Bendorf

Interview: Max Prümm kämpft um seinen Ruf in Bendorf

Während Verwaltungsposten in der Regel ohne großes Aufsehen vergeben werden, hat die Stellenausschreibung für die Leitung des Fachbereichs 5 – Wirtschaftsförderung und Tourismus – in der Stadt Bendorf zuletzt für großen Wirbel gesorgt (die RZ berichtete).

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Viel Kritik und zahlreiche Vorwürfe erntete in diesem Zusammenhang Bürgermeister Michael Syré (CDU) in der Stadtratsitzung Ende März. Syré steht es im Rahmen seiner Kompetenzen zu, diese Stelle zu besetzen. Zum einen wurde bemängelt, weshalb der Posten nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. Zum anderen warfen Teile der SPD-Stadtratsfraktion Syré Vetternwirtschaft vor. Soll er doch, so musste er sich anhören, einem ihm nahestehenden jungen Mann zu dem Posten verhelfen zu wollen, der vermeintlich aber nicht über die nötige Qualifikation verfüge. Die Rede war von Max Prümm (CDU), seit drei Jahren Jugendförderer in der Stadt Bendorf.

Mittlerweile ist die Stelle öffentlich ausgeschrieben worden. 36 Bewerbungen sind bei der Stadtverwaltung eingegangen – das Auswahlverfahren läuft. Die öffentlich geäußerten Vorwürfe aber sind nach wie vor ein Thema in der Stadt. Für Max Prümm ist das ein Problem. Er sieht seinen Ruf geschädigt. Im Interview mit der Rhein-Zeitung spricht der 32-Jährige Bendorfer jetzt über seine Sorgen, sein Verhältnis zum Bürgermeister und die Bewerbung zum Fachbereichsleiter der Wirtschaftsförderung.

Herr Prümm, es heißt, Sie stehen in einem guten Verhältnis zu Bürgermeister Michael Syré. Aufgrund dessen ist der Vorwurf der Vetternwirtschaft laut geworden. Wie genau sieht diese Verbindung aus?

Ich bin mit dem Bürgermeister weder verwandt noch verschwägert. Im Jahr 1997 hat mir Michael Syré Hilfe in einer familiären Notlage angeboten. Seither bin ich freundschaftlich mit ihm und seiner Familie verbunden. Mit seinem ältesten Sohn bin ich bereits seit der Kinderzeit befreundet.

Wie haben sie auf den Vorwurf der Vetternwirtschaft reagiert?

Ich war davon sehr betroffen. Zumal ich denke, dass ich ausbildungstechnisch einiges vorzuweisen habe und es daher nicht nötig habe, auf irgendwelche Bevorzugungen seitens des Bürgermeisters angewiesen zu sein.

Was ist an dem Gerücht dran, Sie seien Lehrer mit abgebrochener Ausbildung und besäßen schon allein aus diesem Grund nicht die Qualifikation für das Amt des Wirtschaftsförderers?

Ich habe das Lehramtsstudium mit dem ersten Staatsexamen und der Note „gut“ abgeschlossen. Quasi zeitgleich habe ich eine Fortbildung bei der Industrie- und Handelskammer zum Wirtschaftsfachwirt begonnen. Diese Fortbildung habe ich mit Auszeichnung abgeschlossen – bin auch von der IHK dafür geehrt worden. Das hat mir aber nicht gereicht. Ich wollte meine wirtschaftlichen Kenntnisse noch mit einem akademischen Titel untermauern. Und so habe ich mich dann dazu entschlossen, an der Technischen Universität Kaiserslautern einen Kombistudiengang anzustreben. Das war Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen. In meiner Masterarbeit habe ich mich explizit mit dem Thema beschäftigt, wie man Verwaltungsabläufe besser aufbereitet.

Wie sehen Sie die Argumentation, eine qualifizierte Person von außerhalb solle die Stelle erhalten? Würden Sie das als persönlichen Angriff bewerten?

Das ist schwer zu sagen. Wenn es sich gegen meine Person richtet, ist es mit Sicherheit auch einer Fehlinformation geschuldet. Ich würde mich auch aufregen, wenn jemand daherkommt, der nur ein erstes Staatsexamen hat, wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Da würde ich auch sagen, der ist nicht der Richtige für diesen Job. Das hat ja auch weder was mit der Stelle zu tun, noch ist die Qualifikation gegeben. Und wenn die Qualifikation nicht da ist, hat auch niemand das Recht, so eine Stelle zu besetzen. Aus dieser Sicht wäre es nachzuvollziehen, warum man sich gegen mich ausspricht.

Sie sind in Bendorf kein Unbekannter. Wie erklären Sie sich diese Fehlinformation, dass angeblich niemand über ihren Ausbildungsgrad Bescheid wusste?

Die Frage stellt sich mir auch. Aber die kann ich nicht beantworten. Ich gehe zu dem Zeitpunkt davon aus, dass die Leute es einfach nicht besser wussten. Der Masterabschluss ist noch relativ frisch, dass sich das noch nicht rumgesprochen hat, wäre vielleicht eine Erklärung. Aber mein Wirtschaftsfachwirt mit Auszeichnung stand in der Presse. Es ist für mich schwer nachzuvollziehen, dass die Leute das nicht gewusst haben.

