Berlin

Lust auf Fleisch mit fatalen Folgen

Lust auf Fleisch mit fatalen Folgen Foto: Digitalpress - F

Die Deutschen essen liebend gern Fleisch – zu viel, sagen Ernährungsexperten. So übersteigt der Fleischverbrauch in Deutschland den weltweiten Durchschnitt um das Doppelte. In der Fastenzeit ab dem heutigen Aschermittwoch verzichten viele Menschen traditionell auf Fleisch. Was viele nicht wissen: Das nützt nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern auch dem Klima. Fragen und Antworten.

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Von Torsten Holtz

Wie viel Fleisch essen wir überhaupt?

Der Fleischverbrauch beträgt pro Kopf und Jahr 88,3 Kilogramm. Zieht man den Knochenanteil ab, verzehrt jeder Bürger in Deutschland 60,3 Kilo Fleisch – zu zwei Dritteln vom Schwein. In Deutschland wird massenhaft Fleisch erzeugt, sogar ein Fünftel mehr als verbraucht wird. 2015 war mit 8,22 Millionen Tonnen ein Rekordjahr. Umgerechnet bedeutet das, dass jährlich etwa 59 Millionen Schweine geschlachtet werden.

Ist das zu viel?

Ja. Die Ernährungskampagne „In Form“ der Bundesregierung rät: „Im Rahmen einer vollwertigen Ernährung sollten Sie nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche essen.“ Das entspricht einer Jahresmenge zwischen 15 und 31 Kilogramm. Gesundheitsfördernd und nachhaltig ernährt sich demnach, wer überwiegend pflanzliche Lebensmittel isst. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Ende Oktober gewarnt, dass Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöhen. Bei rotem Fleisch – dem Muskelfleisch von Säugetieren – ist dies den Forschern zufolge zumindest wahrscheinlich.

Und was ist mit der Umwelt?

Unser hoher Fleischkonsum und der dafür nötige Einsatz von Soja in der Tierfütterung vergrößern den Ausstoß an Treibhausgasen und befördern den Flächenverbrauch weltweit, etwa für Sojaanbau in Südamerika. Die UN-Lebensmittel- und Ernährungsorganisation kommt zu dem Ergebnis, dass die Viehhaltung global für 14,5 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich ist – das ist ähnlich viel wie alle Autos, Lkw, Flugzeuge, Traktoren zusammen.

Wie ist das zu erklären?

Wälder werden in Land- und Weideflächen umgewandelt, beim Futteranbau wird Stickstoffdünger eingesetzt, Rinder stoßen sehr viel Methan aus. Der Umweltverband WWF rechnet vor: Wenn jeder Bürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde, könnte das zu einer jährlichen Einsparung von neun Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen führen. Das entspricht umgerechnet 75 Milliarden Kilometern mit dem Pkw.