Brüssel

Was wird aus der Einigung mit Athen?

Was baldowern der griechische Regierungschef Alexis Tsipras und sein Finanzminister Gianis Varoufakis nach der Einigung mit den Euro-Geberländern aus? Von ihrer heutigen Reaktion auf die Beschlüsse von Brüssel hängt die Zukunft des stark überschuldeten Landes ab.  Foto: dpa
Was baldowern der griechische Regierungschef Alexis Tsipras und sein Finanzminister Gianis Varoufakis nach der Einigung mit den Euro-Geberländern aus? Von ihrer heutigen Reaktion auf die Beschlüsse von Brüssel hängt die Zukunft des stark überschuldeten Landes ab. Foto: dpa

Griechenland hat im Streit um seine Schulden bei den Euro-Partnern viel Vertrauen verspielt. Wird nach der Grundsatzeinigung von Brüssel alles besser? Drei Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte, im Überblick:

Lesezeit: 2 Minuten
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Von Ansgar Haase

1. Die griechische Regierung erfüllt die Forderungen der Geldgeber und legt heute eine akzeptable Liste mit Reform- und Sparplänen vor. Das aktuelle Hilfsprogramm wird daraufhin bis Ende Juni verlängert. Auch Überprüfungen in den nächsten Monaten verlaufen positiv.

Folge wäre wohl ein großes Aufatmen an den internationalen Finanzmärkten und in der europäischen und internationalen Politik. Die Verlängerung des Hilfsprogramms sichert Griechenland weitere Kredite in Milliardenhöhe. Ein Staatsbankrott ist in diesem Fall zumindest vorerst kein Thema mehr. Es könnte dann in aller Ruhe über ein Folgeprogramm verhandelt werden. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras und sein radikales Linksbündnis Syriza drohen jedoch unter Druck zu geraten, weil sie teure Wahlversprechen nicht halten können.

2. Die griechische Regierung interpretiert die Einigung vom Freitag anders als die Geldgeber und legt eine inakzeptable Liste mit Reform- und Sparplänen vor. Die Verhandlungen müssen wieder aufgenommen werden.

Folge wäre ein weiterer Vertrauensverlust der Geldgeber in die griechische Regierung – wenn das überhaupt noch möglich ist. Eventuell würde es einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs geben müssen. Das hatten die Griechen bereits im Vorfeld des Euro-Gruppen-Treffens für den Fall eines Scheiterns gefordert.

3. Die griechische Regierung überlegt es sich doch noch einmal anders und erklärt die Verhandlungen für gescheitert. Wenn es dann keine Zugeständnisse der Euro-Partner mehr gibt, gehen beide Seiten den Weg in eine äußert ungewisse Zukunft. Ein Staatsbankrott innerhalb weniger Wochen, vielleicht sogar ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone – alles wäre dann möglich. Im Fall einer Staatspleite würde die griechische Regierung vermutlich versuchen zu erreichen, dass die Geldgeber auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Die Regierung von Tsipras hätte aber noch deutlich weniger politischen und finanziellen Handlungsspielraum als jetzt.

Sollte sich das Land für den Ausstieg aus der Euro-Zone (Grexit) und für die Rückkehr zur Drachme entscheiden, könnte die neue Währung das Land zwar wettbewerbsfähiger machen. Weil die neue Währung sofort massiv an Wert zum Euro und auch zum Dollar verlieren würde, würden allerdings Importe – und auch die bisherigen Schulden – deutlich teurer.

Die Griechen würden vorher aber wohl noch intensiver als schon jetzt ihre Euro-Guthaben abheben. Das könnte das Bankensystem in die Knie zwingen. Die neue Währung würde Importe und damit auch das Leben der Griechen deutlich verteuern. Im schlimmsten Fall könnte Athen keine Sozialleistungen, Renten und Beamtengehälter mehr bezahlen. Neue Bürgerproteste wären vermutlich nur eine Frage der Zeit.

Alle, die Athen Geld geliehen haben, müssten zudem weitere milliardenschwere Ausfälle verbuchen. Die Ratingagentur Standard & Poor's geht allerdings davon aus, dass der Ausstieg die Euro-Zone nur in einem verkraftbaren Umfang belasten würde.