Mosul

Deutscher Jeziden-Kämpfer schickt verzweifeltes Video: Schickt uns Luftunterstützung

Die Welt blickt anhaltend auf Kobane – unterdessen schickt ein deutscher Kämpfer einen verzweifelten Hilferuf aus einem irakischen Ort: Auf Facebook fleht er um Luftunterstützung, weil ein versprengter Haufen Kämpfer an einem der wichtigsten Heiligtümer der Jesiden sein Ende kommen sieht.

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Von unserem Redakteur Lars Wienand

Man sieht einen Mann im Kampfanzug, das Gewehr übers Bein gelegt, in einem düsteren kargen Raum. Er spricht in dem Video gefasst, aber eindringlich, im Hintergrund bellt ein Hund. Der Mann ist Yassir Kasim Shesho, sein Vater ist Kasim Shesho, der „Löwe von Sindschar“, einst Gärtner in Bad Oeynhausen. Seit dem Sommer hat der „Löwe“ Harke und Spaten mit den Waffen im Nordirak getauscht, und dort eine jesidische Bürgerwehr aus dem Boden gestampft. Er war gerade zu Besuch dort, als der selbsternannte „Islamische Staat“ am 3. August den Angriff auf die Jesiden begann und erschütternde Bilder um die Welt gingen. Sein Widerstand gegen die Terroristen hat ihn international bekannt gemacht.

Und mit ihm stellen sich auch seine Söhne den Dschihadisten entgegen, auch Yassir Kasim Shesho hat dafür Bad Oeynhausen verlassen. „Wir werden bis zum letzten Atemzug kämpfen“, versichert er . Doch der Kampf könnte bald am Ende sein, wenn die Informationen aus dem Video zutreffen. Die 30 Sekunden sollen Druck machen auf Deutschland, auf Europa, auf die Welt. Geschriebene Worte haben wenig bewegt. Yassir Kasim Sheshos startete am Mittwochabend den Appell im Video:

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Am 20. Oktober hatten Kämpfer der IS ihren nächsten großen Angriff auf die Orte am Sindschar-Gebirge im Norden des Irak begonnen. Und sie sind nach den Berichten der Jesiden mit massiven Kräften und gepanzerten Fahrzeugen vorgerückt, haben Ort für Ort eingenommen, die jesidischen Verteidiger mussten sich weiter ins Gebirge zurückziehen. Die Pilgerstätte Sherfedin dort wollen sie unter keinen Umständen preisgeben. Und Bollwerk sein für die Zivilisten, die schon Abschieds-SMS verschickt haben sollen an Verwandte.

Schon länger appellieren auch die deutschen Kämpfer und ihre Unterstützer an die Welt, nicht nur die kurdischen Kräfte aufzurüsten, denen viele nicht trauen, sondern auch den Jesiden Waffen zu geben, sie besser aus der Luft zu unterstützen. Beim Kampf um zumindest Aufmerksamkeit dafür steht der Mainzer Liberale Tobias Huch in vorderster Reihe, der mit seiner großen Reichweite auf Facebook sogar aufrief, die Seiten von Medien mit Appellen zu fluten. Sein offensives Auftreten gegen IS bringt ihm regelmäßige Todesdrohungen ein. Er sagt: „Jeder sollte seine Möglichkeiten ausschöpfen, um den Völkermord an den Jeziden zu verhindern!“ Der Appell im Video ist da ein neues Instrument, das er als einer der ersten auf seiner Facebookseite einsetzte.

Drei Kilometer entfernt stehe der IS, heißt es darin. Angesichts dessen wirkt der Ausblick von Yassir Kasim Shesho noch wenig dramatisch formuliert: Sie „werden es sehr schwer haben“, wenn in den nächsten 48 Stunden keine Luftunterstützung komme, sagt er. „Sehr schwer“ haben sie es aber wohl bereits jetzt.

Kurz nach dem Video schickte Yassir Kasim Shesho, der Sohn des „Löwen von Sindschar“, noch eine Eilmeldung. Isis sei mit vielen und schweren Waffen auf dem Weg. Sein Video wurde währenddessen rasant geteilt.