London

Nach nackten Späßen in Vegas im Kampf gegen Taliban: Prinz Harry zurück in Afghanistan

London - Prinz Harry, zuletzt wegen seiner Nacktfotos in Las Vegas in den Schlagzeilen, ist als Soldat wieder im Afghanistan-Einsatz. Als Pilot eines Kampfhubschraubers der britischen Luftwaffe habe er einen viermonatigen Einsatz am Hindukusch begonnen, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
London - Prinz Harry, zuletzt wegen seiner Nacktfotos in Las Vegas in den Schlagzeilen, ist als Soldat wieder im Afghanistan-Einsatz. Als Pilot eines Kampfhubschraubers der britischen Luftwaffe habe er einen viermonatigen Einsatz am Hindukusch begonnen, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Foto: dpa

„Er zog seine Badehose vor 15 Frauen aus und war als Erster nackt“, berichtete genüsslich die „Sun“, die Prinz Harry nach einer Partie Strip-Billard in Las Vegas „mit den Händen vor den Kronjuwelen“ abgebildet hat. Vor zwei Wochen beschwerten sich 3 600 Leser bei dem Boulevardblatt wegen der „respektlosen“ Berichterstattung über die Nummer Drei der Thronfolge.

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Dabei wunderten sich die Briten zugleich über die peinlichen Späße des 27-jährigen Enkels von Elizabeth II., der als seriös wirkender Anzugträger die Queen und sein Land bei der Eröffnung der Paralympics vertreten hat. „Er wollte nur etwas Dampf ablassen“, beschwichtigten kryptisch die Palastquellen. Die tiefere Bedeutung dieses Satzes wurde erst gestern klar, als das Verteidigungsministerium in London den Beginn von Harrys riskanter viermonatiger Kampfmission in Afghanistan verkündet hat.

Er flog in der Nacht zu Freitag unter strengster Geheimhaltung auf die britische Basis Camp Bastion in der Provinz Helmand. Nach einer zehntägigen Akklimatisierung soll der Prinz dort als Schütze eines zweisitzigen Apache-Kampfhubschraubers (Spitzname: Drache) bis zum Jahresende Angriffe gegen die Taliban-Stellungen fliegen und seinen Kameraden am Boden Feuerschutz geben. Auf dem gestern veröffentlichten Militärvideo kriecht der Rotschopf in einem gefleckten Tarnanzug unter den 17 Meter langen „Drachen“, um dessen Waffensysteme zu inspizieren. Ein anderes Bild zeigt den schwitzenden Captain Wales mit einem verlegenen Lächeln und einer „Daumen hoch“-Geste. Diese Aufnahmen reichten, um den belächelten „Partyprinzen“ augenblicklich in einen Nationalhelden zu verwandeln.

Denn erstmals seit Prinz Andrews Einsatz im Falkland-Krieg vor 30 Jahren schaut wieder ein Blaublüter in Offiziersuniform dem Tod in die Augen. Zwar gilt Camp Bastion als relativ sicher, und die Briten haben noch nie einen Apache im Kampf verloren. Dennoch sorgen sich die Militärs und die Königsfamilie darüber, dass die Feinde den Prinzen nach einer Panne in der südafghanischen Wüste als Geisel nehmen und hinrichten könnten. Er sei „unglaublich stolz“ auf seinen Sohn, verkündete gestern Prinz Charles über einen Sprecher.

Es ist bereits das zweite Mal, dass Harrys Kindheitstraum von der Teilnahme an einem echten Krieg in Erfüllung geht. Anfang 2008 durfte der junge Offizier in Helmand zehn Wochen lang als Funker die Angriffe auf die Taliban koordinieren. Allerdings hielten ihn damals die Generäle noch von der Frontlinie fern. „Es ist schön, ein normaler Mensch zu sein“, schwärmte dennoch in einem Interview der Prinz, der darüber glücklich schien, tagelang nicht zu duschen und jeden Morgen eine staubige Kampfuniform der Blues and Royals anziehen zu können. „Mama wäre jetzt stolz auf mich“, fügte er hinzu mit Blick auf die 1997 verstorbene Prinzessin Diana. Harrys heimliche Wüstenmission vor vier Jahren ging abrupt zu Ende, als einige Medien die Nachrichtensperre brachen und den Royal auf Patrouille zeigten. Die Rückkehr nach Afghanistan schien ausgeschlossen. Doch er wollte nicht aufgeben. Nach der Rückkehr absolvierte der Prinz eine schwierige Flugausbildung im Apache, die in der Regel nur zwei Prozent der britischen Armeepiloten erfolgreich bewältigen. Nach dem triumphalen Abschluss eines „Top Gun“-Spezialtrainings im Februar war Captain Wales bereit für ein neues Abenteuer. Harrys Befehlshaber in Camp Bastion, Captain Jock Gordon, bat gestern die Medien darum, den zweiten Einsatz des Royals nicht zu gefährden: „Auf ihn wartet schwierige Arbeit, darum muss er in Ruhe gelassen werden“.

Nach britischen Medienberichten genießt Harry in Helmand wie alle Apache-Flieger das bescheidene Privileg, nicht in den Gemeinschaftszelten zu wohnen, sondern sich mit einem Kameraden einen etwas bequemeren „Transportcontainer“ zu teilen. Zwar gibt es auch in Camp Bastion Billard und eine Bar. Doch im Unterschied zu Las Vegas wird sich der lebensfrohe Royal dort nur eine Cola kaufen können, wenn er am kommenden Samstag seinen 28. Geburtstag feiert.

Von unserem Korrespondenten Alexei Makartsev