Köln

Ihr größtes Konzert: Revolverheld in der Lanxess-Arena

Foto: Marcelo Peerenboom

Es war der Auftritt ihres Lebens: Die Band Revolverheld hat am Samstagabend in der Kölner Lanxess-Arena ihr bisher größtes Konzert gegeben. Rund 15.000 Fans waren in der nahezu ausverkauften Halle völlig aus dem Häuschen. Frontmann Johannes Strate auch. Und wie.

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Von unserem Redakteur Marcelo Peerenboom

Nach 140 Minuten Konzert steht er da, schlägt die Hände über den Kopf und blickt fassungslos in das riesige Rund der Halle, die früher „Köln-Arena“ hieß. „Ihr seid ja verrückt“, stammelt er ins Mikro auf der Suche nach den richtigen Worten. Der Applaus will nicht enden, die Fans sind ausnahmslos begeistert und feiern ihre Revolverhelden. Und Johannes Strate steht da so glücklich wie ein kleines Kind, das sich zu Weihnachten ein Matchbox-Auto gewünscht und eine komplette Carrera-Bahn erhalten hat. Hat man den 36-jährigen Sänger jemals glücklicher gesehen?

Noch vor ein paar Jahren konnte die Hamburger Band froh sein, wenn 200 Gäste kamen, um ihre Musik zu hören. 14 Jahre nach ihrer Gründung – ursprünglich unter dem Namen Manga – steht sie auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere. Auf einmal füllen sie spielend die größten Hallen der Republik.

Rückenwind durch „MTV unplugged“

Besonderen Rückenwind hat das „MTV unplugged“ erzeugt. „Seit zehn Jahren begeistern Revolverheld mit ihrem Deutschrock die Fans und prägten so ihre ganz eigene „Generation Rock“. Jetzt ziehen wir den Jungs die Stecker aus den E-Gitarren und bitten Johannes und Co. zum MTV Unplugged auf die Bühne der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg“, hatte der Musiksender Anfang vergangenen Jahres mitgeteilt. Entstanden sind dabei nicht nur eine CD und eine DVD, sondern auch eine eigene Tournee, die Musikbegeisterte aus ganz Deutschland an dieser besonderen Art von Konzert teilhaben lässt, die ohne Stromgitarren und Keyboards auskommt.

In drei Akte ist das Konzert unterteilt – im ersten sucht die Band das Bad in der Menge, bahnt sich den Weg durch die Zuschauerränge hinein in der Arena, wo mitten im Stehplatzbereich ein kleiner erhöhter Bereich abgetrennt ist, auf dem die Musiker zu gerade eben Platz finden. Und startet der Auftritt gemütlich – und es bleibt über weite Strecken regelrecht kuschelig. Immer wieder stehen Paare eng umschlungen da, schauen sich verliebt an und singen textsicher mit. Bei Revolverheld geht’s oft um Liebe, um Gefühl – aber auch im Schmerz, wenn eine Beziehung zu Bruch geht. „Worte, die bleiben“ ist so ein Titel der verletzten Gefühle. Oder „Deine Nähe tut mir weh“.

Der zweite und dritte Akt der MTV Unplugged findet auf der großen Bühne statt, die nach und nach immer größer wird – weil nach und nach immer mehr Musiker dazustoßen. Am Ende nimmt auch ein Streicherquartett Platz, das vielen Titeln eine besondere Note verleiht. Zwischendurch hat Sänger Johannes Strate Unterstützung: Mal kommt Rapper Das Bo zur Hilfe, dann steht plötzlich Johannes Oerding mit ihm auf der Bühne, um gemeinsam „Sommer in Schweden“ zu singen. Das sind besondere Momente, die das Publikum so genieß wie Strate auch.

Und dann, im dritten Akt, passiert es: Der Pianist lässt die ersten Takte von „Ich lass für dich das Licht an“ erklingen – und die ganze Lanxess-Arena formiert sich zu einem gigantischen Chor. Text- und tonsicher singen sie wie aus einem Mund „Wenn wir nachts nach Hause gehen, die Lippen blau von Rotwein…“ – und Johannes Strate fließen vor Rührung fast die Tränen herunter. Nach einer Strophe Chorerlebnis alles zurück auf Anfang, und im zweiten Anlauf „darf“ dann auch Johannes Strate den Song vortragen.

Alle haben sich irgendwie lieb

Es sind diese rührenden Momente, die vielen unter die Haut gehen. Eine kollektive Glückseligkeit macht sich breit. Alle in der riesigen Halle haben sich irgendwie lieb, schwimmen auf eine Welle der Zufriedenheit. Wie achtsam ein Star auf sein Publikum achten kann, das zeigt eine Szene, von großer Fürsorge geprägt ist: Bevor Johannes Strate das nächste Lied anstimmt, greift er hinter sich, holt zwei Taschentücher hervor und spricht einen Mann an, der seit Konzertbeginn einen kleinen Jungen auf der Schulter trägt. „Bitte tun Sie ihm das hier in die Ohren“, ruft der Sänger dem Mann zu. Es tue ihm im Herzen weh, wenn er zusehen müsse, wie das Gehör eines Kindes durch mangelnden Schutz Schaden nehmen könnte. Ja, so ist er, der Herr Strate: besorgt und kinderlieb; der Traum jeder Schwiegermutter.

Glückselig präsentiert sich am Ende eine Band, die ihren Erfolg kaum fassen kann. „Wir sind doch nur eine kleine, popelige Band aus Hamburg“, meint der Frontmann und schüttelt angesichts der Begeisterung, die über ihm hereinbricht, den Kopf. Und weil er in der Karnevalshochburg Köln ist, stimmt er ganz am Ende ein gemeinsames „Huma, Humba Tätärä“ an. Auch das verzeiht man dem netten Herrn Strate.

Im November in Koblenz

Die Tournee führt Revolverheld durch ganz Deutschland. Nach einer Sommerpause im September und Oktober geht es dann im November auf die Zielgerade. Das vorletzte Konzert der Tour findet am 23. November in Koblenz in der Conlog-Arena statt. Karten ab 50,85 Euro gibt es unter www.rz-tickets.de