Düsseldorf

Herzversagen nach Joint: Rechtsmediziner weisen Tod durch Kiffen nach

In der ersten Stunde nach Cannabiskonsum ist das Herzinfarktrisiko nach einer US-Studie um das Fünffache erhöht. Deutsche Rechtsmediziner haben nun zweifelsfrei Hasch als Todesursache bei zwei jungen Männern festgestellt. Foto: dpa
In der ersten Stunde nach Cannabiskonsum ist das Herzinfarktrisiko nach einer US-Studie um das Fünffache erhöht. Deutsche Rechtsmediziner haben nun zweifelsfrei Hasch als Todesursache bei zwei jungen Männern festgestellt. Foto: dpa

Tod durch Cannabis: Bei einem 23-Jährigen und einem 28-Jährigen wurde das nach Angaben der Uniklinik Düsseldorf als Todesursache zweifelsfrei festgestellt – den Wissenschaftlern zufolge weltweit erstmals. Der Hanf-Verband ist skeptisch.

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Ein gesunder 23 Jahre alter Mann bricht in in einem öffentlichen Verkehrsmittel zusammen, nach 40 Minuten geben die Ärzte den Versuch auf, ihn wiederzubeleben: Der Mann hat Marihuana in der Tasche, wird obduziert – und das Ergebnis ist so überraschend wie alarmierend: Der junge Mann ist an Herzversagen durch Cannabis-Konsum gestorben, so Wissenschaftler des rechtsmedizinischen Instituts der Uniklinik Düsseldorf. Auch bei einem 28-Jährigen, der tot von seiner Freundin gefunden wurde, gehen die Forensiker von der gleichen Todesursache aus.

Damit ist es ihnen nach eigenen Angaben weltweit erstmals gelungen, Todesfälle komplett nach den heutigen wissenschaftlichen Standards auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen, wie die Rechtsmediziner um Benno Hartung in der Fachzeitschrift „Forensic Science International“ erklären (PDF des Manuskripts). Dazu seien toxikologische, histologische, immunhistochemische und genetische Untersuchungen angestellt worden. So konnten genetische Ursachen eines plötzlichen Herztodes ausgeschlossen werden. Dazu war in einem Speziallabor in Frankfurt anhand von Gen-Untersuchungen geprüft worden, ob die Männer angeborene Herzrhythmusstörungen gehabt hatten. Als einzige mögliche Ursache blieb anhand des wissenschaftlichen Ausschlussverfahrens die erhöhte THC-Konzentration im Blut.

Die Studie zeige, dass die Droge nicht nur wie allgemein angenommen „einen euphorisierenden Effekt ohne Nebenwirkungen“ auslöse, sondern in einigen Fällen zu einem tödlichen Herzversagen führen könne, erklärte Mitautor Hartung. Diese Fälle seien zwar sehr selten, er gehe jedoch davon aus, „dass es jeden Cannabis-Konsumenten treffen kann“, zitiert die Rheinische Post dem Forscher. Wie oft und wie viel Cannabis die beiden jungen, körperlich gesunden Männer vor ihrem Tod konsumiert haben, war den Forschern nicht bekannt.

Das Ärzteblatt berichtet, dass norwegische Mediziner bereits vor einigen Jahren zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt waren.

Update: Beim Deutschen Hanf-Verband, der nach dem Sieg von dessen Chef Georg Wurth bei der „Millionärswahl“ zusätzlichen Auftrieb in seinem Kampf für die Legalisierung von Cannabis bekommen hat, sieht man die Studie skeptisch. „Wir zweifeln an, ob man aus dem Ausschluss anderer Ursachen einen Beweis für Cannabis als Ursache ableiten kann“, so Maximilian Plenert, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim DHV.

Während einzelne Cannabis-Verfechter den Medizinern unterstellen, Lobbying gegen die Legalisierung zu betreiben, geht man beim Hanf-Verband nicht so weit. „Vielleicht war es nur die wissenschaftliche Neugier, vielleicht haben die Forscher auch erkannt, dass sie damit groß in die Öffentlichkeit kommen“, so Plenert. „An politische Motive glaube ich nicht.“

Ihn wundert aber, welchen Widerhall die Studie findet. „Die Forscher sagen ja selbst, dass das Risiko sehr klein ist. Bei jedem Berlin-Marathon stirbt statistisch gesehen auch jemand.“ Cannabis beschleunige den Herzschalg – wie unzählige andere Wirkstoffe auch. „Und Cannabis ist einer der am besten untersuchten Wirkstoffe.“ Ihn wundert, dass die Rolle des Nikotins in dem Fall nicht thematisiert werde. Die bei den beiden Toten festgestellten THC-Werte seien auch vergleichsweise eher niedrig, was gegen „Akuten Konsum“ spreche.

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)