Mainz

Eine Problemlage kommt selten allein

Die Pfeile zeigen an, wie sich der Lebenslagen-Index in einem Stadtbezirk seit 2005 verändert hat: Aufwärts, abwärts oder gleich geblieben. In der Innenstadt gibt es kaum Veränderungen, zuweilen Verbesserungen wie etwa im Schlossviertel (Bezirk 156), in der Kapuzinerstraße (152) und am Stefansberg (151). Verschlechtert hat sich der Index in der Neustadt am Feldbergplatz (161), am Taubertsberg (253), in Gonsenheim Am Wildpark (416), in Finthen Nord (422), Alt-Finthen (421), Bretzenheim-West (516) und in Lerchenberg-Mitte (533).
Die Pfeile zeigen an, wie sich der Lebenslagen-Index in einem Stadtbezirk seit 2005 verändert hat: Aufwärts, abwärts oder gleich geblieben. In der Innenstadt gibt es kaum Veränderungen, zuweilen Verbesserungen wie etwa im Schlossviertel (Bezirk 156), in der Kapuzinerstraße (152) und am Stefansberg (151). Verschlechtert hat sich der Index in der Neustadt am Feldbergplatz (161), am Taubertsberg (253), in Gonsenheim Am Wildpark (416), in Finthen Nord (422), Alt-Finthen (421), Bretzenheim-West (516) und in Lerchenberg-Mitte (533). Foto: Stadt Mainz

Im Abstand von mehreren Jahren wird die Stadt auf den Seziertisch der Statistik gelegt. Der „Lebenslagenindex“ enthüllt, was sich im Einzelnen hinter globalen Zahlen verbirgt, wie der Arbeitslosenquote oder den Bevölkerungsbilanzen vom Statistischen Landesamt.

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Mainz – Im Abstand von mehreren Jahren wird die Stadt auf den Seziertisch der Statistik gelegt.

Der „Lebenslagenindex“ enthüllt, was sich im Einzelnen hinter globalen Zahlen verbirgt, wie der Arbeitslosenquote oder den Bevölkerungsbilanzen vom Statistischen Landesamt. Dann zeigt sich: Viel und Wenig sind sehr ungleich verteilt – das aber oft in enger Nachbarschaft.

Der vom Empirica-Institut erstellte Lebenslagenindex setzt sich aus vier Teilbetrachtungen zusammen. Sie bestätigen die Beobachtung, dass problematische Bedingungen selten allein kommen, sondern sich in bestimmten Zonen ballen. Im Überblick:

Bevölkerungsentwicklung: Innerhalb von fünf Jahren hat die Mainzer Bevölkerung um 6,5 Prozent beziehungsweise 12.200 Personen zugenommen – allerdings sind 8000 reine Ummeldungen von Studenten nach Einführung der Zweitwohnsitzabgabe. Der Rest ist aber der Anziehungskraft von Mainz auf Zuzügler aus dem In- und Ausland zu danken. Mit Zuwächsen von mehr als 15 Prozent liegen die Neubau-Bezirke Bretzenheim-Lanzelhohl, Gleisberg/Bruchspitze (Gonsenheim), Mombacher Straße, Klinik-Viertel und Großberg/Weberstraße (Weisenau) vorn. Zuwächse von mehr als fünf Prozent verzeichnen auch viele Innenstadtbezirke. Leicht geschrumpft ist nur das Universitätsviertel.

Arbeitslosigkeit: Die Studie bilanziert die Abweichungen vom Mainzer Durchschnitt. Knallrot leuchten Finthen-Nord mit der Römerquellensiedlung sowie der Kronberger Hof (Innenstadt). Sie liegen mehr als fünf Prozent schlechter als der Schnitt. Auffällig sind außerdem die nördliche Neustadt, die Hochhaussiedlung Elsa-Brändström-Straße in Gonsenheim, der Taubertsberg-Bezirk inklusive Martin-Luther-King-Siedlung sowie die Mombacher Straße. Deutlich besser als im Mainzer Schnitt ist die Beschäftigungslage dagegen in Hechtsheim-Hechenberg und in Lerchenberg-Süd.

Bildung: Bei der Bewertung spielen der Zuwanderer-Anteil in der Grundschule und die anschließende Wahl der weiterführenden Schule eine Rolle. Die Belastungen konzentrieren sich im Norden der Stadt und in Mombach. „Auffälligkeiten gibt es in der gesamten Neustadt, es ist aber besser als 2005“, sagt Oliver Bördner vom Amt für soziale Leistungen. Überdurchschnittlich günstige Bildungsbedingungen herrschen dagegen in großen Teilen von Gonsenheim, Drais, Bretzenheim, Hechtsheim, Laubenheim und Ebersheim.

Soziale Situation: Als Gradmesser für potenzielle soziale Spannungen gilt die Verschiedenheit (Heterogenität) der Gruppen in einem Bezirk. Betrachtet wird das Nebeneinander von älteren Menschen über 60 und arbeitslosen Jugendlichen bis 25, außerdem der Anteil von Zuwanderern und Sozialleistungsempfängern sowie die Häufigkeit von Jugendkriminalität. Auch hier ist der Mainzer Norden mit Teilen der Neustadt, Alt-Mombach sowie dem Industrieviertel besonders belastet – aber auch heterogene Enklaven wie die Gonsenheimer Brändström-Siedlung und Lerchenberg-Mitte.

Wohnumfeld: Betrachtet man die Bebauungsdichte und die Qualität der Wohnlage, sind auch hier wieder Teile der nördlichen Neustadt belastet, aber auch das Altmünsterviertel in der Altstadt und das Bleichenviertel. Überraschend: „Neustadt-Nord und Lerchenberg-Mitte sind in einem Atemzug zu nennen“, so Oliver Bördner. Wenig überraschend sind die überdurchschnittlichen Werte für Alt-Gonsenheim, Universitätsviertel, Volkspark und den alten Ortskern von Bretzenheim. Claudia Renner