Paris

++ Paris: Verdächtiger nach Anschlag angeblich festgenommen

Rettungskräfte
Rettungskräfte kümmern sich um die Überlebenden des Pariser Anschlags. Foto: Ian Langsdon

Beim schwersten Terroranschlag in Frankreich seit einem halben Jahrhundert ist die gesamte Führungsmannschaft des islamkritischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ ermordet worden. Unter den zwölf Toten sind auch zwei zum Schutz des Magazins abgestellte Polizisten. Wir informieren im Liveticker.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige
Mit dem öffnen des externen Inhaltes erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an //embed.scribblelive.com/Embed/v7.aspx?Id=1011604&ThemeId=18827 übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Zeugen zufolge drangen zwei schwarz vermummte Männer mit Kalaschnikows in die Redaktionsräume ein und schossen kaltblütig um sich. Die Terroristen riefen „Allah ist groß“ und „Wir haben den Propheten gerächt“. „Sie sprachen perfekt Französisch“, sagte die Zeichnerin Corinne Rey, die den Anschlag überlebte, der Zeitung „l'Humanité“. Dabei hätten sie behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören. Der Überfall habe etwa fünf Minuten gedauert; sie habe unter einem Schreibtisch Deckung gesucht.

Von einem Dach aufgenommene Videos von der Straße vor dem Redaktionsgebäude im Pariser zeigen, wie einer der vermummten Täter mit einem Schnellfeuergewehr auf einen bereits auf dem Bürgersteig liegenden Polizisten zugeht und ihn ermordet. Auf Bildern war ein Polizeiwagen mit Einschusslöchern zu sehen.

Mit dem öffnen des externen Inhaltes erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an //storify.com/larswienand/massaker-bei-satirezeitschrift-szenerie-danach/embed?header=false&border=false&template=slideshow übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Unter den Toten sind der Mohammed-Karikaturist und Redaktionsleiter Charb alias Stéphane Charbonnier und sein Leibwächter. Charb tauchte im Frühjahr 2013 im Internetmagazin „Inspire“ der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) auf einer „Fahndungsliste“ auf. Seine letzte Karrikatur las sich wie eine Herausforderung an die Terroristen.

Bei ihrer Flucht in einem Auto gaben die Täter weitere Schüsse ab; eine Passantin wurde verletzt. Die Tat löste weltweit Entsetzen aus und wurde auch von Muslimverbänden verurteilt.

Präsident François Hollande eilte sofort zum Tatort und rief die Nation zur Einheit auf. Er sprach von „Barbarei“ und einen „Schock für Frankreich“. Nach einer Krisensitzung des Kabinetts erklärte die Regierung, es seien drei Täter am Werk gewesen.

„Diese abscheuliche Tat“ sei ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel. US-Präsident Barack Obama bot dem „ältesten Verbündeten Amerikas“, Frankreich, jede Hilfe an, „um diese Terroristen vor die Justiz zu bringen“. Auch islamische Staaten wie Katar, Muslimverbände, die EU und die Nato verurteilten die Tat vehement.

Rettungskräfte kümmern sich um die Überlebenden des Pariser Anschlags.

Ian Langsdon

Die Polizei sperrte die Straßen rund um das Gebäude des Satiremagazins.

Etienne Laurent

Rettungskräfte und Polizisten am Schauplatz des Terroranschlags.

Etienne Laurent

Polizeieinsatz in Paris: Frankreich steht unter Schock.

Etienne Laurent

Versteinerte Miene: Frankreichs Präsident Hollande am Tatort.

Etienne Laurent

Polizei und Rettungskräfte sind im Einsatz. Bei dem Anschlag sollen zwölf Menschen getötet worden sein.

Der Verlagsleiter des Satiremagazins „Charlie Hebdo“, Charb, zeigt 2012 das Titelblatt mit Cartoons über den Propheten Mohammed.

dpa

Bei einem Terroranschlag auf das französiche Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris sind mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen.

dpa

Bei einem Terroranschlag auf das französiche Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris sind mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen.

dpa

Bei einem Terroranschlag auf das französiche Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris sind mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen.

dpa

Bei einem Terroranschlag auf das französiche Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris sind mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen.

dpa

Die Redaktion des Satiremagazins wurde 2011 schon mal Opfer eines Anschlags.

dpa

Die verwüstete Redaktion von «Charlie Hebdo» nach einem Anschlag am 2. November 2011.

Maxppp/Julien Muguet/Archiv

Hollandes Sozialistische Partei rief zu einem „Marsch der Republikaner“ auf; Mediengewerkschaften mobilisierten für eine Schweigekundgebung. Der Rat der Muslime in Frankreich nannte den Terroranschlag „einen „Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“.

Als Reaktion auf den Anschlag verschärften Länder wie Italien die Sicherheitsvorkehrungen für Medien. In Deutschland sehen Sicherheitskreise keine Anzeichen für erhöhte Terrorgefahr; es herrsche eine „abstrakt hohe“ Gefährdung. Für die Deutsche Polizeigewerkschaft ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Deutschland einen Anschlag gebe. Angriffe fanatischer Einzeltätern seien nicht zu verhindern, sagte ihr Vorsitzender Rainer Wendt.

Der Anschlag erfolgte am Tag des Erscheinens des islamkritischen Romans „Soumission“ (Unterwerfung) von Michel Houellebecq in Frankreich. „Charlie Hebdo“ hatte aus diesem Anlass Houellebecq am Mittwoch auf sein Titelblatt gehoben und sich über den Schriftsteller lustig gemacht. Der Roman beschreibt das Leben in Frankreich unter einem muslimischen Präsidenten.

„Charlie Hebdo“ war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen in die Kritik geraten. Bereits im November 2011 waren nach der Veröffentlichung einer „Scharia“-Sonderausgabe mit einem „Chefredakteur Mohammed“ die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen. Die Internetseite war zudem mehrfach von Hackern angegriffen worden.

Die vier Zeichner Charb, Wolinski, Cabu und Tignous sind nach Informationen aus Justizkreisen unter den Todesopfern des Terroranschlags. Sie wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einem Überlebenden des Anschlags identifiziert.

In der Nacht gab es Meldungen, nach denen die Polizei einen der mutmaßlichen Täter in Reims festgenommen hat. Er habe sich gestellt, hieß es.

dpa/law/eck/msc