Berlin

40+ Paare: Koalition will Adoptionen erleichtern

Adoption bei Homosexuellen
Nicht nur junge Paare sollen nach Überlegungen des Großen Koalition künftig Kinder adoptieren können. Foto: Jens Kalaene (dpa)

Die Große Koalition will es künftig auch Eltern über 40 Jahren ermöglichen, ein Baby zu adoptieren. Gängige Praxis ist bislang, dass der Altersabstand zwischen dem Adoptivkind und seinen künftigen Eltern nicht mehr als 40 Jahre beträgt.

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Von unserer Berliner Korrespondentin Rena Lehmann

„Wir müssen das ganze Thema Adoption den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen“, fordert die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Nadine Schön (CDU). Union und SPD wollen das Adoptionsrecht modernisieren. Experten in den Jugendämtern sind skeptisch.

Bislang ist der Altersabstand in den Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Jugendämter geregelt. Darin heißt es, Eltern könnten im fortgeschrittenen Lebensalter „leichter an die Grenzen hinsichtlich ihrer Belastbarkeit gelangen“. „Dem Wohl des Kindes wird es daher in der Regeln nicht dienen, wenn der Altersabstand größer als 40 Jahre ist“, lautet die Empfehlung, auf die sich die Jugendämter bei Adoptionen berufen. Gesetzlich festgelegt ist der Altersabstand nicht, sodass im Einzelfall auch heute schon anders entschieden werden kann.

Familienplanung beginnt heute oft später

Familienpolitikerin Schön hält es für notwendig, den Abstand zu vergrößern oder eine offenere Formulierung zu finden, um auch Eltern in höherem Alter die Adoption eines Kleinkindes zu ermöglichen. „Die bisherige Regelung entspricht nicht mehr der Lebenswirklichkeit“, sagt sie. Auch leibliche Eltern würden heute später mit der Familienplanung beginnen. „Man erreicht heute sehr schnell den Altersabstand von 40 Jahren“, erklärt Schön, die mit den Jugendämtern einen „praktikablen Vorschlag“ erarbeiten will. Auch im Bundesfamilienministerium will man „Eckpunkte erarbeiten“. „Die Frage des angemessenen Altersabstandes wird seit Jahren kontrovers diskutiert“, sagt eine Sprecherin. Im Mittelpunkt müsste aber immer das Wohl des Adoptivkindes stehen. Im Koalitionsvertrag heißt es, man wolle sich dafür einsetzen, „dass im Adoptionsrecht die höhere Lebenserwartung der Menschen und die Tendenz zur späteren Familiengründung berücksichtigt werden“. Der familienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Sönke Rix, hält es für sinnvoll, die Altersabstände künftig gesetzlich zu regeln. „Das wäre die praktikabelste Lösung, bei der die Eltern Klarheit haben“, sagt der SPD-Politiker.

Jugendämter sind kritisch eingestellt

Bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Jugendämter sieht man dafür aber keinen Bedarf. Erst 2003 war die Empfehlung von „35 bis 40 Jahre“ auf 40 Jahre ausgedehnt worden. „Ich sehe das kritisch“, sagt die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft, Birgit Zeller vom Landesjugendamt Rheinland-Pfalz. „Je älter Menschen sind, desto schwerer wird es für sie, mit den besonderen Bedürfnissen eines adoptierten Kindes umzugehen“, erläutert Zeller. Oft kommen Fragen nach der eigenen Herkunft in der Pubertät auf. „Das kann Paare, die dann schon im Großelternalter sind, überfordern“, sagt Zeller. Sie verweist auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach Frauen in Deutschland im Schnitt bei der Geburt ihres ersten Kindes 30 Jahre alt sind. „Adoptivkinder sollten möglichst unter normalen Umständen aufwachsen, ältere Eltern sind auch sonst in der Gesellschaft noch die Ausnahme“, meint die Vorsitzende.