Berlin

KOPIE_ID_184926/Romantik 2.0: Berlinerin macht angekündigten Heiratsantrag per Twitter

Öffentlicher Heiratsantrag über Twitter per Ansage: Eine 18-jährige Berlinerin hat am Montag ihren getwitterten Ankündigungen Taten folgen lassen und ihren Liebsten nach dem Ja-Wort gefragt. Mit Erfolg, wie sie sagt. Nachprüfen lässt sich das nicht, der Glückliche bleibt anonym.

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Berlin – Öffentlicher Heiratsantrag über Twitter per Ansage: Eine 18-jährige Berlinerin hat am Montag ihren getwitterten Ankündigungen Taten folgen lassen und ihren Liebsten nach dem Ja-Wort gefragt. Mit Erfolg, wie sie sagt. Nachprüfen lässt sich das nicht, der Glückliche bleibt anonym.

Die Ankündigung: Bei 250 Followern, so hatte@iheartstefanie geschrieben, macht sie bei Twitter einen Heiratsantrag.

Am Montag schnellte dann nach einem Hinweis unserer Zeitung auf ihren Plan die Followerzahl nach oben und...

... die Berlinerin hielt ihr Versprechen.

Zwar wurde über den Weg auch gespottet, für ihre Worte gab es aber einhelliges Lob.

Irreführende Antwort: Weil ihr bester Freund auch umgehend mit „Ja“ antwortete, gingen bei ihm dann auch gleich Glückwünsche ein.

„Er hat ja gesagt“. Die 18-jährige Berlinerin bestätigte dann selbst, dass sie per Twitter erfolgreich um die Hand ihres Freundes angehalten hat. Geantwortet hat er per Mail.

Das „Ja-Wort“ kam per Mail, auch wenn die wildfremden Zeugen bei Twitter schon eifrig einem anderen gratulierten. Sie waren Zeuge, wie die Twittererin @iheartstefanie bei Twitter ihrem Schatz einen Antrag machte. Und das mit Ansage: Wenn sie 250 Follower hat – also 250 Menschen ihre Kurznachrichten abonniert haben – wollte sie den Heiratsantrag stellen, hatte sie angekündigt. Unsere Zeitung hatte sie darauf angesprochen und dann selbst via Twitter auf ihren Plan aufmerksam gemacht.

Jetzt ging es schnell. „250 Follower sind geschafft. Nun muss ich meiner Pflicht nachkommen“, konnte die Berlinerin keine 15 Minuten später verkünden. Was sie dann aber schrieb, las sich nicht nach Pflichterfüllung, sondern entzückte manche Leser. „Mein Schatz, wir kennen uns jetzt über ein Jahr. Du warst immer für mich da, warst an vielen Tagen der einzige, der mich aufmuntern konnte“, setzte sie an. Um dann im nächsten Tweet zu schreiben: „Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Und mein Herz wird immer dir gehören. Willst du mein Mann werden? ♥“

Lange zurecht gelegt hat sie sich die Worte nicht, verriet sie später unserer Zeitung. „Ich habe einfach geschrieben, was ich fühle.“ Und das traf offenbar den richtigen Ton: „Er hat Ja gesagt“, twitterte sie. Und viele Twitternutzer glaubten da auch zu wissen, wer „er“ ist. „Jap, bin ich dabei“, hatte promt Twitterer@F3rk3S geantwortet – und dann auch Glückwünsche entgegengenommen. Der Glückliche ist er aber nicht. „Er ist mein bester Freund und engster Vertrauter, aber nicht mein fester Freund“, so Stefanie zu unserer Zeitung. @F3rk3S, der ansonsten Tobias heißt, hatte sich zum Spaß eingeklinkt.

An wen der Antrag direkt ging, will sie für sich behalten. „Einfach, weil es Leute gibt, die es nichts angeht.“ Also bleibt den Twitterern vorerst nicht nichts anderes, als ihrer Version vom Ja-Wort zu glauben: „Er hat mir mir per Mail geantwortet.“

Kritik an dieser Art des Antrags lässt sie nicht gelten: „Bei Twitter geben viele Menschen täglich ihr Privatleben preis, darunter Dinge, die teilweise intimer und privater sind, als ein Heiratsantrag.“ So ganz zufrieden stellt sie die Romantik 2.0 aber nicht: „Der endgültige Antrag wird dann persönlich gemacht.“ Und der soll dann von ihm kommen. „Ich wollte ihn einfach nur wissen lassen, wie sehr ich ihn liebe, und dass ich mein Leben mit ihm verbringen möchte.“

Und warum über Twitter? „Ich habe ihn über Twitter kennengelernt. Deshalb empfand ich es als schöne und auch witzige Idee.“ Die Zahl 250 hatte sie sich willkürlich gesetzt. „200 wäre zu wenig gewesen, alles andere irgendwie zu viel, also ist es die 250 geworden.“ Für Kritik hat sie wenig Verständnis: „Bei Twitter geben viele Menschen täglich ihr Privatleben preis, darunter Dinge, die teilweise intimer und privater sind, als ein Heiratsantrag.“

Dabei hätte sie sich für ehrgeizigere Ziele durchaus noch Zeit lassen können. Geheiratet werden soll nämlich erst nach dem Studium. Und das steht der 18-Jährigen ja erst noch bevor. Wenn sie es nicht bei Twitter gelesen haben sollten – was wohl wenig wahrscheinlich ist – wissen Stefanies Eltern nichts von dem Plan: „Ich bin mit 16 ausgezogen.“

Ihre Aktion ist nicht der erste Antrag via Twitter in Deutschland: Als aber etwa@dotdean im April 2009@schokodinatorin die entscheidene Frage stellte, hatte er das vorher schon persönlich gemacht. „Nur auf Twitter hätte das ja auch schief gehen können“, erklärte er damals dem Internetportal „Der Westen“ in einem Interview. Stefanie hatte diese Sorge offenbar nicht. Und wie geht´s weiter? „Natürlich werde ich meine Follower auf dem Laufenden halten. Aber die Familienplanung wird unabhängig von Twitter bleiben.“

Lars Wienand