Frau soll Enkelkind (2) durch Schnittverletzungen am Hals getötet haben – Dorf steht unter Schock

Im Kreis Birkenfeld ist ein zweijähriges Mädchen getötet worden
Tatort war der 932 Einwohner zählende Ort Niederwörresbach. Foto: Konrad Geidies

Niederwörresbach – Ein ganzes Dorf steht unter Schock: Eine 55-jährige Frau, mit der sie Tür an Tür lebten, steht im Verdacht, ihre zweijährige Enkelin getötet haben. Sie wurde noch in der Nacht zum Sonntag festgenommen, nachdem das Kind tot aufgefunden worden war. Die Obduktion hatte ergeben, dass das Kind auf Grund massiver Schnittverletzungen am Hals verstorben ist. Gegen die Großmutter des Mädchens wurde Haftbefehl erlassen.

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Niederwörresbach – An massiven Schnittverletzungen am Hals starb das zweijährige Mädchen, das in der Nacht zum Sonntag in Niederwörresbach getötet wurde. Das teilten Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach und Polizeipräsidium Trier am Montag nach der Obduktion bei der Rechtsmedizin in Mainz mit. Dringend tatverdächtig, ihre Enkelin umgebracht zu haben, ist die 55-jährige Großmutter des Mädchens.

Gegen sie hat das Amtsgericht Bad Kreuznach Haftbefehl wegen des Verdachts auf Totschlag erlassen. Die Frau kam in Untersuchungshaft. Der Ehemann der älteren Frau hatte die Polizei in der Nacht zum Sonntag alarmiert. Er hatte seine Enkelin schwer verletzt in der Wohnung entdeckt. Doch jede Hilfe für das kleine Mädchen kam zu spät. Die Großmutter war nach Polizeiangaben alkoholisiert und ließ sich widerstandslos festnehmen.

Der Ablauf der Tat und das Motiv sind nach Angaben der Ermittler aber weiter unklar. Auch wenn der Medienrummel groß ist, Fotografen und Filmteams im Dorf unterwegs sind: In der 950-Einwohner-Gemeinde Niederwörresbach ist es am Tag danach leiser als sonst an einem Montag; die Menschen sind sprachlos, traurig, geschockt. Drei Kinder erzählen im Niederwörresbacher Kindergarten davon, was da gestern schnell Dorfgespräch war. Ein großes Thema ist das Ganze aber nicht, heißt es von Seiten der Erzieherinnen. Ortsbürgermeister Arnold Weinz beseitigt die Reste der Kirmes, die am Sonntag spontan abgebrochen worden war. „Da gab es eigentlich keine Diskussion. Wir haben uns mit einigen Bürgern, Helfern, Vereinsvorsitzenden zusammengesetzt, geredet. Da war schnell klar, dass wir das Ganze absagen. Feiern wollte und konnte niemand mehr. Wenn ein Unfall passiert, ist das schon schlimm genug. Aber wenn ein Kind auf so grausame Weise zu Tode kommt, fehlen einem die Worte. Da kann man nicht so tun, als sei da 200 Meter weiter nichts passiert.“

Weinz kann über die Großeltern, die offenbar russlanddeutscher Herkunft sind und seit rund zehn Jahren in Niederwörresbach leben, nichts erzählen: „99 Prozent der Werzbacher kenne ich. Die Familie gehört zu denen, die ich überhaupt nicht kenne. Sie lebte sehr zurückgezogen.“ Der Ortschef räumt mit Gerüchten auf: „Die offenbar unter Alkoholeinfluss stehende Großmutter, gegen die nun Haftbefehl erlassen wurde, war nicht abends auf der Kirmes. Auch der Großvater nicht.“ Uwe Weber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein: „Als ich die Nachricht erhielt, war für mich schnell klar, dass ich ganz sicher nicht der Einladung zum Frühschoppen des Spießbratenfestes in Idar-Oberstein Folge leisten werde. Wir sind geschockt und traurig. Wenn ich mir den Medienrummel betrachte, frage ich mich natürlich, warum die ganzen großen Zeitungen nicht mal was schreiben, wenn es etwas Positives zu vermelden gibt. Da ist schon die Sensationsgier spürbar...“ Unterdessen kämpfen die unmittelbaren Nachbarn, die mit den Großeltern in einem Mehrfamilienhaus wohnen, mit den Folgen der Tat: „Tür an Tür leben wir hier, und dann geschieht eine solche Tragödie. Es ist alles so unwirklich, unfassbar...“, berichtet ein Nachbar, selbst Vater eines kleinen Kindes, der mit seiner Frau die Nacht nicht in der Wohnung am Tatort verbringen wollte. Man habe keinerlei Kontakt zu den Mitbewohnern gehabt. Gleiches berichten die weiteren Nachbarn: „Man hat sich gegrüßt, mehr nicht.“

Dem Vernehmen nach waren die Eltern der Zweijährigen mit ihren beiden weiteren Kindern bei den Eltern des Vater des getöteten Mädchens am Sonntag in Kirn zu Gast und hatten ihre kleine Tochter in Niederwörresbach bei den Großeltern gelassen.

Von Vera Müller und Gabi Vogt