Gutachterin: Pulver-Kurt ist hoch intelligent
Der Prozess gegen den als Pulver-Kurt bundesweit bekannt gewordenen Militariasammler Kurt N. aus Hundsbach hat am 25.07.2012 vor dem Landgericht Bad Kreuznach begonnen.
Benjamin Stoess
... und endete gleich mit einer Überraschung: Ein psychologisches Gutachten soll in den nächsten Wochen klären, ob der 64-jährige Angeklagte an Objektophilie leidet, einer wahnhaften Sucht, bestimmte Gegenstände besitzen zu wollen.
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Damit folgte das Landgericht einem Antrag von Verteidiger Dr. Ulrich Stange.
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Kurt N. hat zu Hause in Hundsbach und in einer Becherbacher Scheune ein großes Waffenarsenal angehäuft, das im Januar 2011 von der Polizei ausgehoben wurde. Damals musste Becherbach evakuiert werden.
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Staatsanwältin Annette Boeckl wirft Kurt N. in der Anklage vor, ohne die erforderlichen Berechtigungen nach dem Kriegswaffenkontroll-, Waffen- und Sprengstoffgesetz viele Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Gewehre, Pistolen und Revolver, Waffenteile, Handgranaten, zahlreiche teilweise mit TNT und anderen Substanzen selbst gefertigte Sprengkörper, eine Antipersonenmine, eine große Menge panzerbrechende Munition und weit über 100 Kilo verschiedene Sprengstoffe sowie Pyrotechnik unterschiedlichster Art und Herkunft besessen und gelagert zu haben.
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Rentner Pulver-Kurt macht vor dem Landgericht einen angegriffenen Eindruck. Nur selten huscht ein leichtes Lächeln über sein Gesicht. Anwalt Stange nimmt seinen Mandanten in Schutz: „Er hat noch nie so im Interesse gestanden. Das ist nicht ganz einfach.“ Der frühere Werkzeugmachermeister habe gesundheitliche Schwierigkeiten.
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Ulrich Stange beschreibt Kurt N. als „angesehenen Bürger“. „Er lebt in geordneten Verhältnissen.“ Seine Arbeit bei der Firma Hay in Bad Sobernheim musste er aufgeben, „weil mir die Lehrlinge so zugesetzt haben“. Pulver-Kurt legt nämlich großen Wert auf Verlässlichkeit,
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Mit Waffen kam er frühzeitig in Berührung: „Bei uns im Ort hat überall das Zeug rumgelegen. In jedem Haus stand der Karabiner. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.“ Der Vorsitzende Richter, Dr. Bruno Kremer, fragt: „Warum haben Sie so viele Waffen?“
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Pulver-Kurt berichtet: „Viele Leute hatten Waffen, die sie loswerden wollten. 1969/70 ging's los, und so ging es immer weiter.“ Und noch eins will Pulver-Kurt klarstellen: Er möchte nicht in die „rechte Ecke“ gerückt werden. Dass in seinem Wohnhaus eine Hakenkreuzfahne sichergestellt wurde – damit habe er nichts zu tun.
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Wieso er große Mengen Waffen und Sprengstoffe in der Scheune in Becherbach lagerte, will Dr. Kremer wissen. Kurt N. antwortet kurz und knapp: „Ich wollte das Zeug nicht bei mir zu Hause haben.“ Über die Gefährlichkeit gaben Experten der Polizei Auskunft: „Es hätte in einer Katastrophe enden können.“
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Verteidiger Dr. Ulrich Stange hatte das in den Raum gestellt und sieht auch weiterhin bei seinem Mandanten zwanghaftes Verhalten. Die Staatsanwaltschaft wirft Pulver-Kurt den Verstoß gegen das Kriegswaffenkontroll-, das Waffen- und Sprengstoffgesetz vor.
Bei dem Fund handelt es sich um den größten Waffenfund bei einer Privatperson in Deutschland. Maschinengewehre, Pistolen – insgesamt 70 Waffen mit rund 120 000 Schuss Munition und bis zu 60 Kilogramm Sprengstoff hatte die Polizei in Scheune und Haus des Rentners entdeckt. Der Ort musste für den Abtransport des Sprengstoffs evakuiert werden.
Dem 64-Jährigen drohen bis zu fünf Jahre Haft. Mit dem Urteil wird heute Nachmittag gerechnet. Weitere Informationen folgen.