Rheinland-Pfalz

Verhandlungen in der Sackgasse: Am Nürburgring fliegen die Fetzen

Die Auto-Lobby will mehr Bundesengagement in Brüssel. 
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Die Auto-Lobby will mehr Bundesengagement in Brüssel. Foto: dpa

Am Nürburgring geht es wieder mal hoch her. Die Verhandlungen zwischen den Sanierern an der Rennstrecke und den Pächtern stecken offenbar in einer Sackgasse. Derzeit ist wieder völlig ungewiss, wann die Nürburgring Automotive GmbH (NAG) das Feld räumt. Möglicherweise droht trotz monatelanger Verhandlungen erneut ein langwieriger Rechtsstreit.

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Das Klima zwischen beiden Seiten soll so frostig wie lange nicht sein. Aus dem Umfeld der Pächter ist zu hören, dass ein nahezu komplett ausgehandeltes Vertragspaket quasi kurz vor der Unterzeichnung gekippt wurde. Man schließt nicht aus, dass dies unmittelbar vor dem SPD-Parteitag aus politischen Gründen geschah, weil Inhalte des Vergleichs möglicherweise nicht politisch opportun waren. Enthielten sie zu viel Zündstoff, um grünes Licht aus Mainz zu erhalten?

Derartige Überlegungen wiederum weisen die Sanierer am Nürburgring zurück. Dort legt man großen Wert auf Unabhängigkeit. Auch von der rot-grünen Landesregierung wird stets betont, dass man sich zwar informieren lasse, aber keinerlei Einwirkung ausübe. Das bestätigt der Sprecher des Sanierungsgeschäftsführers Thomas Schmidt und des Sachwalters Jens Lieser: „Die Landesregierung hat keinen Einfluss auf das Insolvenzverfahren.“ Der Sprecher beteuert zudem, dass es niemals einen unterschriftsreifen Vertrag gegeben habe: „Was wir hatten, war eine reine Wunschliste der NAG“ – aus Sicht der Sanierer mit unannehmbaren Forderungen versehen. Erst vergangenen Donnerstag hätten Lieser und Schmidt einen eigenen Vorschlag eingebracht. Diese Darstellung wiederum empört die Pächter. Ihr Sprecher beschreibt den Vorgang anders: „Da wurde fast alles rausgestrichen, über das man sich vorher verständigt hatte.“ Nach dieser Zäsur könne man das umfangreiche Vertragswerk quasi komplett neu schreiben.

Die aus Sicht der NAG überraschend geplatzte Einigung soll einen Managementvertrag für den Nürburgring bis 2014 enthalten haben. Den hätten die NAG-Gesellschafter Jörg Lindner und Kai Richter unterzeichnet. Laut „Spiegel“ wäre auch eine Reduzierung der strittigen Pachtzahlungen an die insolvente und nahezu landeseigene Nürburgring GmbH Teil des Vergleichs gewesen – und zwar von 12 auf 5,5 Millionen Euro. All das scheint nun hinfällig.

Lindner und Richter hatten offenbar folgenden Ablauf vorgesehen: Vergangene Woche sollte der Vergleich von den Anwälten geschlossen werden. Zeitgleich hätten Lindner und Richter mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verhandelt, um das Rennen für 2013 am Ring unter Dach und Fach zu bringen. Der Termin fiel flach.

Die Landesregierung hatte den Pächtern schon vor der Insolvenz der Nürburgring GmbH wegen ausstehender Pacht gekündigt. Dagegen wehren sich die Betreiber. Mehrfach sah es so aus, als sei ein Durchbruch geschafft. Aber dann türmten sich stets neue Hürden auf. Die Sanierer streben weiter einen Vergleich an, und auch die Pächter haben die Gespräche noch nicht für gescheitert erklärt.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück