an diesem rekordverdächtigen Tunnelprojekt präsentierte, ließ er keinen Zweifel daran, dass die Eidgenossen der Schiene absolute Vorfahrt einräumen. „Wir wollen mehr Verkehr auf der Schiene, weil wir davon ausgehen, dass dies der effizientere und umweltverträglichere Weg ist. Vorausgesetzt, die Schiene löst ihr Lärmproblem“, hatte er damals im Interview mit unserer Zeitung gesagt. Und damit gleichzeitig auch deutliche Signale in Richtung Deutschland gesandt.

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Doch was bedeutet die eidgenössische Verlagerungspolitik für die lärmgeplagten Menschen im Mittelrheintal? Zunächst einmal dürfte die von Bern beschlossene Lärmsanierung des Bahngüterverkehrs dafür sorgen, dass auch auf deutscher Seite lärmärmere Güterwaggons eingesetzt werden. Auf der anderen Seite droht spätestens mit der Eröffnung des Tessiner Ceneri-Basistunnels im Jahr 2020 eine Zunahme des Güterverkehrs zwischen den Nordseehäfen und Italien, der jegliche Lärmreduzierung entlang der Rheinschiene wieder auffressen wird.

Es ist beeindruckend, wie die Eidgenossen ihre verkehrspolitischen Weichen stellen und im wahrsten Sinne des Wortes von Durchbruch zu Durchbruch eilen. Es macht Angst, wie Berlin im aktuellen Bundesverkehrswegeplan sehenden Auges diese Entwicklung negiert und kein Ohr für die Anwohner im Mittelrheintal hat. Petitionen, wortreiches Lamentieren oder die halbherzige Suche nach einer Alternativtrasse sind jedenfalls keine probaten Mittel, um mit dem schweizerischen Tempo mitzuhalten.