Mainz

Besetzer müssen das Haus räumen

Es bleibt spannend um das besetzte Haus in der Oberen Austraße 7. Nach einem Besuch von Bauaufsicht und Feuerwehr untersagte die Stadt den Besetzern den Aufenthalt und das für Samstag geplante Hoffest.

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Mainz – Es bleibt spannend rund um das besetzte Haus in der Oberen Austraße 7.

Nach einem Besuch von Bauaufsichtbehörde und Feuerwehr untersagte die Stadt den Besetzern den Aufenthalt und das für Samstag geplante Hoffest. Das teilten die sieben Männer um Amtsleiter Erwin Brod den Besetzern nach einem Besuch am späten Nachmittag mündlich mit. Die Begründung erfolgt heute, kündigte Stadtsprecher Markus Biagioni am Abend an.

Die Hausbesetzer berieten am Abend im Plenum: Sie wollen bleiben, ein Gutachten der Stadtwerke über den Zustand des Hauses sehen und dann die nötigen Instandsetzungsarbeiten vornehmen. Ob das Hoffest stattfinden soll, will man davon abhängig machen, was nun passiert.

16.30 Uhr im Innenhof des Komplexes. In einem großen Topf im Eingangsbereich brutzelt eine Tomatensauce, die für eine spätere Mahlzeit zubereitet wird. „Draußen sind jetzt sieben Leute von der Stadt“, ruft ein junger Mann in die Runde. Lynn, ein 23-jähriger Student, geht sofort dorthin, um die städtischen Besucher freundlich zu begrüßen.

Am Mittwoch hatten die Besetzer die Vertreter der Bauaufsicht, des Ordnungsamtes und der Feuerwehr noch nicht hereingelassen. „Aber da waren wir auf die Situation nicht vorbereitet“, erläutert Lynn.

Es geht um die eigene Sicherheit

Abends im Plenum habe man darüber diskutiert und sei zu dem Entschluss gekommen, dass es sinnvoll ist. Schließlich geht es um die eigene Sicherheit.

Die Kontaktaufnahme liegt beiden Seiten offenbar sehr am Herzen. Darum findet der Rundgang durch die drei Gebäude ohne die anwesenden Journalisten statt.

„Darf ich sie bitten“, weist Lynn den Männern um Amtsleiter Erwin Brod zunächst den Weg in die alte Villa. Derweil erzählt der 23-jährige Soziologie-Student Daniel, dass die städtischen Besucher, mit denen sie am Mittwoch draußen vor dem besetzten Haus gesprochen hatten, gesagt hätten, dass die Gebäude nicht einsturzgefährdet sind.

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--- Video von Alex Boerger ---

Die letzten Bewohner der Villa hätten ausziehen müssen, weil nicht ausreichend Fluchtwege vorhanden waren. „Aber damals haben hier mehrere Parteien gewohnt. Das ist jetzt nicht der Fall. Wir wohnen ja zusammen und versperren keine Fluchtwege.“

Nach einer Viertelstunde kommen Brod und seine Begleiter wieder heraus und sehen sich nacheinander auch die beiden anderen Gebäude, eine ehemalige Autolackiererei und ein ehemaliges Wohnheim, an. Die Atmosphäre hat sich entspannt: „Wenn Sie wollen, können Sie auch mal zum Mittagessen zu uns kommen“, sagt Lynn zum Abschied.

Eigentümerin Stadtwerke ist „in Sorge“

Die Stadtwerke als Eigentümer hatten zuvor bekräftigt, dass sie sich große Sorgen machen im Blick auf das geplante Fest am Samstag.

Während des Besuchs der sieben Vertreter der Stadt kommen auch andere Gäste aufs besetzte Gelände in der Oberen Austraße 7, um sich vor Ort zu informieren. Und um Solidarität zu bekunden. Da ist etwa der in Bretzenheim wohnende Professor Michael Hartmann, der an der TU Darmstadt Eliten- und Managmentsoziologie lehrt. „Ich unterstütze jede Initiative, die sich bemüht, ungenutzte öffentliche Räume zurück zu holen“, erklärt der 60-Jährige. Die Besetzer kennen ihn vom Attac-Sommercamp, das vorige Woche in Mainz stattgefunden hatte, und haben ihn eingeladen. Auch Tobias Huch, der mediengewandte Vorsitzende der Jungen Liberale in Rheinhessen und der Vorderpfalz, machte den Besetzern seine Aufwartung und überreichte Brot und Salz sowie Toilettenpapier und Hamsterstreu.
Derweil erklärten die Stadtwerke als Eigentümerin, dass sie sich weiterhin „große Sorge um die Sicherheitslage in dem besetzten Haus“ machen. Dabei gehe es insbesondere auch um das von den Besetzern geplante Hoffest sowie künftige im Raum stehende geplante Veranstaltungen.
In einem Schreiben an die Hausbesetzer hatten die Stadtwerke bereits am Dienstag darauf hingewiesen, dass das Gebäude baufällig sei und dass die Nutzung große Risiken nicht nur für die Besetzer selbst, sondern auch für Besucher berge. Daher erging der dringende Appell, auf das am Wochenende geplante Hoffest zu verzichten, das von einer nicht übersehbaren Menge von Besuchern frequentiert werden könnte.
„Es fehlen in dem Gebäude weiterhin geeignete Flucht- und Rettungswege, der Brandschutz ist nicht gewährleistet.“ Bei einem Brand oder einer Panik stehen nach Ansicht der Stadtwerke Menschenleben auf dem Spiel. Das sehen Lynn und seine gut 40 bis 50 Mitstreiter, die Donnerstannachmittag vor Ort waren, nicht so: „Wir wollen alles tun, um die Sicherheit zu verbessern. Darum reden wir ja auch mit der Feuerwehr.“ Die Stadtwerke würden ihnen nicht mal das Sicherheitsgutachten von 2009 zeigen, kritisiert Lynn mit Blick auf den Eigentümer. Armin Thomas