Köln

Musik in den Ohren des Twitter-Chefs: Köln will Deutschland-Sitz werden

Nestwärme würde Köln bieten: Twitter ist willkommen.
Nestwärme würde Köln bieten: Twitter ist willkommen. Foto: Frank Michatz (MSH AND MO

Twitter kommt nach Deutschland und bezieht in Köln Quartier? Eine kölsche Initiative buhlt mit sympathischen Mitteln um das Unternehmen. Unsere Zeitung schließt sich an – und hat Hilfe aus den USA geholt, damit der Vorschlag buchstäblich gut klingt für Twitter-Gründer Jack Dorsey.

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Köln – Twitter kommt nach Deutschland und bezieht in Köln Quartier? Eine kölsche Initiative buhlt mit sympathischen Mitteln um das Unternehmen. Unsere Zeitung schließt sich an – und hat Hilfe aus den USA geholt, damit der Vorschlag buchstäblich gut klingt für Twitter-Gründer Jack Dorsey.

Kevyn Smith und Jeremy Johnson machen mit den vermutlich kürzesten Songs Furore: Sie singen als @wesingyourtweet Tweets – versüßen (sweeten) so, was andere tweeten. Da fanden sie auch die Idee prima, eine getwitterte Botschaft an den Twitter-Gründer Jack Dorsey zu vertonen. Dorsey erhält derzeit viele Nachrichten, die ihn für Köln als Deutschland-Standort erwärmen sollen. Unsere Zeitung hat sich da lokalpatriotisch angeschlossen. Eine Kampagne für Koblenz dürfte trotz der Standortentscheidung von Amazon für die Stadt wenig aussichtsreich sein – und an der Rheinachse schlägt gefühlt das Herz von Twitter. Deshalb twitterten wir:

Gesungen wurde noch keine der Botschaften an Twitter – bis Kevyn Smith und Jeremy Johnson jetzt zur Gitarre griffen. Die beiden Musiker aus Seattle übersetzten den Song sogar sehr kreativ ins Deutsche: „Lieber Jack, Twitter das Herz in Deutschland wird auf der Rheintal zu schlagen. Also schau vorbei nach Cologne. twithubcgn.“ Hier ist ihr Werk:

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Die beiden finden auch das Anliegen sympathisch: „Wir hoffen, dass Jack kommt nach Köln“, schreiben sie in ihrem Blog, in dem sie die gesungenen Tweets sammeln. 1400 Mal haben sie schon die maximal 140 Zeichen eingesungen, schätzt Kevyn Smith – so genau kann er das nicht sagen. Langweilig wird ihnen dabei nicht: „Für uns ist Twitter ein riesiges Almanach der Texte“, so Kevyn Smith zu unserer Zeitung. „Wir werden niemals müde.“ Die Motivation? „Die Menschen genießen es – das ist auch gut für uns“, so Smith, der mit Johnson auch als Dave hates Chico Musik macht. „Wir mögen es, Musik zu machen.“

Begonnen hatten sie ihr Twitter-Projekt damit, eigene Kurz-Texte einzuspielen. Dann fanden sie es aber schnell spannender und herausfordernder, die Texte anderer zu singen. Das machen sie inzwischen auch in einer festen Rubrik für die „Über 50“-Seiten der Huffington Post, in der sie nachsingen, was Menschen jenseits der 50 getwittert haben. Sie hatten auch schon einmal einen deutschen Tweet gesungen: „Nun schneit es aber viel“. „Wir suchen aus, was nach Musik aussieht – und da hatte der Tweet unsere Aufmerksamkeit erregt.“

Beim Tweet für Köln ging es aber nicht nur darum. Und vor ein paar Tagen hatte es schon so ausgesehen, als würde ihr Einsatz zu spät kommen: „Welt online“ hatte Hamburg als Sieger präsentiert – voreilig, wie das Handelsblatt dann meldete. In Köln war das Aufatmen groß.„Das Rennen ist noch nicht entschieden. Wir machen weiter und erhöhen den kreativen Druck im Kessel“, erklärte die Kölner Internet-Union, Berufsverband der Kölner Internet-Firmen. Sie hatte einen Tweet des Kölner Social-Media-Managers Markus Jakobs aufgegriffen:

Seither schicken in und um Köln viele Twitterer nicht nur Kurznachrichten mit dem Erkennungswort #twithubcgn (Twitter-Knoten Köln) Richtung Twitter. Auf einem Kanal bei YouTube werden zudem Videos von Nutzern hochgeladen, die auch um Twitter werben.

Die Wirtschaftswoche weist darauf hin, dass diese Form der „Wirtschaftsförderung 2.0“ durchaus ihren Sinn haben könnte: Für Chiquita war es bei der Suche nach einem neuen Standort in den USA ein kräftiges Argument, dass es aus Charlotte eine solche Kampagne mit Tausenden Tweets gegeben hatte. Das wäre eigentlich auch ein passendes Signal für Twitter, das unter @twitterstories Geschichten sammelt, was Twitternutzer durch die Plattform alles erreichen. Und Twitter kann sich ja auch an den beiden tonangebenden Musikern orientieren: „Wir hoffen, bald Köln zu besichtigen“, sagt Kevyn.

Lars Wienand