Berlin/Wuppertal

Was ging denn da ab? Eisbär starb an Zebra-Herpes!

Ein 2010 im Wuppertaler Zoo gestorbener Eisbär war mit einem von Zebras stammenden Herpesvirus infiziert. Darüber berichtet ein internationales Forscherteam unter Leitung des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung im Fachblatt „Current Biology“.

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

Berlin/Wuppertal (dpa) – Ein 2010 im Wuppertaler Zoo gestorbener Eisbär war mit einem von Zebras stammenden Herpesvirus infiziert. Darüber berichtet ein internationales Forscherteam unter Leitung des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung im Fachblatt „Current Biology“.

„Solche, auf andere Spezies übergehenden Viren können, wenn sie nicht erkannt werden, die Artenschutzmission von Zoos gefährden“, erklärte das Institut am Donnerstag in Berlin. Bisher sei kaum in Betracht gezogen worden, dass die Artenvielfalt in Zoos unvorhersehbare Folgen in Bezug auf die Übertragung von Krankheitserregern zwischen verschiedenen Tierarten haben könnte.

Das Forscherteam hatte herausgefunden, dass in dem Zoo das Eisbärweibchen namens Jerka mit einem von Zebras stammenden Virus infiziert war. Das Tier starb an einer Gehirnentzündung. Sein Artgenosse Eisbär Lars – Vater des berühmten Bären Knut – war auch erkrankt, überlebte aber dank umfassender tierärztlicher Betreuung. „Die Symptome waren ziemlich schockierend, und zu diesem Zeitpunkt war die Krankheitsursache völlig unklar“, wird der Zootierarzt von Wuppertal, Arne Lawrenz, zitiert.

Das Institut berichtete, durch aufwendige Untersuchungen von Jerka, Lars und neun weiteren Eisbären sei ein Herpesvirus als Ursache der Gehirnentzündungen festgemacht worden, das normalerweise in Zebras vorkomme. Überraschend sei gewesen, dass ein anderer Eisbär, der Jahre zuvor in einem anderen Zoo an Nierenversagen gestorben war und nie Kontakt mit Jerka oder Lars hatte, ebenfalls dieses Virus in sich trug.

Unbekannt sei, wie die Eisbären sich infiziert haben könnten, erklärten die Forscher. In Wuppertal werden Zebras und Eisbären von verschiedenen Tierpflegern betreut, zwischen den Gehegen liegen etwa 70 Meter. Bären und Zebras seien nicht die einzigen Wirte, da die Ursprungsviren als Erreger von Gehirnentzündungen auch bei Zootierarten wie Gazellen und Meerschweinchen gefunden wurden.

Der traditionsreiche Tierpark in Wuppertal will die Eisbären nun regelmäßig untersuchen. „Jetzt, da wir mehr darüber wissen, sind wir besser vorbereitet und können bereits im Vorfeld aktiv werden“, erläuterte der Zootierarzt. Erst im Januar war ein Eisbärmädchen namens Anori im Zoo auf die Welt gekommen.