Moskau

Nennt man ihn bald den Botox-Präsidenten?

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Die Falten auf der Stirn sind weg, die Wangenknochen wirken zu breit, die Augen verziehen sich beim Lachen zu schmalen Schlitzen. Was ist mit Wladimir Putins Gesicht passiert? Vor eineinhalb Jahren erschien er in Kiew mit einem blauen Auge. Seitdem mutmaßen Fachleute, Russlands starker Mann habe sich sein Gesicht mit Botox aufspritzen lassen.

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Moskau – Die Falten auf der Stirn sind weg, die Wangenknochen wirken zu breit, die Augen verziehen sich beim Lachen zu schmalen Schlitzen. Was ist mit Wladimir Putins Gesicht passiert? Vor eineinhalb Jahren erschien er in Kiew mit einem blauen Auge. Seitdem mutmaßen Fachleute, Russlands starker Mann habe sich sein Gesicht mit Botox aufspritzen lassen.

Die Sache mit der Gesichtsveränderung, dem sogenannten Facelifting, will nicht recht zu dem Macho-Image passen, das Putin so pflegt. Russlands Regierungschef posierte in Sibirien als Reiter mit nacktem, muskelbepacktem Oberkörper. Er traf Biker in schwarzer Lederkluft, schoss aus dem Schlauchboot auf einen Wal und löschte sogar Waldbrände eigenhändig aus dem Löschflugzeug. Was für ein „muschik“, ein echter Kerl! Doch offensichtlich ist bei dem Macho Putin einiges erschlafft. Immerhin wird er im Oktober 60 Jahre alt.

Nun will sich Russlands „nationaler Führer“ erneut zum Präsidenten wählen lassen. Da kann es nicht schaden, der Natur rechtzeitig nachzuhelfen. Im Oktober 2010 erschien Putin bei einer Visite in Kiew schlecht gelaunt, mit Schwellungen im Gesicht und blauen Flecken am linken Auge. Der amerikanische Schönheitschirurg Anthony Youn schrieb damals auf seiner Internetseite Celebrity Plastic Surgery, für Putins blaues Auge gäbe es zwei Erklärungen: Entweder sei der russische Premier gegen eine Tür gerannt, oder er habe sich einer Straffung der Augenlider unterzogen. Die Gerüchteküche brodelte so heftig, dass sich Putins Pressesprecher Dmitri Peskow zu einer Stellungnahme gezwungen sah: „Das Licht fiel nicht richtig. Der Premier ist müde, er arbeitet viel und reist die ganze Zeit.“

Im vergangenen Sommer besuchte Putin das Zeltlager der Kremljugend Naschi am Seligersee. Ein Foto des Bloggers Ilja Warlamow zeigt ihn, wie er nur mit Mühe lächeln kann: Zu wenige Falten, das Gesicht ist vollkommen glatt gezogen. Das kremlkritische Magazin „Nowoje Wremja“ sprach danach mit vier Schönheitschirurgen. Nach Ansicht der Fachleute hat sich Putin Botox oder einen ähnlichen Füller zur Straffung in die Stirn und die Wangenknochen injizieren lassen. Außerdem wurden die Augenlider geliftet. Hartnäckig halten sich Gerüchte, Putin habe erwogen, sich Haare vom Hinterkopf verpflanzen zu lassen, um seine fortschreitende Stirnglatze zu verdecken. Er habe es gelassen, als er erfuhr, dass man die Prozedur alle drei Monate wiederholen müsse.

Mit seinen verzogenen Augen über den breiten Wangenknochen erinnert Putin nun noch mehr an einen Haifisch. Für die wachsende Schar seiner Gegner ist die misslungene Schönheitsoperation ein gefundenes Fressen. „Die russische Politik brauchte ein neues Gesicht“, lästert ein Blogger namens Ubunturka, „also bekam Putin ein Facelifting.“ Der Oppositionelle Roman Dobrochotow setzte noch einen drauf: „Botox – das ist böse. Bald läuft er noch mit einem Tuch vor dem Gesicht herum wie Michael Jackson.“

Putin ist gut befreundet mit dem italienischen Expremier Silvio Berlusconi. Der 74-jährige Italiener redet offen darüber, dass er sich operativ verjüngen lässt. Wenn Putin jetzt die Präsidentenwahl gewinnt, könnte er Russland für zwei weitere Amtszeiten regieren – bis 2024. Dann ist er 71 Jahre alt. Für Schönheitschirurgen ist das eine gute Perspektive: Auf sie wartet viel Arbeit. Doris Heimann