Stimmt es, dass Sie die Wirtschaftsverbände der Stadt Bendorf aufgrund eines Briefes, der unter anderem an den Bürgermeister ging, zur Abgabe einer Unterlassungserklärung aufgefordert haben und rechtliche Schritte wegen Verleumdung gegen ein Ratsmitglied prüfen lassen?

Ja, das stimmt. Dieser Brief hatte auch viel damit zu tun, dass eine Fehlinformation gestreut wurde. Ich habe aber mittlerweile ein Antwortschreiben auf die Unterlassungsklage erhalten, darin waren nach meinem Dafürhalten versöhnliche Töne zu erkennen, und damit ist die Sache mit den Wirtschaftsverbänden für mich geklärt. Was Herrn Kirst angeht, ist die Sache hingegen noch nicht für mich geklärt. Da befinde ich mich gerade in dem Stadium, mich mit einem Anwalt zu beraten.

Um welche Aussage von Peter Kirst (SPD) geht es Ihnen?

In der Rhein-Zeitung war zu lesen: „Des Weiteren hieß es aus den Reihen der SPD, dass in Bendorf das Gerücht umgehe, ein Lehrer mit abgebrochener Ausbildung, der dem Bürgermeister nahestehe, solle die Stelle erhalten.“ Das ist objektiv falsch. Selbst wenn ich das Staatsexamen abgebrochen hätte, könnte ich jederzeit wieder in den Referendardienst gehen. Also ist die Ausbildung definitiv nicht abgebrochen. Aber wie schon erwähnt, sind da noch zwei weitere Ausbildungen gefolgt, und im kompletten Zusammenhang ist das so dargestellt, dass ich dadurch massive Probleme hatte.

Inwiefern hat sich das geäußert?

Ich bin mindestens zehnmal aus der Bevölkerung auf dieses Zitat angesprochen und gefragt worden, ob ich meine Ausbildung abgebrochen habe. Das ist für mich sehr belastend. Das ist viel schlimmer als die Diskussion um die Stellenvergabe selbst. Das hat mir verdammt wehgetan. Wenn man so gute Noten und Leistungen erbracht hat und bekommt dann vorgeworfen, man hätte seine Ausbildung abgebrochen – das ist für mich ein Zustand, den ich nicht ertragen kann.

Wie geht es jetzt weiter?

Es gab jetzt erst mal eine Aufforderung zur Unterlassung. Dazu hat sich Herr Kirst nicht geäußert, sondern geschrieben, er hätte niemanden verunglimpft. Er hätte ja auch meinen Namen nicht genannt, wonach nach meinem Dafürhalten der Personenkreis so stark eingeschränkt ist, dass nur meine Person infrage kommt. Das sind alles Dinge, die jetzt juristisch geklärt werden müssen.

Haben Sie keine Bedenken, dass man eine objektive Auswahl durch den Bürgermeister anzweifeln wird, sollten Sie die Führungsstelle in der Wirtschaftsförderung bekommen?

Die beste Antwort darauf ist, sich richtig in die Arbeit reinzuhängen. Da mir persönlich viel an der Entwicklung von Bendorf und der Stadtteile liegt, denke ich, dass ich vieles für den Job mitbringe.

Warum sind Sie der richtige Kandidat für diesen Posten?

Ich lebe seit 32 Jahren in Bendorf. Ich kenne viele Leute und habe gute Kontakte. Und ich denke, ich habe gerade während meines Studiums viel Wissen akkumuliert, das ich auch gut anbringen könnte. Gerade im Marketing. Da habe ich auch meine beste Staatsklausur – eine 1,0 – geschrieben. Marketing leitet sich ja ab von „etwas zu Markt tragen“, und man muss auch einen Standort wie Bendorf zu Markt tragen. Man muss ihn wettbewerbsfähig machen, um eine Stadt zukunftsfähig zu machen.

Was würden Sie anders machen beziehungsweise fortführen?

Es gibt sicher einige Dinge, die man fortführen kann, aber es sind auch Schwachstellen vorhanden. Wenn man zum Beispiel den Standort Sayn nimmt: Sayn hat ein wunderschönes Schloss und eine wunderschöne Burg, aber gastronomisch könnte man noch mehr erreichen, indem man versucht, den Standort besser zu vernetzen. Ein weiterer Punkt ist die Innenstadtentwicklung: Es ist unheimlich schwierig, eine Innenstadt zu entwickeln, dennoch muss man versuchen, eine bessere Vernetzung zu schaffen.

Wie muss man sich eine solche Vernetzung vorstellen?

Wenn sie zum Beispiel einen Optiker, einen Zeitungsladen und daneben noch einen Bäcker haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Bürger den Einkauf vor der Tür erledigen, als wenn nur noch ein Bäcker am Ort ist. Man muss einfach ein gewisses Cluster, ein Netzwerk, haben, sonst ist eine Innenstadt schnell tot.

Warum haben Sie zuletzt so lange damit gewartet, an die Öffentlichkeit zu gehen?

Zunächst war ich ein paar Tage lang geschockt. Mir ist das Ausmaß erst später bewusst geworden. Wenn man von vielen Leute die ganze Zeit auf die Sache angesprochen wird, dann sagt man sich irgendwann, dass man was dagegen unternehmen muss, sonst ist der eigene Ruf in der Stadt ruiniert. Das werde ich nie mehr los, wenn das nicht klargestellt wird.

Das Gespräch führten Damian Morcinek und Albrecht Kahl